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Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch

Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch

Titel: Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Andeck
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werde ich aus dem Weg gockeln.
    Cassie und ich, wir gehen jetzt zum Teich. Kraft tanken. Ruf mich nicht an. Mein Handy bleibt hier.
    Tom
    P.S: Oh, sorry. Wollte natürlich auch fragen, wie es dir geht und was das Mädchen aus dem Speisesaal auf deinen Gips geschrieben hat.

Sonntag, 29. Mai
    In Berlin hat sich mal ein Schwan in einen Traktor verguckt. Und in Konstanz verlor ein Pinguin sein Herz an den schwarz-weißen Gummistiefel seines Pflegers.
    Woher weiß man eigentlich, ob man sich in den Richtigen verliebt hat? Die innere Stimme erzählt doch manchmal ziemlichen Quatsch!
    9.00 Uhr Boah! Tom! Gestern! Am Teich!
    Und dann ich! Jakob! Der Anruf! Nee, ich darf gar nicht dran denken. Es ist furchtbar. Ich glaub, ich hab’s vermasselt. Nur was? Das mit Jakob? Oder das mit Tom?
    Ich weiß überhaupt nichts mehr! Mag nicht mal mehr Tagebuch schreiben.
    9.30 Uhr Ich bin gereizt wie eine Kängurumutter, deren Junges im Beutel Zwieback gegessen hat. Als ich aber eben unten im Wohnzimmer meine schlechte Laune gerecht auf alle Anwesenden verteilen wollte, hat Mama mich einfach nach oben geschickt. Ich soll alleine ausmiefen, hat sie gesagt.
    Pöh!
    9.30 Uhr Okay, okay. Vielleicht war’s auch nicht der richtige Zeitpunkt, Mama anzumuffeln. Ich glaube, die steckt gerade selbst in einer schwierigen Phase.
    Als ich eben auf der Suche nach Nahrung durchs Haus pirschte, erwartete mich im Wohnzimmer ein seltsamer Anblick. Auf dem Boden lag eine Matratze und darauf schliefen Mama und Papa. Er schnarchte wie ein Bär im Winterschlaf. In seiner Armbeuge erspähte ich Primel, zusammengerollt wie eine Haselmaus, ebenfalls leise vor sich hin schnarchend. Ganz an den Rand der Matratze gequetscht lag Mama und fiel fast runter. Ich hoffte sehr, dass sie das nicht tun würde, denn um das Lager herum sah es aus wie auf einem Bahnhofsklo: Pipi-Pfützen, Klopapierfetzen, leere Papprollen. Es roch auch entsprechend.
    Ich räusperte mich energisch, aber nur Primel wachte auf. Sie erhob sich, stakste mit steifen Beinchen von der Matratze herunter und gähnte. Als sie übers Parkett auf mich zuschlitterte, wedelte ihr gesamtes Hinterteil vor Freude.
    »Du musst jetzt bestimmt erst mal in den Garten«, murmelte ich und bückte mich, um sie mir zu schnappen.
    Gute Idee, aber mangelhafte Umsetzung. So etwas muss viel schneller gehen. Bevor ich sie gepackt hatte, setzte sie ein Würstchen vor den Fernseher.

    »Na, toll«, knurrte ich, angelte mir ein paar Klopapierfetzen, entfernte den Knödel vom Boden, und trug ihn mit spitzen Fingern zur Toilette, wo ich ihn entsorgte. Dann trabte ich in die Küche, um Eimer und Wischlappen zu holen.
    Als ich zurück ins Wohnzimmer kam, war Papa wach. Primel saß auf seinem Kopfkissen und leckte hingebungsvoll sein Ohr.
    Au weia, der sah gar nicht gut aus. Schwarze Ringe unter rotgeäderten Augen. Bartstoppeln. Haare wie ein Wiedehopf.
    »Alles klar, Papa?«
    »Grmpf«, antwortete er, schob den Hund weg und schloss die Augen. Mama rutschte zu ihm rüber und kuschelte sich an ihn, ohne die Augen zu öffnen. Sie hatte einen Kissenabdruck auf der Wange.
    »Dein Hund braucht Regeln«, knurrte sie.
    »Ach!«, muffelte Paps. »Jetzt ist es schon mein Hund?«
    »Wieso liegt ihr hier?«, fragte ich, um die beiden abzulenken.
    »Primel«, grunzte Paps. »Sie hat geheult wie ein Schlosshund, als wir ins Bett gehen wollten. Aber ins Schlafzimmer konnten wir sie nicht mitnehmen, wegen der Teppiche.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Hundebabys nicht durchschlafen«, seufzte Mama.
    »Tja!«, sagte ich. »Wie war das noch? Mit Heulen und Zähneklappern! Leute, wie sieht’s eigentlich mit Frühstück aus?«
    Mama öffnete ein Auge und bedachte mich mit einem triefäugigen Blick. »Gute Idee!«, sagte sie. »Mach doch mal.«
    »Sehr wohl, Majestät«, gab ich zurück und wrang den Wischlappen aus. »Sonst noch Wünsche? Soll ich vielleicht auch noch mit Primel raus? Rosalie das Einmaleins abfragen? Wäsche aufhängen?«
    »Jaaa!«, ächzte Mama und schloss die Augen.
    »Das war Ironie, falls du es nicht bemerkt hast!«, sagte ich. »Aber klar, kein Problem. Ich regele gern auch noch euer Leben, ich hab ja sonst nichts zu tun. Du und Papa, ihr müsst ja arbeiten. Flocke steht im Abitur. Und Rosalie ist erst fünf. Also, falls ich auch noch bügeln soll, sagt es einfach.« Ich ducktemich in Erwartung eines Donnerwetters, aber da kam nichts. Mit matter Stimme schickte Mama mich auf mein Zimmer.
    Klar, Mama. Geh ich halt. Kein

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