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Wen die Sehnsucht besiegt

Wen die Sehnsucht besiegt

Titel: Wen die Sehnsucht besiegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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für sie zu sorgen. Eure Existenz vergesse ich nur zu gern. Für mich seid Ihr gestorben, Sir. « Hoheitsvoll rauschte sie an ihm vorbei und verließ das Zimmer.
    Jamie sank auf die Fensterbank. Noch nie im Leben hatten ihm die Frauen Schwierigkeiten gemacht. Seine Schwester Joby, die alle Männer ärgerte, amüsierte ihn nur. Wenn sie es gar zu toll trieb, brauchte er nur die Brauen zu heben, und schon kam sie wieder zur Vernunft. Berengaria war ein Engel, und die Königin, die so vielen Männern Kummer bereitete, pflegte huldvoll mit ihm zu tanzen.
    Auf all seinen Reisen hatten ihn die Frauen freundlich angelächelt. Aber nicht dieses Mädchen mit den großen braunen Augen und den glänzenden dunklen Locken… »Verdammt! « fluchte er und berührte sein geschwollenes Auge. Ein heftiger Schmerz durchfuhr sein ganzes Gesicht. Nein, Axia besaß kein menschliches Herz. Sie hatte versucht, ihre schöne Kusine zu ermorden, und den Wagen bemalt, um Frances und auch ihn der Lächerlichkeit preiszugeben, verhöhnte ihn und brachte ihn unentwegt in Verlegenheit. Die Liste ihrer Missetaten schien kein Ende zu nehmen. Und jetzt griff sie auch noch in das Schicksal Dianas ein, des süßen, heiteren Mädchens, von dem er ein so wundervolles Geschenk erhalten hatte. »Zum Teufel mit ihr! « flüsterte er wütend. Er hatte doch nur ihr Ehrenwort verlangt - falls sie überhaupt wußte, was das bedeutete -, ihr Versprechen, sie würde sich während der Reise anständig benehmen. Warum mußte sie alles dramatisieren? Und warum war er für sie gestorben?
    Als die Tür aufschwang, und Rhys eintrat, wußte Jamie, daß er keine Zeit mehr für diese Überlegungen finden würde. Er mußte an Frances denken, an die Bedürfnisse seiner Familie. Und es war nicht gerade hilfreich, was Axia, dieses Balg, gesagt hatte -Jamie würde um das Maidenhall-Gold werben.
    »Die Wagen stehen bereit«, verkündete Rhys. »Möchtest du sie inspizieren? «
    »Ja, natürlich. « Jamie erhob sich. Am nächsten Morgen würden sie zeitig aufbrechen, und vorher mußte er noch einiges erledigen. An der Tür blieb er stehen. »Rhys, verstehst du was von Frauen? «
    »Gar nichts«, antwortete Rhys fröhlich. »Und jeder Mann, der das Gegenteil behauptet, ist ein Lügner. «
    »Hm«, war alles, was Jamie zu sagen wußte, ehe er hinauseilte.

10
    Drei Tage, dachte Axia und streckte sich wohlig im warmen Sonnenschein. Sie saß auf einem kleinen Hügel. Am Fuß des Hangs standen die Wagen, dahinter erstreckte sich eine Blumenwiese, und in der Ferne lag ein hübsches kleines Dorf. Wäre sie eine Landschaftsmalerin, würde sie die Szenerie auf die Leinwand bannen. Doch im Augenblick wollte sie nur mit ihren Gedanken allein sein und die Welt betrachten, zumindest einen winzigen Teil davon.
    Seit drei Tagen und zwei Nächten genoß sie ihre Freiheit. Endlich erblickte sie, was sich außerhalb der hohen Ziegelmauern befand - dörfliche Häuser, deren oberstes Stockwerk das Erdgeschoß überragte, Läden voller Waren, die sie nie zuvor gesehen hatte, darunter Reliquien und Kinderspielzeug.
    Und was es alles zu essen gab! Sahnetorten, Honigkuchen, gezuckerte Rosinenbrötchen. Die Köche und Köchinnen von Maidenhall waren zwar tüchtig gewesen, aber nicht kreativ. Beim Anblick einer Bäckerei, in deren Schaufenster ein Brot in Tiergestalt ausgestellt wurde - ein Bär mit weit geöffnetem Rachen, einen zähnefletschenden Hund zwischen den Pfoten hatte sich Axia vor Entzücken kaum zu fassen gewußt.
    Und Rhys hatte ihr dieses Brot gekauft. Lieber Rhys, dachte sie nun. Er war so freundlich zu ihr, ebenso wie Thomas.
    Nach dem gräßlichen Vortrag dieses Betrügers James Montgomery, am Tag vor der Abreise, hatte sie sich geschworen, nie wieder ein Wort mit ihm zu wechseln. Oder nur im äußersten Notfall. Bis jetzt hatte sie nicht mit ihm reden müssen. Im ersten Wagen, vom Fahrer George gelenkt, saßen Frances und ihre Zofe Violet, im zweiten, den Roger steuerte, Axia und Tode. Jamie und seine beiden Gefolgsleute ritten neben der Karawane.
    Von Anfang an hatte Axia die Reise in vollen Zügen genossen und während des ersten Vormittags in wortlosem Entzücken die Leute und die Häuser angestarrt, die gefurchte Straße, die schäbigen Karren. Nachmittags hatten sie angehalten, um die Pferde zu tränken. Am Ufer des Bachs spielten drei Jungen mit einem Reifen. Ein anderes Kind umklammerte einen Holzbecher, an dem eine Schnur mit einem Ball hing, den es versuchte, in den Becher zu

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