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Wen die schwarze Göttin ruft

Wen die schwarze Göttin ruft

Titel: Wen die schwarze Göttin ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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halten?«
    »Unbeschränkt … bis ewig …«, sagte Dombono mit maskenhaftem Gesicht.
    »Das befürchte ich! Andererseits beruhigt es mich, daß Sie allein für die Narkose verantwortlich sind. Bei der beträchtlichen Dauer des Eingriffs mochte ich nicht mit Äther arbeiten. Ich muß mich auf Ihren Göttersaft verlassen können.«
    »Das können Sie!« Dombono warf einen Blick auf Sikinophis, der ohne seinen goldenen Schleier neben Huber saß. »Wollen Sie die anderen Ärzte kennenlernen?«
    »Auch morgen. Ich beginne gleich mit der Routineuntersuchung. Blutdruck, Herzrhythmus, Pulsfrequenz …«
    »Das haben wir alles nicht nötig«, sagte Dombono stolz. »Ihre moderne Medizin kompliziert alles. Wenn bei uns ein Herz nicht richtig schlägt, sehen wir dem Patienten in die Augen, und sein Herz schlägt wieder normal.«
    Die rätselhaften magischen Kräfte, von denen schon Stricker berichtet hat, dachte Huber. Sie haben das, was wir Grenzfälle nennen, als Therapie ausgebaut. Ein telepathischer Bogen von Arzt zu Patient. Unerklärbar, aber bekannt. »Wie wollen Sie einen Herzinfarkt wegsuggerieren?« fragte er angriffslustig.
    »Gar nicht! Der Patient stirbt.«
    »Wenn man's so sieht, kann man allerdings die Medizin auf ein Mindestmaß reduzieren.« Huber klopfte dem Jungen auf den Schenkel. Sikinophis lächelte. Seine blauen Augen strahlten. »Wir bleiben bei meiner Methode, Dombono!«
    »Natürlich. An Ihnen hängt das Leben des Sohnes der Sonne.«
    »Sie sagen es.« Huber erhob sich von der Bettkante. »Wo ist Veronika?«
    »Es geht ihr gut.«
    »Das ist mir zu allgemein. Wo befindet sie sich jetzt?«
    »Ihre Freunde werden als unsere Gäste behandelt und wohnen im Tempelbereich.«
    »Ich möchte meine Braut sprechen.«
    »Das kann nur die Göttin entscheiden.«
    »Dann übermitteln Sie ihr meinen Wunsch. Ich möchte auch, daß sie ein Zimmer hier nebenan bezieht.«
    »Das hier ist ein Krankenhaus und kein Architekturbüro«, sagte Dombono böse.
    »Meine Braut ist auch in Krankenpflege ausgebildet.«
    »Als Architektin?«
    »So etwas gibt es bei uns.« Huber lächelte maliziös. »Bei uns ist die Medizin nicht das Vorrecht der Priester, auch wenn sich manche Chefärzte als solche betrachten. Lassen Sie Veronika kommen. Es beruhigt mich ungemein, wenn ich weiß, daß sie die postoperative Pflege unter meiner Leitung übernehmen wird.«
    Dombono verließ ohne Antwort das Zimmer. »Er ist wütend«, sagte Sikinophis, als die Tür ins Schloß krachte. »Er ist der größte Arzt aller Menschen. Du hast ihn beleidigt.«
    »Ich will Sicherheit, mein Junge. Wenn alles vorbei ist, werde ich's dir erklären.«
    Wird sie kommen, fragte er sich. Wird man Veronika zu mir schicken? Richtet man ihr wirklich ein Zimmer neben mir ein? Ist Sikinikas Mutterliebe stärker als ihre weibliche Sehnsucht? Wie entscheidet sie sich? Gewinne ich diese erste Schlacht?
    Er packte seinen Arztkoffer aus und legte die Instrumente, die er brauchte, auf den Tisch. Das Membranstethoskop, die Blutdruckmanschette, den kleinen Reflexhammer, zwei Holzspachtel, eine Taschenlampe, um den Rachen und die Gehörgänge auszuleuchten. Das hatte zwar mit einer Knochenwucherung nichts zu tun, aber ein gründlicher Arzt überzeugt sich immer, ob nicht irgendwo sichtbare Infektionsherde vorhanden sind.
    Der Junge starrte etwas scheu auf die Schläuche des Stethoskops und verzog das Gesicht zu einem halb belustigten, halb ängstlichen Grinsen, als Huber sich die Schlauchenden in die Ohren steckte.
    »Jetzt höre ich in dich hinein«, sagte er und streifte Sikinophis das dünne Hemd vom Körper. »Ich werde dein Herz schlagen hören und dir genau sagen, ob es in Ordnung ist.« Er setzte die Membran an die Brust des Jungen. Sikinophis zuckte zusammen.
    »Tief einatmen«, sagte Huber. »Ganz tief und gleichmäßig atmen. Du mußt keine Angst haben. Du hast doch Vertrauen zu mir?«
    Der Junge nickte. Seine Finger krallten sich in das Löwenfell, auf dem er saß, und dann atmete er bewußt tief und langsam, wie alle Patienten auf der Welt, zu denen ein Arzt sagt: »Nun holen Sie mal kräftig Atem …«
    Die Wohnung, in die man die Gefangenen gebracht hatte, war geradezu luxuriös gegenüber den Zellen und Käfigen, die sie bisher kennengelernt hatten. Es gab Liegen, flache Tische, Flechtmatten auf dem Steinboden und eine unsichtbare indirekte Belüftung, die ein angenehmes Klima hielt.
    Stricker inspizierte den großen Raum, rüttelte an der Tür und hob dann die

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