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Wen liebst du, wenn ich tot bin?

Wen liebst du, wenn ich tot bin?

Titel: Wen liebst du, wenn ich tot bin? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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der Koppel sind Zigeuner. Eine ganze Horde sogar. Ein Bursche, zwei Männer –«
    »Wir sind nicht hier, um über eine Zwangsräumung zu sprechen, Mr Dancy«, unterbrach ihn die Polizistin. »Für uns sind das zwei ganz verschiedene Angelegenheiten.«
    Dad schnaubte verächtlich. »Das werden wir schon sehen.« Er warf einen amüsierten Blick auf Fiasco, die sein Grinsen zu erwidern schien.
    Die Polizistin sah verärgert aus.
    »Brauchen Sie auch deren Aussagen?«, fragte Dad und meinte damit mich und Sam.
    Ich wich dem Blick der Polizistin nicht aus, obwohl ich einen Kloß im Hals spürte, weil sie mich mit diesen ernsten blauen Augen musterte.
    »Das hängt davon ab, ob einer von den beiden etwas Wichtiges zu sagen hat«, antwortete sie ausdruckslos, während sie uns beide anblickte. Ich streichelte Fiasco und gab mir Mühe, lieb und nett auszusehen.
    Die Unterhaltung erstarb, ich kam mir wie in einem Theaterstück vor, in dem keiner wusste, wer als Nächster sprechen soll – war die Pause ein dramaturgischer Kunstgriff oder hatte jemand einfach seinen Text vergessen?
    Ich schubste Fiasco mit dem Fuß an, damit sie wieder mit dem Schwanz wedelte. Sam strich geistesabwesend über seine kleine Mondnarbe. Sein Kopf glänzte. Er sah so ganz anders aus. Ich fand es schrecklich.
    »Auf ein Wort, Mr Dancy?«, fragte die Polzistin schließlich.
    Ohne dass uns jemand aufgefordert hätte, verließen Sam und ich die Küche. Ich ging in mein Zimmer, dann schlich ich wieder zurück, um an der Küchentür zu lauschen; ich nahm an, Sam würde dasselbe tun, aber seine schweren Schritte nach oben waren keine Show gewesen.
    »Es ist nun schon länger als …«, Constable Todd machte eine Pause. Papier knisterte. »… drei Wochen, seit die Zigeuner hier sind, und es gab keinerlei kriminelle Vorfälle …«
    »Außer der illegalen Landbesetzung«, unterbrach ihn Dad. »Und dem illegalen Müllentladen. Und weiß Gott, wie viel von meinem Holz sie schon verfeuert haben.«
    Die Polizistin mischte sich jetzt ein. »Wie schon gesagt, wir sind nicht hergekommen, um mit Ihnen über Ihre Absicht, die Zigeuner zwangsweise zu vertreiben, zu reden, Mr Dancy.«
    Sie hatte eine sonderbare Art zu sprechen, sie betonte die falschen Wörter, als langweilte sie es, immer dasselbe zu sagen. »Wir sind hier, um sie wegen des Einbruchs in Ihren Schuppen zu befragen.«
    »Sie werden noch feststellen, dass beides sehr viel miteinander zu tun hat«, antwortete Dad.
    »Das lassen Sie mal unsere Sorge sein.«
    »Und Sie sagen, dies sei das erste Mal, dass so etwas hier passiert ist?«, fragte Constable Todd.
    »Das erste Mal seit fünfzehn Jahren«, erwiderte Dad. Wieder herrschte Stille, diesmal sogar noch länger als zuvor, bis die Polizistin das Wort ergriff.
    »Wissen Sie noch, bei unserer letzten Begegnung haben Sie sich angetrunken im Heck Ihres Autos versteckt. Wir mussten Sie zu einem kleinen Alkoholtest mitnehmen. Sind Sie in der Lage, Ihrer Arbeit nachzukommen?«
    Sie sprach von damals, als man Dad geschnappt hatte, weil er betrunken Auto gefahren war. Das war kurz nachdem uns Mum verlassen hatte, ich wusste nicht genau, was passiert war, nur dass Dad seither nicht mehr fahren durfte. Deshalb hatte er Austin, der zuvor nur gelegentlich bei uns gearbeitet hatte, als Vollzeitkraft angestellt, damit er ihn weiterhin im Pick-up fahren konnte.
    Der Wasserhahn in der Küche tropfte, und ich fragte mich, was Dad jetzt wohl für ein Gesicht machte.
    »Die Sache ist die: Ohne Beweise für einen Einbruch wird das Ihre Situation vor Gericht keinesfalls verbessern«, sagte Baker.
    »Verschlechtern kann sie sie auch nicht.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher, Mr Dancy. Man könnte Ihnen das als Sabotage auslegen.«
    Dad gab einen erstickten Laut von sich.
    »Wir wollen damit nur sagen, dass es geeignete Wege gibt, mit solchen Situationen umzugehen«, warf der Constable ein.
    »Oh, fangen Sie mir nicht mit Ihren verdammten Wegen an«, knurrte Dad. Er hielt inne, und als er weiterredete, klang seine Stimme völlig verändert.
    »Schön und gut. Ich weiß, woran ich bin.« Die Hintertür ging quietschend auf.
    »Ich wünschte, wir hätten Ihnen mehr helfen können, Mr Dancy, aber Tatsache ist …«, sagte Baker in ihrem Singsang.
    »Keine Sorge, meine Liebe. Hab schon verstanden. Laut und deutlich.«
    Schlurfende Schritte waren zu hören, als die Polizisten die Küche verließen. Fiasco sprang auf den Tisch, um ihnen hinterherzubellen, während sie zum

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