Wen die Goetter strafen
Ihnen sehr verbunden.«
Heute war Silvester. Bestürzt dachte sie daran, das dies ihr Hochzeitstag hätte sein sollen.
Bald
, dachte sich Dana.
Bald.
Sie zog ihren Mantel an und ging hinaus.
»Ein Taxi, Miss Evans?«, fragte der Portier.
»Nein, danke.« Sie hatte kein bestimmtes Ziel. Jean-Paul Hubert war zu seiner Familie gefahren.
Das ist keine Stadt, in der man allein sein sollte
, beschloss Dana.
Sie lief los, versuchte nicht an Jeff und Rachel zu denken. Versuchte an überhaupt nichts zu denken. Sie kam an einer kleinen Kirche vorbei, die geöffnet war, und einer spontanen Eingebung folgend, ging sie hinein. Das kühle, stille Gewölbe ließ sie zur Ruhe kommen. Sie setzte sich auf eine Bank und sprach ein stummes Gebet.
Um Mitternacht spazierte Dana immer noch durch die Straßen von Paris, als ringsum das Geknatter der Feuerwerkskörper losbrach und ein Konfettiregen auf die Stadt niederging. Sie fragte sich, was Jeff wohl gerade machte.
Schlafen er und Rachel miteinander? Er hat nicht angerufen. Wie konnte er nur vergessen, dass dies eine ganz besondere Nacht sein sollte?
Auf dem Boden neben der Kommode in Danas Zimmer klingelte das Handy, das aus ihrer Handtasche gefallen war.
Es war drei Uhr morgens, als Dana ins Plaza Athénée zurückkehrte. Sie ging auf ihr Zimmer und kroch ins Bett. Erst ihr Vater und nun Jeff. Von zwei Menschen, die sie liebte, war sie verlassen worden – es war, als zöge sich dieser dunkle Faden durch ihr ganzes Leben.
Ich werde nicht in Selbstmitleid versinken
, schwor sie sich.
Was ist schon dabei, dass dies meine Hochzeitsnacht werden sollte? Ach, Jeff, wieso rufst du mich nicht an?
Sie weinte sich in den Schlaf.
19
Der Flug mit der Sabena nach Moskau dauerte dreieinhalb Stunden. Dana bemerkte, dass die meisten Passagiere warme Kleidung trugen und dass in der Gepäckablage lauter Pelzmäntel, Mützen und Schals lagen.
Ich hätte mich wärmer anziehen sollen
, dachte sie.
Na ja, ich will ja nur ein, zwei Tage in Moskau bleiben.
Immer wieder musste sie an Antonio Persicos Worte denken.
Winthrop war wie von Sinnen. Er hat am Telefon nur ständig gesagt: »Das russische Vorhaben muss durchgeführt werden. Wir sind schon zu weit gegangen, als dass wir uns jetzt noch von irgendetwas aufhalten lassen dürfen.«
Mit was für einem wichtigen Vorhaben war Winthrop beschäftigt gewesen? Welche Einzelheiten waren geregelt? Und kurz darauf hat ihn der Präsident zum Botschafter in Moskau ernannt.
Je mehr ich erfahre, desto weniger werde ich aus dem Ganzen schlau
, stellte Dana fest.
Scheremetjewo II, der internationale Flughafen der russischen Hauptstadt, war zu Danas Erstaunen voller Touristen.
Wie kann ein vernünftiger Mensch nur im Winter nach Russland reisen?
, fragte sie sich.
Als Dana zur Gepäckausgabe kam, fiel ihr ein Mann auf, der sie verstohlen betrachtete. Dana stockte das Herz.
Die haben gewusst, dass ich komme
, dachte sie.
Aber woher nur?
Der Mann kam auf sie zu. »Dana Evans?« Er sprach mit schwerem slawischem Akzent.
»Ja...«
Er lächelte über das ganze Gesicht und sagte begeistert: »Sie mein größtes Fan. Sie mich immerzu im Fernsehen anschauen.«
Dana fiel ein Stein vom Herzen. »Oh. Ja. Vielen Dank.«
»Ob Sie wohl könnten so freundschaftlich sein und mir ein Autogramm geben?«
»Natürlich.«
Er hielt ihr ein Blatt Papier hin. »Ich nicht haben Stift.«
»Aber ich.« Dana zückte ihren goldenen Kugelschreiber und gab ihm ein Autogramm.
»Spasiba! Spasiba!«
Als Dana ihren Kuli wieder in die Handtasche stecken wollte, rempelte sie jemand an, und der Stift fiel auf den Betonboden. Dana bückte sich und hob ihn auf. Das Gehäuse war gesprungen.
Hoffentlich lässt sich das wieder reparieren,
dachte Dana. Dann besah sie sich den Schaden genauer. Ein dünner Draht ragte aus dem Sprung. Verdutzt zog sie daran. Ein winziger Sender hing daran. Ungläubig betrachtete ihn Dana.
Deshalb haben die ständig gewusst, wo ich mich aufhalte! Aber wer hat ihn angebracht und warum?
Dann fiel ihr die Karte ein, die dem Geschenk beigelegt war.
Liebe Dana, wir wünschen Ihnen eine angenehme Reise. Die Bande.
Wütend riss Dana den Sender heraus, warf ihn zu Boden und zertrat ihn mit dem Absatz ihres Schuhs.
In einem hermetisch von der Außenwelt abgeschirmten Laboratorium verschwand plötzlich der Markierungspunkt auf der Landkarte am Computermonitor.
»Verdammter Mist.«
»Dana?«
Sie drehte sich um. Der WTN-Korrespondent in Moskau stand hinter
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