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Wen die schwarze Göttin ruft

Wen die schwarze Göttin ruft

Titel: Wen die schwarze Göttin ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nach Kampala und die ugandische Armee alarmieren? General Bikene wird sofort zum Feldzug aufrufen, und es wird zu einem fürchterlichen Abschlachten kommen. Es gibt kein Erbarmen in Afrika.
    Sie lebt. Seine Gedanken wurden ruhiger, und er streifte die etwas steife Uniformjacke über. Sie lebt bestimmt. Warum sollten sie Veronika und ihre Freunde töten? Harmlose Menschen, Reisende, die Afrikas Schönheiten fotografieren wollten, und weiter nichts. Aber fragt Haß – wenn es Haß ist – nach Vernunft? Gibt es in der Politik – wenn dies ein politischer Akt war – Menschlichkeit? Kümmert sich der Erpresser um die Schmerzen seines Opfers?
    Alex Huber war mit dem Umkleiden fertig und stülpte den Helm über. Sogar die Kopfgröße paßte. Seine eigenen Kleider band er zu einem Bündel zusammen und versteckte sie in einer Bergspalte. Dann nahm er die Arzttasche, steckte die Pistole in den schwarzen Ledergürtel, schulterte das Gewehr wie ein erfahrener Hunter und beugte sich noch einmal über den Betäubten. Er lag da und atmete flach, mit offenem Mund, aus dem der widerlich süßliche Geruch des Äthers strömte.
    »Die Portion reicht für zwei Stunden«, konstatierte Huber. »Hoffentlich hast du ein gutes Herz, Junge. Ich könnte dir später keine Kreislaufspritze verpassen.«
    Er zog den Mann an den Füßen aus der prallen Sonne in den Schatten, betrachtete noch einmal diesen nackten braunen Körper, dieses europäische Gesicht und schüttelte wieder den Kopf. Dann ging er weiter, hinüber zur Straße und hielt sich genau in deren Mitte.
    Er war jetzt ein Angehöriger des fremden Volkes, ein Soldat sogar, und so marschierte er im Tempo der Kolonne allein weiter, aus den Augenwinkeln nach allen Seiten sichernd, die Felsen abtastend, das Gehör so angespannt, daß der Tritt seiner Stiefel auf der Straßendecke wie lautes Knallen klang.
    Sein Herz hämmerte dabei so wild, daß der Mediziner in ihm Alarm schlug. Wie lange hält er das durch? Es schlägt mir zum Hals hinaus. Und wenn das auch unmöglich ist – es benimmt sich so. Aber nur nicht denken! Jetzt nicht denken! Heb dir deinen Mut auf, mein Junge, bis du am Ziel bist. Halt deine Nerven fest, du brauchst sie noch!
    Ein einsamer Mann marschierte auf einer Straße in den Mondbergen viertausend Jahre zurück in die Vergangenheit und wußte es nicht …
    Nach dem Frühstück – die Soldaten schoben kleine flache Tische in die Käfige und brachten einen Fruchttee, Schnitten von grauem Brot, Bienenhonig und eine scharf riechende Hammelbutter – holte man Doktor Stricker wieder hinunter in die Stadt.
    Heimbach hatte nichts angerührt. Er hockte auf dem Käfigboden vor seinem Tischchen und stierte mit hervorquellenden Augen auf die herrliche, amphitheatralisch angelegte Stadt. Auf den flachen Dächern bewegten sich jetzt die Frauen, hingen Wäsche auf, klopften Matten. Kinder spielten. Ihre hellen Stimmen flogen hinauf bis zu den Käfigen an der riesigen, alles beherrschenden Tempelmauer. Auf den Straßen pulsierte das Leben, kleine Ochsen zogen die Karren. Es verkauften in den offenen Geschäften die Händler ihre Waren. Niemand blickte nach oben zu den zwischen Himmel und Erde hängenden Fremden.
    In der Nähe der Käfige wimmelte es von Bauarbeitern. Ein neuer Teil des Tempels entstand, und wie in den Zeiten der Pharaonen wurden die Steinblöcke an langen Seilen über eine schiefe, glatte Ebene aus Holz emporgezogen. Vorarbeiter trieben mit rhythmischen Rufen die schwitzenden und keuchenden Männer an.
    Peter Löhres aß mit großem Appetit. Er hockte hinter seinem Tischchen und schmierte mit dem stumpfen Messer seine Honigbrote.
    »Isch hann dreitausend Mark Vollpension jebucht«, sagte er zu Veronika. Sie aß nur eine Scheibe Brot und sah dann dem Bau des Tempels zu: ein lebender Geschichtsunterricht. »Und bevor se misch opfern, will isch 'ne Portion davon abfressen.«
    »Werden Sie operieren, Doktor?« stammelte Heimbach, als er den Soldaten die Leiter hinaufklettern sah, der den Arzt abholen sollte.
    »Nein, Herr Heimbach.«
    »Aber Sie könnten uns damit doch retten! Ich bitte Sie, Doktor, ich flehe Sie an: Versuchen Sie es wenigstens …«
    »Bei einem Osteom ist ein Versuch geradezu ein Verbrechen.«
    »Nichts zu tun – das ist in unserer Lage Mord!« schrie Heimbach hysterisch.
    Er stieß den Tisch um, kauerte sich an die Gitter und redete unverständliche Worte vor sich hin. Stricker blickte ihn nachdenklich an. Heimbach wird keinen Tag mehr

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