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Wen die schwarze Göttin ruft

Wen die schwarze Göttin ruft

Titel: Wen die schwarze Göttin ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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draußen in der Steppe und in der Savanne herum und verhören jedes Dorf, ob Rebellen vorbeigezogen sind. Sie suchen auch hier in den Bergen, vor allem mit Hubschraubern.«
    »Die sehen gar nichts.«
    »Das weiß ich jetzt auch. Aber ich bin hier!«
    »Sehr schön! Das beruhigt! Grüß Gott, lieber Kollege!« Stricker zeigte um sich. »Darf ich bekannt machen: Peter Löhres aus Köln. Albert Heimbach aus Hannover. Veronika kennen Sie. Ich bin Paul Stricker, Internist. Ihren Namen habe ich nur noch halb im Ohr. Alex, glaube ich, nicht wahr?«
    »Alex Huber.« Er spürte deutlich die Ironie der Situation. Da hängt man in Käfigen an einer Tempelmauer, weiß, daß das Leben nur noch Stunden zählt, und dabei stellt man sich vor wie auf einem Partyparkett. »Sie halten mich wohl für einen Idioten, Herr Stricker?«
    »Ich habe immer eine tiefe Abneigung gegen falsches Heldentum gehabt, lieber Kollege. Sie sind doch auch Arzt?«
    »Ja.«
    »Ich habe fast die ganze Welt gesehen. Reisen ist meine Leidenschaft, sie kommt gleich nach den Frauen.« Stricker lehnte sich ans Gitter. »Ich kann es mir leisten – ich habe eine renommierte Privatklinik und gute Oberärzte. Ich bin ein Globetrotter, wissen Sie. Ich will wissen, auf welcher Kugel wir leben, ehe ich sie wieder verlassen muß. Ich hab' allerdings nicht eingeplant, daß es auf diese Weise sein wird: als Götteropfer in einem unbekannten Stadtstaat, der fünf Jahrtausende zivilisatorischer Entwicklung an sich hat vorbeigehen lassen. Bewußt hat vorbeigehen lassen, wegen eines uralten Königstestamentes, das ein ewig glückliches Volk garantieren soll! Urapa, das Land ohne Krieg und Verbrechen! Seit Jahrtausenden! Verdammt, das ist faszinierend.«
    »Urapa heißt das also.« Huber blickte über die phantastische Stadt. Von den Bergen her tönten dumpfe Gongschläge. Die Suchtrupps meldeten, daß man immer noch nichts gefunden hatte. »Sie sind gut informiert, Herr Kollege.«
    »Von der Gottkönigin selbst.«
    »Sagen Sie das noch einmal.«
    »Sie heißt Sikinika und ist eine der schönsten Frauen, die ich je gesehen habe. Und ich verstehe etwas davon! Sie spricht sogar Französisch!«
    »Das ist total verrückt!«
    »Ihr Oberpriester und Chefchirurg Dombono spricht übrigens ein Englisch im Oxfordstil.«
    »Man kann den Sarkasmus auch übertreiben«, sagte Huber ärgerlich. »Tun Sie lieber etwas für Veronika.«
    »Mehr als zu ihr hinpusten kann ich nicht. Sie hat sich bisher tapfer gehalten, sie war eigentlich die Mutigste von uns allen. Aber dann kommen Sie, und schon fällt sie um. So häßlich sind Sie doch gar nicht!«
    »Herr Stricker«, sagte Huber ernst, »in jeder anderen Lage würde ich sagen: Sie sind ein widerlicher Bursche.«
    »Ich nehme es Ihnen nicht übel, Kollege.« Stricker lachte rauh. Aber dieses Lachen hatte einen tragischen, gebrochenen Unterton. »Ich brauche das; sonst werde ich so verrückt wie unser Heimbach dort. Seien wir doch ehrlich: Worüber sollen wir jetzt reden? Über Möglichkeiten, aus den Käfigen hinauszukommen und zurückzuwandern zu den lieben, normalen Menschen? Wissen Sie eine Möglichkeit? Ich nicht. Sie auch nicht. Also quatschen wir Konversation! So lange, bis man uns ein paar Etagen höher auf den Opferstein legt, die Brust aufschneidet und unsere Herzen dem Regengott hinhält. Wenn's hilft, retten wir damit Urapa die Ernte. Dann hat das Sterben wenigstens einen Sinn … es sind Millionen ohne Sinn gestorben!«
    Stricker beobachtete Veronika. Sie bewegte sich, ihre Beine zuckten, die Hände griffen um sich, aber sie war noch nicht bei sich. Der Schock war zu groß gewesen.
    »Übrigens, eine interessante Sache, das wird Sie als Arzt interessieren: Sie operieren hier mit einer Art Elektromesser. Völlig unblutig! Sie haben es mir vorgeführt. Ich war überwältigt. Huber, glotzen Sie mich nicht an wie ein Kalb einen Regenwurm. Dombono und sein Ärzteteam reiben die eisernen Messer so lange, bis diese sich aufgeladen haben. Kaum zu glauben, aber ich habe eine unblutige Gallenspaltung mit Ausräumung des Choledochus demonstriert bekommen.«
    »Man soll es nicht für möglich halten!« schrie Peter Löhres plötzlich auf. Seine Nerven zerbrachen. »Wir sollen abgeschlachtet werden, und die Herren Doktoren unterhalten sich wie auf einem Kongreß! Idioten! Idioten! Idioten!«
    Albert Heimbach wurde durch diesen Ausbruch aus seiner Lethargie gerissen. Er hieb wieder mit der Stirn gegen die Gitter und brüllte sein heiseres,

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