Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wen die schwarze Göttin ruft

Wen die schwarze Göttin ruft

Titel: Wen die schwarze Göttin ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
das Medizinische zum Abschluß zu bringen, um nicht noch mehr an Ihrem phantastischen Urapa zu zerstören. Der Junge liebt mich.«
    »Nicht der Junge …«
    »Wir wollen nicht darüber reden, Dombono.«
    »Doch. Jetzt und zum letztenmal.« Es war das erstemal, daß Dombonos Stimme etwas herzlicher klang. »Ihre Operationskunst habe ich nicht bewundert, Doktor, aber ich bewundere Ihre Stärke, die Sie in einer entscheidenden Stunde bewiesen haben.«
    »Auch das ist keine Kunst, wenn man eine Frau wirklich liebt.«
    »Vielleicht. Ich kann es nicht beurteilen. Aber in dieser Stunde hatte ich beschlossen, Ihnen das Leben zu schenken. Wissen Sie das?«
    »Ja.« Huber wandte sich ab. Veronika war allein mit dem Jungen. Trotz aller Stille im Palast hatte er noch immer Angst, wenn er nicht in ihrer Nähe war. »Der Haß der Frauen – ist er vielleicht das einzig Unsterbliche im Menschen? Haben Sie keine Angst, Dombono, daß wir nach unserer Rückkehr in unsere Welt Militär in Bewegung setzen und Urapa erobern lassen?«
    »Nein!« Dombono schüttelte langsam den Kopf. »Sie werden niemals Sikinika verraten.«
    »Und die anderen? Vor allem der labile Heimbach?«
    »Auch sie nicht.«
    »Dombono, Sie haben wieder einen Trick vor!« Huber blieb stehen. »Ich wiederhole: Wir werden so unbeschädigt, wie wir nach Urapa entführt wurden, auch wieder entlassen werden! Das ist ein Ehrenwort.«
    »Es wird in vollem Umfang gehalten.« Dombono hielt ihm die Tür auf. Sie betraten wieder das Krankenhaus.
    »Sie haben es auch getan.«
    »Was sagt die Königin?«
    »Nichts.«
    »Gar nichts?«
    »Sie erwähnt Ihren Namen nicht.«
    »Und wenn Sie von den Fortschritten des Jungen berichten?«
    »Dann spreche ich vom Sohn der Sonne. Sie werden nicht mehr genannt, Herr Doktor.«
    Auch der Kontakt zu Dr. Stricker und den anderen Gefährten wurde wieder aufgenommen; Dr. Huber teilte ihnen mit: »Wir haben es überstanden!« Sie erhielten innerhalb des großen Palastkomplexes eine Wohnung, von der Türen in einen kleinen, von hohen Mauern umgebenen Garten führten. Hier waren Steinbänke, man konnte sich in die Sonne setzen, zwei schweigsame Diener betreuten sie. Man sah keinen Soldaten mehr. Ihre Freiheit allerdings beschränkte sich auf die Wohnung und den abgeschiedenen Garten. Die Türen zum Gang waren abgeschlossen.
    Hier besuchte Huber ein paarmal die ›Gäste‹, wie Dombono sie jetzt immer ironisch nannte. Albert Heimbach hatte sich längst beruhigt, aß mit gutem Appetit und nahm sogar zu; Peter Löhres erzählte schon wieder Kölsche Witze und meinte, für sein Geld bekäme man wirklich allerhand geboten, er würde sein Reisebüro weiterempfehlen. Bret Philipps hatte seine Pfeife und seinen Tabakvorrat bekommen und schmauchte wortkarg vor sich hin. Was ihm fehlte, war sein Whisky.
    »Ich habe mal etwas gelesen über Festungshaft«, sagte Stricker zu seinem Kollegen. »So ähnlich wie hier mußte das gewesen sein. Hinter Mauern und doch frei. Was macht der Patient?«
    »Ein Musterknabe!« Huber lachte. »Ich freue mich jedesmal über die Heilfreudigkeit der Jugend.«
    »Und die Göttin? Mensch, Huber, als Sie sie aus dem OP warfen, habe ich fest damit gerechnet, daß wir Opfertiere werden! Das war schon mehr als verrückt!«
    »Es war schon richtig.« Huber wechselte das Thema. Sie spricht nicht mehr von mir, mein Name wird nie mehr genannt, dachte er. Die Liebe dieser Frau ist wirklich so einmalig wie ihr Land. Was wäre passiert, wenn es keine Veronika gegeben hätte? Er wagte nicht, daran zu denken.
    Veronika hatte er nichts von der nächtlichen letzten Begegnung mit Sikinika erzählt. Es war ein Geheimnis, das ihm allein gehörte und das ein Mann haben darf. Schließlich hatte er sich in dieser Nacht selbst besiegt.
    Veronika fragte auch nicht mehr. Ein paarmal sah sie ihn schweigend an, als erwarte sie von ihm Erklärungen, aber er tat so, als verstehe er ihren Blick nicht. Da er nun nicht mehr zu Sikinika gerufen wurde, schien diese den Kampf aufgegeben zu haben. Es war ein Verhalten, das Veronika nicht verstand. »Ich hätte nie aufgehört zu kämpfen«, dachte sie. »Nie! Diese Frau kann nicht richtig lieben.«
    Es war gut, sie in diesem Glauben zu lassen.
    Sikinophis fühlte sich wohl. Er spielte mit Veronika. Seine Wunde verheilte schnell. Das Ziehen der Fäden war fast ein Vergnügen. Nach einer Woche wurde er mit seinem Bett in die Sonne gerollt, zu seinem Vater – wie Dombono immer sagte –, vor allem in Gegenwart Hubers,

Weitere Kostenlose Bücher