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Wen liebst du, wenn ich tot bin?

Wen liebst du, wenn ich tot bin?

Titel: Wen liebst du, wenn ich tot bin? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Tierarzt kommt.
    »Matt Dunbar hört sich nach einem richtigen Idioten an«, sagte ich. »Gut, dass du es ihm mal gezeigt hast. Aber du hättest es mir erzählen sollen. Ich erzähle dir auch immer alles.«
    »Ich weiß«, sagte er und lächelte mich an. »Deshalb mag ich dich auch so, Iris. Weil ich mit dir über alles reden kann.«
    Ich zuckte nur mit den Schultern, aus Angst, dass mir die Stimme wegbleiben würde.
    »Außerdem bist du richtig hübsch«, fügte er hastig hinzu, und ich hätte vor Freude am liebsten laut aufgelacht.
    Ich wünschte, Matty hätte das miterlebt.
    Als das Prickeln in meinen Adern sich ein wenig gelegt hatte, fragte ich ihn, was er jetzt vorhatte.
    »Na was schon? Ich verstecke mich noch ein bisschen hier und dann muss ich mich ihm eben stellen.«
    Kindische Ideen schossen mir durch den Kopf wie zum Beispiel Du könntest dich im Hühnerstall verstecken oder Schlag dein Lager doch in den Feldern auf oder Wir hauen gemeinsam ab - aber ich schaffte es, diese albernen Gedanken für mich zu behalten.
    Trick sagte, dass er jetzt zum Fahrdienst abkommandiert war, weil er gelogen hatte. Das hieß, dass er eine Weile nicht wegkonnte. Ich versuchte, nicht allzu erschrocken dreinzuschauen, weil sein Vater ihn hinters Steuer ließ, obwohl er noch nicht einmal fünfzehn war.
    Wir verabredeten uns in ein paar Tagen – für Mittwoch, um neun Uhr abends. Sollte er bis zehn noch nicht da sein, hieß das, dass er sich nicht davonschleichen konnte.
    »Dann komme ich einfach am nächsten Abend«, sagte ich.
    Und am Abend danach.
    Und am Abend danach.
    Trick fand keine Ruhe, aber nach Hause wollte er auch nicht, deshalb gingen wir zum Bach, um unsere Füße ein bisschen abzukühlen.
    Auf Höhe der alten Eiche hörte ich ein Geräusch.
    »Warte«, sagte ich und hob einen Finger.
    Wir legten den Kopf schief und lauschten.
    »Von da drüben«, sagte ich und er nickte.
    »Du hast recht.«
    Es war Dad. Und er brüllte meinen Namen.

Sieben
    I ch war schon durch das Tor der Schweinefarm gegangen, da hörte ich Dad wieder rufen. Staub wirbelte auf, als ich den Weg entlangrannte. Zwischen den dünnen Zweigen der hohen Pappeln, die unseren Hof begrenzten, konnte ich ihn sehen; er steckte die Finger in den Mund und wollte gerade pfeifen. Ich rief und er kam auf mich zugestapft.
    »Wo zum Teufel hast du gesteckt?«
    »Nirgends.«
    »Nirgends? Ich rufe dich schon den ganzen Morgen.«
    Ich spürte meinen hämmernden Puls an den Schläfen.
    »Austin sucht dich.«
    »Warum?«, fragte ich kleinlaut und musste an Sam und Mum denken und an Bremsspuren auf viel befahrenen Straßen.
    »Sachen aus dem Schuppen fehlen«, sagte er und ging auf das Haus zu. »Du musst drinnen warten, falls die Polizei sich meldet.«
    »Drinnen warten?« Ich eilte hinter ihm her. »Und wohin gehst du?«
    »Die verdammte Kettensäge ist wieder futsch. Austin fährt mich in die Stadt. Hab keine Zeit zum Totschlagen, kann nicht herumsitzen und warten, bis das verdammte Telefon klingelt.«
    »Hast du mal mit Sam gesprochen? Vielleicht hat er sich nur etwas ausgeliehen?«
    »Hab ich, zum Teufel noch mal«, gab er zur Antwort. »Obwohl nur Gott allein weiß, was der mit einem Schraubenschlüssel anfangen will, er kann ja nicht einmal seine blöden Fußballsachen waschen. Außerdem ist ein Fenster auf der Rückseite zu Bruch gegangen.«
    Ich hielt den Mund. Ich wusste ohnehin nicht, was ich darauf sagen sollte. Ich wollte nur, dass er keine übereilten Schlüsse zog.
    »Ich hab dir doch gesagt, dass so etwas passieren würde, oder nicht?«, schimpfte er in der Küche weiter. »Ich hab’s gewusst. Aber auf mich wollten sie ja beim Teufel nicht hören.« »Von wem redest du?«
    »Was glaubst du wohl? Von den verdammten Bullen natürlich! Was haben die denn erwartet?«
    Ich setzte mich an den Tisch, während er die Küche nach den Schlüsseln des Pick-ups absuchte. Sie hingen an einem Bündel von Schlüsselringen, die Sam und ich ihm von unseren verschiedenen Schulausflügen mitgebracht hatten, aber er schaffte es trotzdem, sie mehrmals am Tag zu verlieren.
    »Iris!«, rief er plötzlich von irgendwoher. »Dieser verfluchte Fuß …«
    Ich stand auf und starrte ihn an. Meine Augen brannten, als würden dahinter in meinem Kopf kleine Dolche stecken. Ich war nicht erschrocken, sondern wütend, ich wollte, dass er mich wenigstens ein einziges Mal zur Kenntnis nahm, aber er interessierte sich nur für das Telefon, als könnte das alle seine Probleme

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