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Wen die Sehnsucht besiegt

Wen die Sehnsucht besiegt

Titel: Wen die Sehnsucht besiegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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rächen versucht, werdet Ihr’s bitter bereuen. «
    Noch nie war er von einer Frau angefeindet worden, und so konnte er sie nur verdutzt anstarren. Es war Frances, die das Schweigen brach. »Kommt er auch mit? « fragte sie angewidert und wies mit dem Kinn auf Tode.
    Müde strich Jamie über seine Lider. Einmal war er durch einen Sturm gesegelt, der vier andere Schiffe in seiner Nähe zerstört hatte. Mit Rhys und Thomas hatte er gegen zwölf Türken auf einmal gekämpft. Sieben Monate hatte er in einem schmutzigen Gefängnis voller Ratten verbracht. Aber bei Gott, jetzt würde er das alles viel lieber auf sich nehmen als die Verantwortung für diese beiden zänkischen Frauen. Er seufzte tief auf. »Ja, er begleitet uns, auf Maidenhalls ausdrücklichen Wunsch. Tode soll stets in der Nähe der Erbin bleiben. « Als er Axia anschaute, verengten sich seine Augen. »Was Euch betrifft… « Er wagte kaum weiterzusprechen, aus Angst vor den unflätigen Worten, die ihm herausrutschen könnten. »Bemalt doch die Wagen, damit sie zu einem Tuchhändler passen. Da könnt Ihr Euch wenigstens nützlich machen. « Und dann stürmte er aus dem Salon, gefolgt von seinen Freunden.
    Eine einzige Kerze flackerte in dem kleinen, spärlich eingerichteten Zimmer, und Jamie mußte an seine jüngere Schwester denken. Sicher würde es ihr mißfallen, wenn sie erfuhr, das Maidenhall-Anwesen sei zwar komfortabel, aber keineswegs so verschwenderisch ausgestattet, wie sie sich das vorstellte. In diesem Haus verbreitete nur Frances luxuriösen Glanz.
    Nun mußte er wieder einen Brief schreiben, um Berengaria und Joby zu versichern, alles sei in bester Ordnung. »Diese Axia ist verrückt«, begann er. »Aber die Erbin… « Nachdenklich legte er den Federkiel beiseite. Liebte sie ihre geisteskranke Kusine? Jamie strich über sein zerkratztes Gesicht und zuckte zusammen, als sein Daumen das geschwollene, blauschwarze Auge berührte. Nein, diese Axia mußte Frances irgendwie in der Hand haben. Aber womit? Welches Geheimnis versuchte ein steinreiches neunzehnjähriges Mädchen mit aller Macht zu hüten? Und was verband Axia mit Tode? Waren die beiden ein Liebespaar?
    Bei diesem Gedanken zerbrach Jamie das Ende seines Federkiels und benutzte seinen Dolch, um eine neue Spitze zu schneiden. Die Beziehung zwischen Frances’ Kusine und Tode interessierte ihn nicht im mindesten - welche Funktion der seltsame Mann auch im Maidenhall-Hausalt ausüben mochte. Entschlossen beugte er sich wieder über seinen Brief.
    »Aber Frances, die Erbin, möchte ihre Kusine nicht zurücklassen. Offenbar findet sie das Mädchen ungefährlich. Auf der Reise werden wir uns tarnen, Frances als meine Frau, ich als Tuchhändler. Paßt dieses Gewerbe nicht großartig zu meinen schönen neuen Kleidern? Axia, die Kusine, verfolgt die Erbin mit Haß und Neid, also muß ich sie stets im Auge behalten. Sie wird als meine Schwester reisen. Welch ein Schauspiel! Keine Wandertruppe hat jemals ein solches Spektakel aufgeführt. Übrigens, ich schicke euch eine junge Frau namens Diana, die von Pockennarben entstellt ist. Nehmt sie freundlich auf und lohnt ihr die Gunst, die sie mir erwiesen hat. Gott schütze euch, in Liebe euer Bruder James. «
    »Nun, glaubst du immer noch, daß er in diese Axia verliebt ist? « fragte Joby.
    »Jedenfalls liebt er irgendwen, sonst würde er sich nicht so elend fühlen«, antwortete Berengaria. »Wer ist Diana? Welche Gunst hat sie unserem Bruder erwiesen? «
    »Die Gunst, die Frauen so hübschen Männern zu erweisen pflegen. «
    Nachdenklich streckte Berengaria eine Hand aus, und Joby reichte ihr den Brief. Schon oft hatte Jamie behauptet, seine ältere Schwester könne fühlen, was zwischen den Zeilen stand. »Ja… « Sie drehte das Pergament hin und her. »Ohne jeden Zweifel - irgend etwas bedrückt ihn. Wer… « Plötzlich erhellte sich ihre Miene. »Natürlich, er sucht etwas. «
    »Wahrscheinlich hat er seinen kleinen Dolch verloren«, meinte Joby betont beiläufig, aber sie wartete ungeduldig, bis ihre ältere Schwester weitersprach.
    Das wußte Berengaria, und sie tat ihr den Gefallen. »Er sucht eine Frau, aber sie versteckt sich. «
    »Er sollte mal im Keller nachschauen. Glaubst du, daß diese Diana sehr häßlich ist? «
    »Bald werden wir’s wissen«, entgegnete Berengaria. Was Ihre blinden Augen nicht sehen konnten, würde Joby ihr erzählen. Den Brief immer noch in der Hand, runzelte sie die Stirn. Ja, eindeutig - irgend etwas lag

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