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Wen die schwarze Göttin ruft

Wen die schwarze Göttin ruft

Titel: Wen die schwarze Göttin ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und begriff doch nicht vollständig, daß man wieder in einer anderen, in der richtigen Welt war. Bret Philipps rauchte wieder seine Pfeife. »Glauben Sie nicht, daß wir jetzt ohne Probleme sind. Wir werden morgen in die Zivilisation zurückkommen und übermorgen in grellen Scheinwerferlicht der Weltöffentlichkeit stehen. Was sollen wir sagen? Wo waren wir? Wie lange waren wir überhaupt weg?«
    »Nach meiner Rechnung siebzehn Wochen«, sagte Huber. »Genau weiß ich es auch nicht.«
    »Über vier Monate!« Löhres holte sich einen Klappstuhl und setzte sich. »Wat sind mer da Aufträje durch de Lappen jejangen …«
    »Und erst mein Lebensmittelgeschäft«, sagte Heimbach. Er war der einzige, der vielleicht ganz begriff, daß er noch lebte.
    »Wir können nicht vier Monate in die Irre gegangen sein!« sagte Stricker. »Berichten wir von Urapa, sperren sie uns in die nächste Irrenanstalt. Philipps, haben Sie eine Idee?«
    »Kein Wort über Urapa«, sagte Huber plötzlich. Er hatte in die Tasche gegriffen und einen Zettel hervorgezogen. Mit einer goldenen Flüssigkeit hatte Dombono die letzte Nachricht hinterlassen. »Ich lese vor.« Er trat näher an den Batteriescheinwerfer heran. Sogar er gab noch schwaches Licht.
    »Es gibt kein Urapa, es gibt nichts, was ihr gesehen habt. Vergeßt alles. Wer den Mund öffnet und über uns berichtet, wird verflucht sein über Generationen hinaus! Vergeßt uns!« Er ließ den Zettel sinken, zerriß ihn und streute die Schnipsel in das noch glimmende Feuer, wo sie sich in einer bläulichen Flamme vollends auflösten.
    »Was wollen wir tun?« fragte Philipps heiser. »Ich respektiere Dombonos Wunsch. Sie haben mich aus dem Fieberdelirium gerettet.«
    »Heimbach?« fragte Huber ernst.
    »Ich lebe! Mehr will ich nicht.«
    »Löhres?«
    »Mir ist Köln wichtiger.«
    »Herr Kollege – und Sie?«
    »Ich werde es nicht vergessen, aber ich kann mit einem Geheimnis leben.«
    »Veronika?«
    »Kein Wort mehr«, sagte sie und schlug die Hände vors Gesicht. Alex Huber blickte noch einmal hinüber zu den Mondbergen. Er nahm Abschied. Und er wußte, daß er diesen Ort nie mehr sah.
    »Wir fahren sofort. Die Nacht ist hell genug.«
    »Und was erzählen wir der Welt?« fragte Philipps.
    »Irgend etwas! Die glaubhafte Geschichte von Rebellen, die uns mitgenommen, aber dann die Nutzlosigkeit ihres Unterfangens eingesehen haben. Einigen wir uns darauf: Wir waren in einem Versteck am Albert-See.«
    Nach einer Stunde brachen sie auf. Beim Morgengrauen erreichten sie die erste menschliche Siedlung. Philipps fuhr den Landrover, Huber folgte ihm in seinem alten Jeep.
    Er saß hinter dem Lenkrad – mit einem steinernen Gesicht. Nicht zurückblicken, befahl er sich. Huber, geradeaus, nicht zurück. Es gibt kein Urapa. Reiß dich los, verdammt – Doktor Huber, mach jetzt bei dir selbst einen sauberen chirurgischen Schnitt! Durchtrenne einen Teil deiner Seele!
    Es war eine schöne, klare Nacht. Und Sikinika sagte zu ihrem Sohn: »Jetzt fährt er zurück und kommt nie wieder, Sikinophis. Nie mehr! Begreifst du, was das heißt: nie mehr?«
    »Ja, Mutter. Nie mehr ist wie der Tod.«
    Sie saßen nebeneinander am Fenster und blickten in die Sterne. Sie hielten sich umschlungen, und der Junge blieb ganz ruhig sitzen, als sich der Kopf seiner Mutter auf seine Schulter legte.
    Eine Göttin weinte …
    Wer den Mund öffnet und über uns berichtet, wird verflucht sein! Vergeßt uns!
    Wie kann man eine solche Frau vergessen?

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