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Wen die schwarze Göttin ruft

Wen die schwarze Göttin ruft

Titel: Wen die schwarze Göttin ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Dombono gegeben haben. Die Göttin siegte. Dombono ließ Harthricourt eines Tages aus dem verschlossenen Zimmer holen und sagte zu ihm: »Die Göttin befiehlt, daß Sie ihr Ihre Sprache erklären!« Dombono sprach damals ein hartes Englisch. Er hatte es in Kampala gelernt, als Austräger einer Apotheke. Der einzige Mensch, der Urapa verlassen durfte, um sich über die andere Welt zu informieren.
    René willigte sofort ein. Immer in der Nähe des wunderschönen Mädchens – was gab es Erstrebenswerteres. Er zog in den Palast um, bekam eines der goldenen Zimmer und begann, sich wohl zu fühlen. Dazu trug auch bei, daß ihm Dombono auf Befehl Sikinikas den großen roten Schmetterling brachte. Fachgerecht präpariert, mit ausgespannten Flügeln. Ein Prachtexemplar, das einzige dieser Art auf der Welt. Das wußte René jetzt.
    Die Unterrichtsstunden in Französisch waren qualvoll für einen Mann, der Schönheit bewundern will und keinerlei pädagogische Fähigkeiten besitzt, mit Ausnahme des Talents, Frauen zu betören, was ja eher ins Psychologische schlägt.
    Doch Sikinika lernte fleißig und mit der Energie, die man von einer Göttin erwarten darf. Nach drei Monaten sprach sie holprig mit René, nach fünf Monaten konnten sie Konversation treiben. Von dem ersten Satz ›C'est une table‹ bis zum Begreifen von Renés Komplimenten war ein weiter Weg. Aber sie hatte ihn in erstaunlicher Schnelle bewältigt.
    Und dann beging Harthricourt seinen großen Fehler.
    Er war mit Sikinika allein, hockte wie immer vor ihr auf einem goldenen Stuhl. Sie ruhte auf einer Art Diwan, und er bewunderte ihren Körper, der unter den Schleiern, gleichsam in aller Unschuld, lockte.
    Harthricourt wurde unruhig. »Sie zu lieben muß ein neues Paradies sein, Mademoiselle«, sagte er mit jenem Tremolo in der Stimme, das bei manchen Frauen gewisse Schwingungen auslöst. Sikinika war dagegen immun. Sie sah René nur aus ihren großen, mit Diamantenstaub umränderten Augen an.
    »Was ist Liebe?« fragte sie.
    »O Mädchen!« stöhnte Harthricourt. »Man sollte es dir nicht erklären müssen, man sollte es dir zeigen. Liebe, das ist, als … als wenn das Herz … in Honig kocht.«
    Das war ein Gleichnis aus Renés reichhaltigem Charme-Repertoire.
    Was dann geschah, hätte man vielleicht in St. Tropez die Eroberung einer Jungfrau genannt und geklatscht – für Sikinika war es ein Schock.
    Harthricourt in völliger Verkennung seiner Lage, stürzte sich auf das Mädchen.
    »Ich habe ihn nicht eine Sekunde geliebt«, sagte Sikinika. »Ich war gelähmt von Entsetzen, halb tot von den Schmerzen, erfüllt von Ekel … Ich wußte nicht, was er mit mir tat, ich empfand nur Schmerzen, und ich riß verzweifelt an seinen blonden Haaren. Er dachte, dies sei Leidenschaft …«
    Noch in der gleichen Stunde holten Priester ihn ab. Man führte ihn zur obersten Weihestätte, warf ihn über den Opferstern. Und da erst begriff René, was mit ihm geschah. Er brüllte, schlug um sich, machte in der Todesangst unter sich und erlebte bei vollem Bewußtsein, wie man ihm die Brust aufschnitt. Erst dann erlöste ihn der Tod.
    Sein Herz wurde verbrannt. Sein Kopf thronte auf der Tempelspitze, und dort, wo einmal seine Augen waren – man hatte sie ausgestochen –, klebte sein großer roter Schmetterling.
    Neun Monate später kam Sikinophis zur Welt, hellhäutig wie sein Vater, mit blonden Haaren und blauen Augen. Um einmal dem Volk diesen neuen Gott mit dem fremden Aussehen erklären zu können, erfand Dombono den Namen ›Sohn der Sonne‹. Von ihm stammte die Sage, daß Sikinika vom Sonnengott selbst geliebt worden war.
    »So war es«, sagte Sikinika. Sie zog das Kleid, das Huber um ihren nackten Körper gelegt hatte, näher an sich. »Und jetzt bist du gekommen. Zum erstenmal spüre ich, daß ich eine Frau bin. Und wieder ist es etwas Blondes, das mich in die Verzweiflung zurücktreibt.«
    »Veronika …«, sagte Alex leise.
    »Ich hasse sie!«
    »Und ich liebe sie.« Er hob ratlos die Schultern. »Was soll daraus nun werden?«
    »Sie schläft.«
    Huber schüttelte den Kopf. »Sikinika, machen wir uns nichts vor. Es ist nicht die kurze Zeit, die uns beiden ganz allein gehören wird. Wir würden aneinander verbrennen!«
    »Das wäre ein Tod, einer Königin würdig!«
    »Ich käme von dir nicht mehr los, das weiß ich.«
    »Willst du denn loskommen?«
    »Sikinika!« Er beugte sich vor und streichelte ihr langes Haar. Ihre bebende Mädchenhaftigkeit rührte ihn. »Willst du

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