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Wen die Sehnsucht besiegt

Wen die Sehnsucht besiegt

Titel: Wen die Sehnsucht besiegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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schützend vor sie stellte? Von mehreren Schwertern getroffen, würde er zusammenbrechen und sterbend flüstern: »Es waren nur dreihundert Mann. «
    »Ja, genau das tat ich. Ich sagte dir doch, unsere Ehe würde nicht lange währen. Mein Vater ließ alle Dokumente vernichten, und jetzt werde ich ihm folgen. «
    Für einen kurzen Moment glaubte sie, in seinem Blick zu lesen, daß er sie bitten wollte, bei ihm zu bleiben. Doch dann wurde seine Miene ausdruckslos. »Hoffentlich hast du dich nicht aus falsch verstandenem Edelmut dazu entschlossen. «
    Ein Wort von ihr würde genügen, und er wäre bereit, für sie zu kämpfen, bis zum Tod. Lachend warf sie den Kopf in den Nacken. »O Jamie, wie drollig du bist! Dachtest du wirklich, ich würde auf das Maidenhall Erbe verzichten, um einen verarmten Earl zu heiraten? Schau dich doch an! Was hast du zu bieten? Eine exzentrische Familie, für die du verantwortlich bist, eine verrückte Mutter, eine blinde Schwester, eine andere, die nicht weiß, ob sie ein Junge oder ein Mädchen sein will. Warum sollte eine Frau das alles auf sich nehmen? Ich wollte mir nur ein bißchen die Zeit mit dir vertreiben, bis mein Vater kommen würde, um mich zu holen. « »Ja«, entgegnete er kühl, »das ist mir jetzt klar. Wie mußt du dich amüsiert haben - über alles, was ich zu dir sagte… « »Oh, das wird mich noch jahrelang erheitern. Entschuldige mich jetzt, ich muß gehen. Mein Vater erwartet mich. « Anmutig raffte sie ihre Röcke und ging an ihm vorbei. »Komm, Tode! «
    Aber Tode hielt Berengarias Hand fest. »Nein, ich werde Euch nicht begleiten. «
    Wenn sie über diesen Entschluß nachdachte, würde sie zusammenbrechen, das wußte sie. Deshalb unterließ sie es. Offensichtlich sollte sie an diesem Tag alles verlieren. Sie drehte sich zu Frances um und hob die Brauen. Sofort griff die Kusine nach ihrer Hand. Ohne einen Blick zurückzuwerfen, gingen die beiden Frauen zu Maidenhall, der neben den gesattelten Pferden wartete.

30
    Am nächsten Morgen sollte Axias Hochzeit stattfinden. Sie heuchelte keine Freude, da sie wußte, daß sie dem gräßlichsten Tag ihres Lebens entgegenblickte. Nein, verbesserte sie sich, das war jener Tag vor drei Monaten, wo ich Jamie zum letztenmal sah.
    Seit damals hatte sie mehrmals überlegt, ob sie ihm schreiben und alles erklären sollte, aber aus lauter Angst um ihn darauf verzichtet. Wenn er ihr glaubte, wenn er erkannte, daß der Rollentausch mit Frances nur ein harmloser Streich gewesen war, würde er ihr folgen und dem sicheren Tod entgegeneilen.
    Eine Hand auf ihren Magen gepreßt, eilte sie zum Nachttopf und übergab sich. Sie hatte nicht gezählt, wie oft ihr an diesem Tag schon übel geworden war. Vielleicht hatte sie die Schwangerschaft bereits beim Abschied von Jamie geahnt und instinktiv beschlossen, nicht nur ihren Mann, sondern auch ihr Kind zu schützen.
    Planmäßig hatte der Vater ihre Hochzeit mit Gregory Bolingbrooke hinausgezögert, um abzuwarten, ob sie guter Hoffnung war, und dann den Brautpreis erhöht. »Er verkauft sogar sein eigenes Enkelkind«, hatte Axia gemurmelt. Aber nichts, was seit ihrer Trennung von Jamie geschah, schien sie wirklich zu berühren.
    Die Frauen, die Maidenhall engagiert hatte, um seine Tochter betreuen zu lassen, prophezeiten ihr, sie würde das Leben einer Königin führen. Nie wieder würde sie versuchen müssen, Geld zu sparen, nie wieder in einem Schuppen sitzen und Parfüms brauen. Zahlreiche Diener würden ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen, Zofen würden sie an-und auskleiden und ihr das Fleisch in mundgerechte Stücke schneiden.
    »Werden sie’s auch noch vorkauen? « fragte sie, aber niemand verstand diese Art von Humor. Offenbar träumten alle Menschen auf dieser Welt davon, nichts tun zu müssen. Und sie würden niemals begreifen, warum eine so reiche Frau jenen Morgen, wo sie auf einem dörflichen Markt »Drachentuch« verkauft hatte, zu den schönsten Erinnerungen ihres Lebens zählte.
    Doch sie versuchte, alle Erinnerungen zu verdrängen und nichts zu empfinden. Man hatte ihr bereits mitgeteilt, nach der Niederkunft würde man ihr das Kind wegnehmen und in die Obhut anderer Leute geben. »Für ein Baby ist die Londoner Luft ungesund. «
    »Warum muß ich dann in London leben? « fragte sie, doch ihr Sarkasmus verfehlte jede Wirkung.
    Obwohl sie ihre Gefühle zu bekämpfen suchte, wuchs ihr Zorn mit jedem Tag. Warum glaubte Jamie ihr nicht? Warum dachte er so schlecht von ihr?

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