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Wen die schwarze Göttin ruft

Wen die schwarze Göttin ruft

Titel: Wen die schwarze Göttin ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schultern. »Abgeschlossen! Wir sind zwar Gäste, wie Dombono mitteilte, aber diese Art von Gastfreundschaft ist doch etwas merkwürdig.«
    Albert Heimbach hatte sich sofort auf eine Liege geworfen und seine Jacke ausgezogen. Peter Löhres kaute unlustig an einer eierförmigen Frucht, die sie zum Nachtisch erhalten hatten und die nach gar nichts schmeckte. Ihr Fruchtfleisch war ein weicher Pamp von grüngelber Farbe und klebte an den Zähnen wie dicke Mehlsoße. Veronika stand am Fenster. Es war ein blindes Fenster, ein bemaltes Brett war davorgenagelt. Durch ein paar Ritzen fiel Licht herein. Sie drückte die Augen dagegen und ging dann in die Mitte des Zimmers.
    »Ein Innenhof. Leer. Nur Steinmauern.« Sie setzte sich auf ihren Diwan. »Was mag mit Alex los sein, Paul?«
    »Sie haben es von Dombono gehört. Er operiert übermorgen den Jungen. Ein Teufelskerl, Ihr Verlobter! Mit einer geradezu verrückten Frechheit beginnt er, hier zu diktieren. Mittels eines Osteoms regiert er insgeheim über Urapa. Es fragt sich nur, wie lange die Priester das mitmachen! Immer in den Hintern getreten zu werden hält auch der sturste Esel nicht aus. Und Dombono ist alles andere als ein Esel! Nach der Operation wird der Machtkampf offen ausbrechen! Was denken Sie, Philipps?«
    Der lange, dürre Engländer hob die Schultern. Seine Ruhe war geradezu aufreizend. »Sie werden den Jungen irgendwie um die Ecke bringen und seinen Tod auf die Operation schieben.«
    »Genau das denke ich auch! Ich habe Doktor Huber gewarnt. Mir ist nur nicht klar, welche Sicherheitsmaßnahmen er aufbauen will, um das zu verhindern.«
    Diese Frage beantwortete sich schnell. Ein Offizier der schwarzledernen Soldaten erschien im Zimmer, zeigte auf Veronika und winkte. Veronika rührte sich nicht. Sie saß auf dem Diwan und klammerte sich in der Felldecke fest. Albert Heimbach zog seinen Körper zusammen wie ein getretener Wurm. Löhres und Stricker stellten sich neben Veronika. Lediglich Philipps unternahm etwas. Er winkte ab und sagte hart: »No! Alle oder keiner!«
    Der Offizier schob Philipps mit einem energischen Ruck zur Seite. Dann gab er Veronika ein Zeichen, hob den Arm und zeigte seine Handfläche.
    »Er deutet an, daß er kein Feind ist«, sagte Stricker mit belegter Stimme. »Wer weiß, was man von Ihnen will. Ich würde mitgehen.«
    »Isch nicht!« sagte Löhres. »Isch jlaube den Brüdern jar nix!«
    »Es bleibt uns keine Wahl.« Stricker sah den schwarzen Offizier fragend an. Aber von ihm war keine Auskunft zu bekommen. »Auch wenn Sie Angst haben, Veronika, gehen Sie mit. Dombono kann sich keine Extratouren erlauben, solange Alex den Jungen versorgt. Das ist unser bester Schutz.«
    Veronika nickte. Sie stand langsam auf und folgte dem Offizier. Hinter ihr schlug die Tür wieder zu, ein Riegel knirschte. Zum erstenmal war sie allein seit ihrer Entführung. Mut, sagte sie sich. Du mußt jetzt Mut haben! Du bist auch im Käfig nicht verrückt geworden.
    Sie gingen durch unendlich lange Flure, kamen in große Hallen mit riesigen bizarren Steinfiguren. Die Wände waren hier mit wertvollen Stoffen bespannt, die Fußböden bestanden aus kunstvollen Mosaiken. Endlich stand sie in einem Raum, dessen Wände aus Gold zu sein schienen und die sie so blendeten, daß sie die Augen zusammenkniff. Der Offizier verließ sie lautlos, als löse er sich in Luft auf.
    »Sieh mich an!« sagte plötzlich eine harte, kalte Frauenstimme hinter Veronika.
    Sie wirbelte herum und schloß wieder geblendet die Augen. In einem Strahlenglanz stand die Göttin von Urapa, eine goldene Statue inmitten goldener Wände.
    »Du verstehst diese Sprache?« fragte Sikinika.
    »Ja. Ich kann Französisch.« Veronika legte die rechte Hand vor die Augen. Langsam gewöhnte sie sich an das gleißende Licht und konnte allmählich Einzelheiten unterscheiden: das Kleid, die mit Diamanten besetzten schnabelartigen Schuhe, die schlanke Gestalt, das märchenhaft schöne, ebenmäßige Gesicht, mit Goldstaub gepudert. Wenn sie wirklich ein Mensch ist, dachte Veronika überwältigt, bleibt sie doch ein Wunder. Und sie ist ein Mensch. Ein höheres Wesen spricht nicht Französisch, auch wenn man sagt, Gott lebe in Frankreich.
    »Komm näher!« sagte Sikinika hart. »Ganz nahe! Noch näher!«
    Sie standen jetzt voreinander, so nahe, daß kaum eine Handbreit zwischen ihren Gesichtern lag. Und sie starrten sich an wie zwei Schlangen, bevor sie mit tödlichem Haß aufeinander losgehen.
    Sie hat grüne Augen,

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