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Wen die Sehnsucht besiegt

Wen die Sehnsucht besiegt

Titel: Wen die Sehnsucht besiegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Tränen röten, aber die Pose gefiel ihr.
    Lächelnd beobachtete Axia die Szene. Sie wußte, daß Frances nichts dagegen hatte, auf Schritt und Tritt ihrem Konterfei zu begegnen. Nur die gemalten Schriftzüge störten sie. »Seht Euch Frances an, die schönste Frau von der Welt! « - »Kauft kostbares Tuch und bewundert sie! « -»Wer nichts kauft, darf sie nicht betrachten! « Auf dem ganzen Wagen verteilt, leuchteten bunte Buchstaben. »Schaut her! Kommt herein! Sie zeigt sich in Fleisch und Blut! « - »Bestaunt Jamie, den einzigen Mann auf Erden, der sich mit Frances’ Schönheit messen kann! « - »Seht, wie die beiden essen, wie sie atmen! «
    Wer lesen konnte, informierte die Analphabeten über die Bedeutung der Worte, dann wandten sich alle hingerissen zu Frances und ihrem Beschützer.
    »O Gott, du hast mich zu einer Zirkusnummer herabgewürdigt! « fauchte Frances ihre Kusine an. »Willst du mich in einen Käfig sperren, der jedesmal geöffnet wird, wenn jemand ein Stückchen Stoff kauft, ein paar Zoll? « »Glaub mir, dein Gesicht ist mindestens eine Fußlänge wert«, entgegnete Axia ernsthaft.
    Frances wollte erneut über sie herfallen, aber Jamie hielt sie zurück. »Übermalt den Wagen! « befahl er.
    Entsetztes Schweigen folgte dieser Anordnung. Etwas so Schönes sollte übermalt werden?
    »Niemals! « Ärgerlich stemmte Axia die Hände in ihre Hüften und schaute ihn über Frances’ Kopf hinweg an. »Meine Bilder werden den Verkauf gewaltig ankurbeln. « »Diese Reise unternehme ich nur, um Mistress Maidenhall unbeschadet an ihr Ziel zu bringen«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich bin kein fahrender Händler… «
    »Fahrender Händler? « wiederholte sie, als hätte er eine üble Beleidigung ausgesprochen. »Darf ich Sie daran erinnern, Lord James, daß mein Vater… « Gerade noch rechtzeitig unterbrach sie sich. »… daß Perkin Maidenhall genau das ist - ein fahrender Händler? «
    In diesem Augenblick trat Thomas vor. »Wenn du gestattest… «
    Erleichtert nutzte Jamie die Gelegenheit, sich aus der Affäre zu ziehen, und schob Frances zu Tode hinüber. »Paßt auf sie auf! « rief er, dann folgte er Thomas und floh vor der gaffenden Menge, die sich zusehends vergrößerte. »Vielleicht könnte ich dir einen Vorschlag machen. «
    »Nur zu! Ich wüßte sogar einen Rat des Satans zu schätzen. Seit diese Hexe auf meinen Nerven herumtanzt, kann ich kaum einen klaren Gedanken fassen. «
    Thomas räusperte sich. Gewiß, das war niemandem entgangen. Er kannte Jamie schon lange und hatte ihn stets bewundert, weil der Bursche sogar in den schlimmsten Situationen seine Ruhe bewahrte. Aber diese junge Frau schien zu bewirken, was blutige Schlachten nicht vermochten. »Eigentlich finde ich den Wagen sehr schön. «
    »Schön? « rief Jamie entgeistert. »Siehst du denn nicht, was sie gemalt hat? Mich! « Helle Wut verzerrte sein Gesicht, die Kratzwunden schmerzten noch heftiger, und er beherrschte sich mühsam. »Hätte sie dich porträtiert, Thomas, wärst du sicher auch nicht erfreut. «
    »Mit meinem Gesicht könnte man nicht einmal einen Sack voller Asche verkaufen. «
    »Weder mein noch Frances’ Gesicht darf benutzt werden, um… « Angewidert kräuselte er die Lippen. »… um irgendwas zu verkaufen. Es wäre das Ende der Welt, wenn man eine schöne junge Frau zu gewerblichen Zwecken mißbrauchen würde. «
    »Das Ende der Welt sollten wir dem lieben Gott überlassen. Aber wie dem auch sei - da wir alle zusammen reisen werden, mehrere Wochen lang, bitte ich dich, das Mädchen nicht noch mehr gegen dich aufzubringen. Laß die Bilder, wie sie sind. Nur die Schriftzüge müssen verschwinden. Immerhin hat Mistress Axia die ganze Nacht geopfert, um den Wagen zu bemalen - auf deinen Wunsch. Wie das gemacht werden soll, hast du nicht erwähnt. «
    »Mußt du mich an jedes einzelne meiner Worte erinnern? « Jamie wollte über sein Gesicht streichen, aber es tat zu weh. »Ja, ich verstehe, was du meinst. Also sag den Leuten, was sie tun sollen. Wenn ich mich in die Nähe dieser Person wage, könnte ich das unwiderstehliche Bedürfnis verspüren, sie zu erwürgen. Und dann laß die Wagen beladen. Wohl oder übel müssen wir die Reise um einen weiteren Tag verschieben. « Als er sich umdrehte, sah er, wie die Gefolgsleute der reichen Montgomerys lachend auf die farbenprächtigen Gemälde zeigten. Zweifellos würden sie seinen Vettern diesen Wagen in allen Einzelheiten beschreiben.

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