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Wen die schwarze Göttin ruft

Wen die schwarze Göttin ruft

Titel: Wen die schwarze Göttin ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wahrhaft festliches Essen vorgesetzt. Zum erstenmal saßen sie alle zusammen an einer langen Tafel. Stricker hatte Huber stumm beide Hände gedrückt, Bret Philipps klopfte ihm mit englischer Lässigkeit auf die Schulter, und Albert Heimbach weinte wie ein Kind.
    Von Sikinika kam keine Nachricht. Kein Dank, kein Zeichen, nichts. Huber hatte es auch nicht erwartet. Er wußte, wie es jetzt im Herzen dieser Frau aussehen mußte, die gezwungen war, die Goldene Göttin zu spielen und darauf zu verzichten, ein Mensch zu sein.
    »Wann fahren wir?« fragte Löhres und trank mit Kennermiene von einem rötlichen Wein. »Ich muß zurück nach Köln! Ohne Chef ist so'n Fuhrunternehmen ein Verlustgeschäft. Die Kerle fahren einem die Wagen zu Schrott!«
    Stricker lachte ausgelassen. »Ein Kölner und ein Bayer«, sagte er und tippte dabei Huber gegen die Brust, »haben Archimedes gefehlt! Er hätte dann keinen Hebel gesucht, um die Welt aus den Angeln zu heben …«
    Gegen Ende des Mahles wurden sie alle sehr müde. Es war wie eine Lähmung, die über sie kam. Sie blieben am Tisch sitzen und fielen mit den Köpfen nach vorn auf die Platte.
    Der Wein, dachte Huber noch, bevor er besinnungslos wurde. Sie haben den Wein vergiftet. Man hat uns betrogen! Sikinika, warum hast du das getan? War das nötig? Zerstören, was man nicht besitzen kann … ich habe dich für größer gehalten.

24
    Stricker fand langsam wieder zu sich. Er richtete sich auf und schüttelte sich wie ein Hund. Es war kalt, der Sternenhimmel über ihm glitzerte, er begriff gar nicht, wo er war, dann – als seine Gedanken klarer wurden und er sich umblickte – ließ er sich sofort wieder auf den Rücken fallen und kniff die Augen zusammen.
    Das ist nicht wahr, dachte er. Paul Stricker, schlaf weiter. Du bist ein Idiot! Du bist noch besoffen von dem herrlichen Wein! Aber die Kälte blieb, er hörte in der Ferne Hyänen schreien, und über ihm raschelte ein schwacher Wind in den Zweigen einer großen Schirmakazie.
    Mit einem Satz stand er auf den Füßen. Mit beiden Händen wischte er sich übers Gesicht, aber die Vision blieb immer noch: das Lager in der Savanne. Dort stand der Landrover, die beiden Zelte knarrten im Wind, vor dem Eingang des kleineren knatterte die Leinwand. Dort mußte Bret Philipps liegen mit seinem wahnsinnigen Fieber. Und dort schlafen Veronika und Heimbach und Löhres – im Wagen muß der versoffene Fahrer Toyo Mibubu liegen. Wir haben uns ja verirrt, und Philipps muß sofort zu einem Arzt; und der besoffene Toyo ist immer im Kreis gefahren …
    So etwas gibt es doch nicht! Was war denn mit den Käfigen an der Tempelmauer? Mit der Göttin? Mit dem Osteom? Mein Gott, Stricker, du wirst wahnsinnig …
    Er rannte zu dem kleinen Zelt. Bret Philipps lag tatsächlich darin, aber zufrieden und tief schnarchend. Neben ihm lagen Alex und Veronika. Sie hatte ihren Kopf über Hubers Brust geschoben.
    »Aufwachen!« brüllte Stricker. »Um Himmels willen, wacht auf! Sag mir doch einer, daß ich verrückt bin!«
    Philipps, Huber und Veronika zuckten hoch. Aus dem anderen Zelt krochen Heimbach und Löhres. Auch sie begriffen nichts mehr. Sie standen etwas schwankend herum und starrten in die Gegend.
    »Es … es hat sich nicht verändert«, stammelte Stricker. »Unsere Zelte, der Wagen … sogar die Lagerfeuer glimmen noch! Das ist doch Wahnsinn! Philipps, wie fühlen Sie sich?«
    »Blendend.« Der Engländer ging zum Landrover. Toyo Mibubu fehlte. Er war das einzige Opfer.
    »Kein Fieber?« schrie Stricker.
    »Ich könnte wie ein Walfisch Wasserstrahlen blasen!« Philipps kam vom Landrover zurück. »Doktor, beruhigen Sie sich. Ja, wir sind an der alten Stelle. Und Sie haben keinen langen Traum gehabt. Der Fahrer fehlt, wir sind um Doktor Huber bereichert – Ihr Jeep steht übrigens hinter dem Baum, Doktor –, Toyo ist tot – wir haben wirklich alles erlebt. Sie haben uns wieder abgesetzt, genau dort, wo sie uns gefaßt haben.«
    »Verstehst du das?« stotterte Veronika. Sie fror. Die Savannennächte können kalt sein. Alex legte beide Arme um sie und zog sie eng an sich. Dann blickte er über ihren Kopf zu den Ruwenzoribergen. Mondlicht lag über dem Massiv, ein geisterhaftes, vielfach gebrochenes Leuchten.
    »Ja, ich kann es verstehen«, sagte er leise. »Danke, Sikinika …«
    »Was nun?« fragte Stricker, als man sich minutenlang in einer Art Freudenrausch ausgetobt hatte. Man hatte sich gegenseitig umarmt und geküßt, war um die Feuer getanzt

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