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Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Waters
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hatte.
    »Du darfst ihnen sagen, ich hätte keine Einwände«, erklärte Julian. Er schritt zu den Bücherborden neben seinem Schreibpult, betrachtete die unordentlich gestapelten Schriftrollen mit ihren Schildchen und hölzernen Spindeln und drehte sich dann um. »Sei aber beim nächsten Mal nicht überrascht, wenn sichkeine Freiwilligen melden, wenn du in Gallien Männer rekrutieren willst.«
    Tage vergingen. Von Florentius kam keine Antwort. Julian schickte eine zweite Depesche: Aus der Provinz sollten Truppen abgezogen werden, sodass er in Paris gebraucht werde. Es sei die Pflicht des Präfekten, für Ausrüstung und Transport zu sorgen.
    »Er wird nicht kommen«, sagte Julian später.
    »Er weiß, dass wir ihn verdächtigen«, meinte Oribasius.
    Julian schaute aus dem Fenster. Es regnete. »Mit gutem Grund. Seine Abwesenheit ist allzu passend.« Er schüttelte den Kopf. »Dennoch hat er seine Arbeit zu tun. Fürchtet er etwa um sein Leben? Er sollte mich besser kennen.«
    Während der grauen Wintertage versuchten wir alle auf unterschiedliche Weise, beim Notar zu intervenieren; wir drängten ihn, die Sache aufzuschieben und um neue Befehle zu bitten.
    Just nach solch einem unerfreulichen Gespräch – der Mann war für vernünftige Überlegungen unzugänglich und auf aggressive Weise stur – lief ich Eutherius in die Arme, als er die Gartenkolonnade entlangging.
    Er nahm mich beim Arm und lud mich ein, einen Becher Wein mit ihm zu trinken. Als wir in seinen warmen, süß duftenden Gemächern saßen und Agatho uns den Wein gebracht hatte, sagte ich: »Es nützt nichts, er will nicht zuhören. Man könnte ebenso gut mit einem Stein reden.«
    »Das kann uns schwerlich überraschen, Drusus. Aber jetzt nimm dir erst einmal einen von diesen wunderbaren Zimtkuchen, und mach nicht so ein verdrießliches Gesicht.«
    Ich nahm einen Kuchen aus der kegelförmigen roten Glasschüssel. In Eutherius’ Zimmer stand immer eine Auswahl kleiner Köstlichkeiten bereit.
    »Es ist klar, dass Decentius nicht die Absicht hat, unsere Ratschläge zu befolgen. Er ist nicht gekommen, um zuzuhören, sondern um Anweisungen zu erteilen. Aber«, sagte er nachdenklich kauend, »hast du bemerkt, dass er hinter seinem aufgeblasenen Gehabe gar nicht so selbstsicher ist, wie er vorgibt?«
    »Er hatte wohl angenommen, Lupicinus die Befehle zu überbringen und mit dem Auftrag fertig zu sein«, sagte ich.
    »Wahrscheinlich. Und nun ist er gezwungen, selbst Verantwortung zu übernehmen. Er würde es nie zugeben, aber damit ist er überfordert.«
    »Ein Beamter, der als Soldat auftritt«, sagte ich bitter.
    Eutherius nickte.
    »Und er wird einen Fehler machen«, sagte er. »Wir brauchen nur zu warten.«

SIEBTES KAPITEL

    Ein paar Tage später machte Sintula sich bereit, mit den Soldaten, die er aus der Palastgarde ausgewählt hatte, von Paris aufzubrechen. Decentius hatte Julian angewiesen, in seinen Gemächern zu bleiben und sich nicht blicken zu lassen. Doch die Soldaten waren nicht so leicht zu täuschen. Es verbreitete sich, dass Julian unglücklich war. Die Männer waren schlecht gelaunt und misstrauisch, und in der Stadt herrschte allgemeiner Unmut.
    Am Morgen des Abmarsches gingen Marcellus und ich zum Forum, um die Männer vorüberziehen zu sehen. Die Wolken hingen tief, und bei Tagesanbruch setzte ein feiner Nieselregen ein. Wir zogen unsere Kapuzen über, da wir nicht erkannt werden wollten. Am Forum angelangt, gingen wir in eine Schenke, die wir kannten und die sich klein und unauffällig in eine Kolonnadenecke duckte, neben einer Bäckerei. Der Servierjunge brachte uns verdünnten Wein und Brot und eine Platte mit Rauchfleisch und Käse. Dann warteten wir auf die Soldaten.
    Es war noch früh. Ab und zu ging ein Haussklave in die Bäckerei, um die Brote für den Morgen abzuholen. Wir tranken schweigend unseren Wein, aßen und beobachteten die paar regennassen Gestalten, die den gepflasterten Platz überquerten.
    Schließlich stellte Marcellus seinen Weinkelch ab, um nach allen Seiten durch die Kolonnaden zu schauen.
    »Ist dir aufgefallen«, fragte er stirnrunzelnd, »dass kein anderer Laden und keine Werkstatt geöffnet haben?«
    Ich sah mich um. Er hatte recht: Bis auf die Bäckerei war alles geschlossen.
    »Vermutlich warten sie, bis die Männer vorbeimarschiert sind.« Doch danach behielt ich meine Überlegungen für mich.
    Auf der anderen Seite des Forums, unter dem Säulenvordach eines alten, verlassenen Tempels, suchte eine Schar in

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