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Wen die Sehnsucht besiegt

Wen die Sehnsucht besiegt

Titel: Wen die Sehnsucht besiegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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blieb ich die ganze Nacht auf und malte drei Türen an die Wände meines Zimmers, außerdem ein Fenster, auf dessen Sims ein Vogel saß. « Mit strahlenden Augen schaute sie ihre Kusine an. »Und vor dem Fenster lag eine Wiese voller Gänseblümchen. Da ich Axia oft beobachtet hatte, wie sie diese Blumen malte, gelangen sie mir recht gut. «
    Lachend beobachtete sie, wie ihre Kusine errötete. »Dann überpinselte ich die richtige Tür, damit sie dem Mauerwerk glich. Das wirkte nicht sonderlich überzeugend, aber Henry sieht so schlecht, daß ich glaubte, ich könnte ihn lange genug zum Narren halten und fliehen. «
    »Und das habt Ihr geschafft«, bemerkte Jamie. »Vor lauter Angst, man könnte Frances die allerschlimmsten Dinge antun, wenn ich flüchten würde, blieb ich in meinem Verlies. Aber nach einigen Tagen hörte ich, wie ein Wächter ei anderen erzählte, sie sei entkommen. Aus dem Trick, den sie angewandt hatte, wurde ein großes Geheimnis gemacht. Aber dann konnte ich einem Wachtposten die ganze Geschichte entlocken. Henry Oliver öffnete die Tür ihres Zimmers und sah sie reglos auf dem Bett liegen. Während er zu ihr ging, huschte sie zur Tür hinaus und schloß sie hinter sich. Stundenlang wanderte er im Zimmer herum und versuchte, die gemalten Türen und das Fenster zu öffnen. Er fand die Bilder sogar großartig und grollte Frances kein bißchen. « Grinsend zwinkerte er ihr zu. »Und er schwor, er hätte die Gänseblümchen sogar gerochen. «
    In ihre Gedanken vertieft, war Axia kaum zu einem Lächeln zumute. Sicher hatte man Jamie nur ausgepeitscht, weil Frances geflohen war. »Aber sein Bruder amüsierte sich kein bißchen«, sagte sie leise und strich über sein Haar. »Nein«, bestätigte Jamie leise, »er war schrecklich wütend. « Zärtlich schaute er seine Frau an, und seine Augen sagten ihr Dinge, die er jetzt nicht aussprechen konnte. Im Gefängnis war ihm bewußt geworden, daß er ihr niemals versichert hatte, wie sehr er sie liebte. Einerseits zürnte er ihr, weil sie sich in Gefahr gebracht hatte, um ihn zu retten, und andererseits liebte er sie dafür um so inniger. Heute abend, dachte er. Heute abend würde er sie in den Armen halten und ihr endlich gestehen, was er empfand. »Es wird dunkel. Nun sollten wir nach Hause gehen. «
    Frances erhob sich als erste und begann, das Lager aufzuräumen. Verwundert starrte Axia sie an. Auf der Fahrt nach Norden hatte ihre Kusine niemals auch nur einen Finger gerührt, um den anderen zu helfen.
    »Das verstehe ich nicht«, flüsterte Axia, nachdem sie sich mit Frances von den anderen entfernt hatte.
    »Was? «
    »Du warst immer völlig hilflos. Aber nun konntest du aus eigener Kraft fliehen und dich ernähren… «
    Lachend fiel Frances ihr ins Wort. »So hilflos bin ich nicht. « »Aber… «
    Eindringlich schaute Frances ihrer Kusine in die Augen. »Nur dir zuliebe habe ich mich hilflos gestellt. Weil du hilflose Menschen liebst. «
    »Ich - was? « fragte Axia halb erbost, halb ungläubig.
    »Du fürchtest, niemand könnte dich um deiner selbst willen lieben. Ganz gleichgültig, wieviel du jemandem bedeutest, du glaubst immer, er wäre nur am Geld deines Vaters interessiert. Als ich auf Maidenhalls Landsitz eintraf, war ich noch ein Kind, doch ich hatte schon so viele schreckliche Dinge gesehen wie andere Leute in ihrem ganzen Leben nicht. Deshalb beschloß ich, mich so zu verhalten, wie du es wolltest, damit du mich nicht zu meinem Vater zurückschickst. «
    »Und du dachtest, ich hätte mir eine hilflose Kusine gewünscht«, warf Axia sarkastisch ein.
    »O ja, Axia. Du mußt dich >nützlich< fühlen, wie du es nennst, und den Leuten stets beweisen, du wärst mehr wert als das Geld deines Vaters. Darum hast du dich stets bemüht. Bitte, versteh mich nicht falsch, aber du bist so nützlich, daß sich alle Menschen in deiner Nähe hilflos Vorkommen. Es ist ja so einfach, sich zurückzulehnen und dir alles zu überlassen. «
    »Und das Geld, das du mir in all den Jahren abgenommen hast? War ich auch daran schuld? «
    »Dieses Geld besitze ich immer noch«, erklärte Frances fröhlich. »Du brauchst es nicht, weil du genau weißt, wie man ein Vermögen macht. Sicher bist du die ideale Frau für Jamie und die beste Schwägerin, die sich seine blinde Schwester und diese kecke kleine Joby nur wünschen können. In dieser Familie wirst du dich dein Leben lang nützlich machen. Bald werdet ihr alle in Geld schwimmen. Du kannst Luft in Gold verwandeln,

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