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Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch

Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch

Titel: Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Andeck
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leid, er wisse, dass ich garantiert mal wieder eine Eins geschrieben hätte und er wolle mich nicht seine Pannen ausbaden lassen, aber er könne mir die Eins trotzdem rein rechtlich nicht einfach so geben, und ob ich bereit sei, ein Referat zu halten. Davon hätte ich schließlich auch was, nämlich was fürs Leben, und er würde bei derBewertung bestimmt nicht kleinlich sein. Eine zweite Arbeit zu entwerfen, das würde er gerade zeitlich nicht schaffen, seine Frau sei ja noch bis Freitag weg, und das Referatsthema könne ich mir auch aussuchen. Und ob ich mir vielleicht jetzt gleich schnell was einfallen lassen könne, er müsse los, den Kleinen abholen, die Tagesmutter habe angerufen, der habe sich übergeben, also, ob ich schon eine Idee habe, dann würden wir das jetzt festklopfen.
    »Männer!«, dachte ich. Mir war ganz schwindelig.
    »Wie bitte«, fragte Herr Welter und sah irgendwie gekränkt aus. Offensichtlich hatte ich laut gedacht.
    »Ähm, ich meine, öh, tja, also das Thema meines Referates könnten Männer sein, also im weitesten Sinne, so evolutionär gesehen und vielleicht auch vom ethologischen Gesichtspunkt aus betrachtet, mein ich, wissen Sie …«
    »Interessant«, sagte Herr Welter und strahlte mich an. »Ich verstehe: Das männliche Prinzip in der Evolution. Sehr gut! Den Titel formulieren Sie provokativ: Warum gibt es Männer? Da horcht die Klasse auf. Da haben wir sie. Und dann das ganze Programm: Parthenogenese, Hermaphroditismus. Die Red-Queen-Hypothese und so weiter und so fort. Natürlich auch die Balzproblematik. Das Männchen auf der ewigen Suche nach einer Partnerin. Sehr schöne Idee, Lilia! Also, schaffst du’s bis nächsten Montag? Muss ja nicht lang sein, zwanzig Minuten reichen völlig, anschließend Diskussion, ist ja ein kontroverses Thema. Gut, das hätten wir geklärt, passt mir ganz gut, dann muss ich mich auf die Stunde schon mal nicht vorbereiten. Diese Woche ist es doch eng bei mir, weil meine Frau, bis Montag, ich muss los.
    Weg war er.
    Wow. Da musste ich erst mal Luft holen, stellvertretend für ihn.
    12.00 Uhr »Du hättest ihn ruhig ein bisschen zappeln lassen sollen«, sagte Dana in der Pause. Sie saß auf dem Mäuerchen neben dem Sportplatz und ließ ihre langen Beine baumeln, die in knappen Shorts steckten.
    »Er hatte ein schlechtes Gewissen und er hatte es eilig. Noch ein paar Sekunden, und er hätte dir angeboten, dass er das Referat für dich schreibt.«

    Verliebt betrachtete sie den Muffin in ihrer Hand und knabberte zärtlich daran. Dana ist süchtig nach Bananenmuffins. Bei unserem Schulbäcker gibt es die aber nur ganz selten. Heute war so ein Glückstag.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich war die mit dem schlechten Gewissen. Noch ein paar Sekunden, und ich hätte ihm alles gestanden.« Ich biss in mein Brötchen. Maiken runzelte die Stirn und versuchte zu erkennen, welchen Belag ich heute hatte.
    »Schoko-Creme!«, sagte ich. »Aus glücklichen Nüssen.«
    »Sehr witzig« sagte Maiken. »Hoffentlich ist der Kakao aus fairem Anbau.«
    »Da ist kein Kakao drin. Reine Chemie«, antwortete Tom für mich. Ich gab ihm einen Schubs.
    »Leute, ich hab ein Problem«, sagte Maiken. Ich zog eine Braue hoch. Was war es wohl heute? Die Klimakatastrophe? Der Weltfrieden? Das Aussterben der Galapagos-Pinguine? Aber ich wollte mit einer blöden Bemerkung nicht schon wieder alles verderben, ich war doch so froh, wieder mit den Dreien rumhängen zu dürfen.
    »Nee, echt, ich brauche euren Rat«, sagte Maiken und zog Dana von der Mauer.
    »Wohin willst du?«, fragte die.
    »Setzen wir uns auf die Wiese rüber. Das muss ja nicht jeder hören.«
    »Ich auch?«, fragte Tom. »Oder isses ein Frauenthema?«
    »Du auch«, sagte Maiken. Wir ließen uns auf die Wiese plumpsen, was ich gleich bereute, denn die war noch feucht. Aber mit so was kann man nicht ankommen, wenn jemand ein Problem hat.
    »Guckt mich mal genau an«, sagte Maiken mit ganz kleiner Stimme. Oje, war sie etwa krank? Eigentlich sah sie aus wie immer. »Was seht ihr?«
    »Äh, nichts.« Tom wieder! Man kann doch nicht ein Mädchen ansehen und sagen, man sehe »nichts«.
    »Nichts???«, fragte Maiken denn auch entrüstet.
    »Ich meine, nichts Besonderes.«
    Ich hielt die Luft an und dachte: Tom, jetzt kann dir keiner mehr helfen.
    Aber Maiken nickte nur. »Genau. Nichts Besonderes.«
    »Na, so ist es ja nicht«, sagte Dana. »Ich sehe ein Mädchen mit braunem Pferdeschwanz. Ich sehe meergrüne Augen und zauberhafte

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