Wen die Sehnsucht besiegt
sie das Reiseziel erreichten, mußte sie den Mann heiraten, den Maidenhall erwählt hatte.
Jamie legte eine Hand auf ihre Stirn. »Was bedrückt Euch? Ihr habt Geheimnisse. Verratet mir Eure Gedanken! « Nein! Wehmütig erinnerte sie sich an die Nacht, wo er sie geliebt hatte. Manchmal schienen jene Stunden einer fernen Vergangenheit anzugehören, und dann kam es ihr so vor, als hätte er sie erst gestern geküßt und seine Liebe beteuert. »Ach, Ihr macht mich ganz krank! Versucht Ihr mich ebenso zu verführen wie Frances? Oder soll sie bis zur Hochzeitsnacht keusch bleiben? Benutzt Ihr nur arme Mädchen wie Diana und mich, um Eure Gelüste zu stillen? Wenn Ihr die arme Diana geschwängert habt… Wer wird sich um sie kümmern? «
Abrupt ließ er sie los. »Ihr könnt jetzt aufstehen«, sagte er kühl, und sie erhob sich. Dabei bereitete ihr die dicke Pferdedecke, in die sie gewickelt war, einige Schwierigkeiten.
Aus unerklärlichen Gründen ärgerte sie sich. Sie ging zu Tode und berührte seine Hand, um festzustellen, ob ihm wärmer geworden war. Als Jamie ihr folgte, wich sie seinem Blick aus. »Nun solltet Ihr gehen und Eurer Erbin den Hof machen. Alle Männer in der Schloßhalle werden Frances umschwärmen. Und da jeder weiß, daß sie die Maidenhall-Erbin ist… «
»Was?! «
Gegen ihren Willen mußte sie lächeln. Jamie hatte offenbar geglaubt, sein Geheimnis wäre noch immer nicht entlarvt worden. »Das hörte ich im Stall, als ich die Sachen für Tode holte. «
»Und Ihr habt’s mir nicht erzählt? «
»Verzeiht mir, aber das Maidenhall-Gold, auf das Ihr so versessen seid, war mir nicht so wichtig, wie das Leben meines Freundes. «
»Dieses Gold wird von Eurem eigenen Fleisch und Blut verkörpert, von Eurer Kusine. «
Das ernüchterte sie. »Ja. Geht jetzt. Ich brauche Euch nicht mehr. «
»Axia… « Die Worte schienen ihm zu fehlen.
»Nun? «
Aber er konnte sie nur anstarren. Ihr seid so schön, wollte er sagen. Wenn man Schönheit mit der Sorge um das Wohl anderer Menschen gleichsetzen konnte, dann erschien ihm Axia, die in diesem kalten Geräteraum nasse Kleider trug und ihren verletzten Freund pflegte, überirdisch schön.
Doch reiner Selbstschutz hinderte ihn daran, das auszusprechen.
Für dich ist sie nicht bestimmt, Montgomery, sagte er sich. Du mußt eine reiche Frau heiraten. Denk an Berengaria, an die Dorfbewohner, die ihr letztes Hemd geopfert haben, um dich herauszuputzen, damit du die Erbin umgarnen kannst. Denk an… Oh, denk an alles, nur nicht an diese schlammbeschmierte, mißgelaunte, großherzige Hexe, die alle deine Gedanken beherrscht, seit du sie kennst… »Ihr seid ein Alptraum«, flüsterte er.
»Natürlich. Geht zu Eurer Erbin, und laßt mich in Ruhe. «
Einige Stunden später, nach einem erholsamen Bad und einer warmen Mahlzeit, griff Jamie zur Feder und schrieb seinen Schwestern.
»Ich werde Perkin Maidenhall brieflich um die Hand seiner Tochter bitten. Ob er mir erlauben wird, sie zu heiraten, weiß ich nicht. Axia glaubt, ein adeliger Schwiegersohn würde ihm gefallen. Aber da bin ich mir nicht so sicher. Noch habe ich nicht mit Lachlan gesprochen, und alle sind schon zu Bett gegangen. Seit Tagen regnet es. Die Straßen sind matschig. Immer wieder blieben die Wagen stecken. Deshalb gab es einige Probleme. Axias Freund wurde verletzt. Von Tode habe ich Euch noch nicht erzählt, und ich will auch jetzt nur erwähnen, daß ich ihn nach Hause mitbringen werde. Wir werden einen Gutsverwalter brauchen, und er ist sehr tüchtig. Sicher wirst du ihn mögen, Berengaria, und ihn so sehen, wie er wirklich ist. Jetzt sieht ihn nur Axia mit diesen besonderen Augen. Wie gern würde ich jetzt schlafen gehen - aber ich muß auf Axia aufpassen, die ihren geliebten Tode pflegt. Ich liebe Euch beide, und ich bete für Euch. Euer James. «
»Eins, zwei, drei, vier«, sagte Berengaria. »Ja, ich habe mitgezählt. Viermal hat er den Namen dieser Axia geschrieben, nicht wahr? «
»Mhm«, stimmte Joby ärgerlich zu. »Du hast recht. Und die Erbin erwähnt er nur ein einziges Mal. Könnte ich ihn doch zur Vernunft bringen! Übrigens, einer dieser widerlichen Blunts hat heute ein Feld niedergebrannt. «
»Sein eigenes Feld«, betonte Berengaria.
»Gewiß, es gehört den Montgomerys nicht mehr. Am liebsten würde ich unseren reichen Verwandten schreiben, was hier los ist. «
»Dann würde Jamie dir die Haut abziehen. «
»Das ist noch besser als zu verhungern. «
»Und nun knurrt
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