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Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Waters
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das durch die Zitadelle waberte wie Nebel, doch ich war mir sicher, eine private Andeutung herauszuhören. Mir fiel ein, wie Constantius während seines Krieges mit Magnentius die Barbaren aufgestachelt und zu Raubzügen auf römisches Gebiet geschickt hatte, ohne Rücksicht auf die Folgen, solange es nur seinen eigenen Zwecken nützte. Wollte Eutherius darauf anspielen? Wollte jemand Julian aus dem Weg räumen? Ich hatte keine sichere Antwort darauf. Wie auch immer, Eutherius wollte es nicht offen ansprechen.
    Ich schob den Gedanken beiseite und sagte mir, ich sähe schon überall Verschwörer.
    »Es ist gar keine Frage«, fuhr Eutherius fort und blickte Julian vielsagend an, »du musst in Gallien bleiben und einen anderen nach Britannien schicken.«
    »Aber das ist doch eigentlich Aufgabe des Cäsars«, wandte Lupicinus ein. »Außerdem ist es sein eigener Wunsch, wie du gehört hast. Wozu also diese Diskussion?«
    »Du hast im Osten gekämpft«, sagte Eutherius lächelnd, »ruhmreich, wie man hört. Nach den Persern werden ein paar keltische Raufbolde keine Gegner für dich sein.«
    Wie immer Marcellus und ich über ihn dachten – Lupicinuswar ein erfahrener, erfolgreicher Soldat. Erstaunlicherweise hatte er nun Einwände und verschanzte sich hinter logistischen Schwierigkeiten: Ob es nicht genüge, mehrere Einheiten zur Verstärkung zu schicken? Ob es nicht besser sei, wenn ein Mann seines Könnens in Gallien bliebe, falls die unberechenbaren Germanen wieder auf Raubzüge gingen? Ob es wirklich klug sei, die Überfahrt im Winter zu wagen, wo Stürme häufig und Truppentransporter leicht zu überwältigen seien?
    Jeder – besonders Valentinian, dem es nicht gefallen hatte, ängstlich genannt zu werden – hörte verwundert zu, bis Julian ihn schließlich unterbrach: »Einer von uns muss gehen. Jede Verzögerung wird uns als Schwäche ausgelegt. Ist das nicht auch deine Ansicht?«
    »Natürlich«, antwortete Lupicinus gereizt.
    Julian nickte. Sein Blick schwenkte zu dem Bronzeofen mit seinen Girlandenreliefs und dann zu Eutherius, der sich die Hände daran wärmte und keine Miene verzog.
    »Dann werde ich bleiben, wenn du es mir rätst, Eutherius. Wir dürfen nicht gefährden, was wir bisher erreicht haben. Wir werden genügend Männer hierbehalten, um unsere Flanken gegen die Germanen zu schützen.«
    Einen Moment lang rieb er sich nachdenklich das Kinn. Dann drehte er sich zu Lupicinus um und sagte: »Nimm die Heruler und die Bataver. Sie sind gute, leidenschaftliche Kämpfer, und uns bleibt damit eine ausreichende Reserve, um notfalls die Rheingrenze zu verteidigen.«
    So brach Lupicinus nach Britannien auf.
    Bei Boulogne schiffte er sich ein, und bald darauf kam die Nachricht, er sei in London eingetroffen. Dann zog sich der Himmel zu, und wir warteten und munterten uns mit der Geschichte auf, die gerade die Runde machte, wonach Lupicinus in der Christenkirche gebetet und dann heimlich nach einemalten Priester geschickt und ihn gebeten habe, für eine sichere Überfahrt Weihrauch auf Neptuns Altar zu opfern.
    Kurze Zeit später, Ende Januar, kam ein kaiserlicher Notar in die Zitadelle. Ein Hauptmann der Wache kündigte ihn an.
    »Ein Notar?«, sagte Julian. »Kommt er von Florentius?« Wir hatten nichts mehr vom Präfekten gehört, seit er überstürzt nach Vienne abgereist war.
    »Nein, Cäsar. Er sagt, er kommt vom Kaiser. Er heißt Decentius. Er fragte als Erstes nach dem Präfekten. Als ich ihm sagte, der Präfekt sei in Vienne, verlangte er Lupicinus zu sprechen.«
    »… und der ist in Britannien.«
    »Das sagte ich ihm ebenfalls. Darauf befahl er mir … äh, dich zu ihm zu rufen.«
    »Zu rufen?«, wiederholte Julian und zog belustigt die Brauen hoch. »Er hat dir befohlen, mich zu ihm zu rufen?«
    Der Hauptmann, ein junger Gallier, der gerade erst befördert worden war, blickte verlegen drein. »Ja, Cäsar. Das waren seine Worte.«
    »Wenn das so ist«, sagte Julian, »sollten wir ihn lieber nicht warten lassen.«
    Der Hauptmann war zu unruhig, um Julians Sarkasmus zu würdigen. Beim Hinausgehen drehte er sich noch einmal um.
    »Was gibt’s?«, fragte Julian.
    »Nur eines noch. Er wies mich an, gleich anschließend Sintula zu suchen und ihn ebenfalls zu ihm zu bringen.«
    »Was kann er von Sintula wollen?«, überlegte Julian, nachdem der Hauptmann gegangen war.
    Ich kannte Sintula. Er war ein ehrgeiziger Offizier der Palastwache, dessen Hauptsorge das eigene Vorankommen war. Es war allgemein

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