Wen die Sehnsucht besiegt
Geld für seine künftige Schwiegertochter bezahlt. «
»Wo habt Ihr das gehört? « fauchte Axia.
»Das Schicksal der Maidenhall-Erbin interessiert ganz England. Nun, vielleicht wird mich ihr Vater nicht als Schwiegersohn akzeptieren. «
»Obwohl Ihr ein Aristokrat seid? Sicher wäre er entzückt, wenn die Königin seine Tochter am Londoner Hof empfangen würde. «
»Wenn er vom Vater des Bräutigams Geld verlangt, warum sollte er sich dann freuen, wenn sein einziges Kind einen mittellosen Earl heiratet? «
»Vielleicht liebt er sie und erfüllte alle ihre Wünsche. «
»Ein Mann, der seine Tochter niemals sieht, dürfte sie wohl kaum heiß und innig lieben. «
»Das stimmt nicht! « protestierte Axia heftig. »Wahrscheinlich liebt er sie abgöttisch. Das könnt Ihr nicht wissen. «
»Es wäre immerhin möglich«, entgegnete Jamie, erstaunt über ihren Temperamentsausbruch.
»Und vielleicht hat er seine Tochter nur eingesperrt, um sie zu schützen. «
»Nicht einmal die Königin wurde in ihrer Kindheit so beschützt wie die Maidenhall-Erbin. Sogar Strafgefangene dürfen sich freier bewegen… Was mißfällt Euch denn? « fragte er, weil sie wieder aufzustehen versuchte.
»Nun, ich finde es keineswegs amüsant, über Väter zu reden, die ihre Kinder nicht lieben. «
»Oh… « Jamie nickte verständnisvoll. »Weil Tode von seinem Vater so schrecklich mißhandelt wurde, nicht wahr? « »Ja«, wisperte sie und bemühte sich, ihre schmerzlichen Gedanken zu verdrängen. Wenn sie mit Tode oder Frances zusammen war, erwähnte sie ihren Vater sehr oft. Sie korrespondierte regelmäßig mit ihm, hatte ihn aber nie gesehen, niemals seine Hand gehalten… Nein, daran wollte sie nicht denken. Um sich zu beruhigen, holte sie tief Luft und lehnte sich wieder an Jamie.
»Was würde Perkin Maidenhall sagen, wenn ich seine Tochter heimlich heirate? « fragte Jamie. Dazu drängte ihn Frances immer wieder.
»Vermutlich würde er seiner Tochter sehr gern erlauben, in die Aristokratie einzuheiraten, solange er nichts dafür zahlen muß. «
Sofort dachte Jamie an das schadhafte Dach seines Schlosses, an die Dorfbewohner, die wieder für die Montgomerys arbeiten wollten. »Nichts? «
Axia lächelte. »Natürlich würde seine Tochter das Erbe ihrer Mutter erhalten, aber das fabelhafte Maidenhall Vermögen erst nach seinem Tod. Falls er’s ihr vermacht. « »Nun, wenn ich genug Essen auf den Tisch bringen und ein bißchen Land kaufen kann, bin ich schon zufrieden. «
»Das ist alles, was Euch vorschwebt? Warum bemüht Ihr Euch dann um die Maidenhall-Erbin? Sicher könnte jede einigermaßen gutsituierte junge Frau Eure Wünsche erfüllen. «
Jamie zuckte die Schultern. »Aber Frances ist gerade verfügbar, und es eilt. «
»Ah, ich verstehe. Also spielt es keine Rolle, an wen Ihr Euch verkauft. «
»Hört auf! « befahl er. »Ihr wißt nicht, welche Verantwortung ich trage. Und Ihr? Wen werdet Ihr heiraten? Wer soll Euch ernähren? « Ärgerlich verstummte er. Was ging es ihn an, wen sie heiratete? Aber während er sich diese Frage stellte, spürte er viel zu intensiv ihren Körper in seinen Armen.
»Oh, ich weiß, was Verantwortung bedeutet«, erwiderte sie leise. Eine Zeitlang schwieg sie bedrückt, denn sie wußte sehr wohl, daß ihr Vater seiner Tochter nicht erlauben würde, einen mittellosen Aristokraten zu heiraten oder dessen Frau zu bleiben, sollte sie es wagen, die Ehe heimlich einzugehen. Das würde Maidenhall in hellen Zorn versetzen. Nur weil er zeit seines Lebens nichts verschenkt hatte, war er so reich geworden. Er verkaufte alles. Sogar seine Tochter.
Doch es würde ihn nicht stören, wenn Frances den verarmten Earl heiratete. Vielleicht war es grausam von Axia, die Farce fortzusetzen. Andererseits - wenn Jamie heimlich mit Frances vor den Traualtar trat, nur wegen ihres Geldes, und hinterher feststellte, daß sie keins besaß, dann verdiente er nichts Besseres. Nun, so weit würde Axia es nicht kommen lassen. Was jetzt geschah, spielte keine Rolle, solange ihr Vater nichts erfuhr.
Lächelnd malte sie sich aus, wie sie die Hochzeitszeremonie unterbrechen und verkünden würde, Frances besitze nicht einmal das Kleid, das sie am Leib trage. Oh, wie sie James Montgomerys Entsetzen genießen würde… Nur deshalb wollte sie das Spiel fortsetzen, und sie hoffte inständig, der Vater würde ihr vorerst nicht auf die Schliche kommen.
Was ihre eigene Hochzeit betraf - auch daran mochte sie nicht denken. Sobald
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