Wen die Goetter strafen
Botschafter sprechen?«
»Könnten Sie mir sagen, worum es geht?«
»Es – es geht um ein persönliches Anliegen.«
»Einen Moment bitte.«
Dreißig Sekunden später war Botschafter Hardy am Apparat. »Miss Evans?«
»Ja.«
»Willkommen in Moskau.«
»Vielen Dank.«
»Roger Hudson hat Sie bereits angekündigt. Womit kann ich Ihnen dienen?«
»Dürfte ich vielleicht vorbeikommen und mit Ihnen sprechen?«
»Aber gewiss doch. Ich bin – einen Moment mal.« Kurz darauf meldete sich der Botschafter zurück. »Wie wär's mit morgen früh? Um zehn Uhr?«
»Von mir aus gern. Ich danke Ihnen vielmals.«
Dana blickte aus dem Fenster auf die Menschen, die eiligen Schrittes in der bitteren Kälte draußen vorüberhasteten.
Tim hat Recht,
dachte sie.
Ich sollte mir lieber ein paar warme Sachen besorgen.
Das berühmte GUM war nicht weit von Danas Hotel entfernt. Es war ein riesiges Kaufhaus, in dem allerlei billiger Ramsch feilgeboten wurde.
Dana ging in die Abteilung für Damenkonfektion, wo etliche Ständer voller dicker Wintermäntel hingen. Sie suchte sich einen roten Wollmantel aus und einen dazu passenden roten Schal. Es dauerte zwanzig Minuten, bis sie jemanden fand, bei dem sie bezahlen konnte.
Danas Handy klingelte, als sie ins Hotel zurückkehrte. Jeff war dran.
»Hallo, meine Liebste. Ich habe an Silvester bei dir angerufen, aber über Handy hast du dich nicht gemeldet, und ich wusste nicht, wie ich dich anderweitig erreichen kann.«
»Tut mir Leid, Jeff.«
Er hat es also nicht vergessen. Gottlob.
»Wo steckst du?«
»In Moskau.«
»Ist alles in Ordnung, Liebling?«
»Bestens. Sag mal, Jeff, wie geht es Rachel?«
»Das kann man noch nicht sagen. Die Ärzte wollen morgen eine neue Behandlungsmethode anwenden. Irgendwas, das bisher noch in der Erprobungsphase ist. In ein paar Tagen müssten die ersten Ergebnisse vorliegen.«
»Hoffentlich spricht es an«, sagte Dana.
»Ist es drüben bei dir kalt?«
Dana lachte. »Das kannst du dir gar nicht vorstellen. Ich komme mir vor wie ein Eiszapfen.«
»Ich wünschte, ich wäre da und könnte dich zum Schmelzen bringen.«
Fünf Minuten lang redeten sie miteinander, dann hörte Dana im Hintergrund, wie Rachel nach Jeff rief.
»Ich muss Schluss machen, Liebling«, sagte Jeff. »Rachel braucht mich.«
Ich brauche dich ebenfalls,
dachte Dana. »Ich liebe dich.«
»Ich dich auch.«
Die amerikanische Botschaft am Nowinskij Bulvar war ein altes, heruntergekommenes Gebäude, vor dem russische Posten in Schilderhäuschen Wache standen. Eine lange Schlange geduldig wartender Menschen hatte sich davor gebildet. Dana ging daran vorbei und nannte einem Posten ihren Namen. Er warf einen Blick auf eine Liste und winkte sie durch.
Am Eingang stand ein amerikanischer Marineinfanterist in einem Kabuff aus kugelsicherem Glas. Eine weibliche Sicherheitskraft, auch sie eine Amerikanerin, überprüfte den Inhalt von Danas Handtasche.
»Okay.«
»Vielen Dank.« Dana ging zur Rezeption. »Dana Evans.«
»Der Botschafter erwartet Sie bereits, Miss Evans«, sagte ein Mann, der am Schalter stand. »Wenn Sie bitte mitkommen möchten.«
Dana stieg hinter ihm die Marmortreppe hinauf und folgte ihm zu einem Empfangsraum am Ende eines langen Flurs. Eine attraktive Frau, etwa Anfang vierzig, lächelte, als Dana eintrat. »Miss Evans«, sagte sie, »wie nett. Ich bin Lee Hopkins, die Sekretärin des Botschafters. Sie dürfen gleich hineingehen.«
Dana ging in das eigentliche Büro. Botschafter Edward Hardy erhob sich, als sie sich dem Schreibtisch näherte.
»Guten Morgen, Miss Evans.«
»Guten Morgen«, sagte Dana. »Danke, dass Sie mich empfangen.«
Der Botschafter war ein großer, gesund und kräftig wirkender Mann, der sich betont herzlich gab – ein typischer Politiker.
»Sehr erfreut, Sie kennen zu lernen. Darf ich Ihnen etwas anbieten?«
»Nein, danke.«
»Bitte nehmen Sie Platz.«
Dana setzte sich.
»Ich war begeistert, als Roger Hudson mir Ihren Besuch ankündigte. Sie sind zu einem höchst interessanten Zeitpunkt gekommen.«
»Ach ja?«
»Ich sage das nur ungern, aber ich fürchte, unter uns gesagt, dass sich dieses Land im freien Fall befindet.« Er seufzte. »Ehrlich, ich habe keine Ahnung, was hier als nächstes geschehen wird, Miss Evans. Dieses Land hat eine über achthundertjährige Geschichte, und wir müssen hier mit ansehen, wie es den Bach runtergeht. Die Kriminellen haben hier zu Lande das Sagen.«
Dana blickte ihn fragend an. »Wie meinen
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