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Wen liebst du, wenn ich tot bin?

Wen liebst du, wenn ich tot bin?

Titel: Wen liebst du, wenn ich tot bin? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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mich mehr zum Weinen brachte als alles, was vorher passiert war.
    Tess hatte Käsesandwiches mitgebracht und Äpfel und Weintrauben, und Mum hatte Fußballzeitschriften für Sam besorgt, damit er, wenn er aufwachte, etwas zu lesen hatte. Keiner brachte es über sich, ihr zu sagen, dass man ihn aus der Mannschaft geworfen hatte, nachdem sie fortgegangen war. Benjy hatte eine Schachtel Pralinen dabei, die wir nach ein paar Stunden selbst aßen, weil wir so unruhig waren und, wie Mum sagte, weil man sie in dem Laden am Ende des Gangs jederzeit nachkaufen konnte.
    Wir teilten sie untereinander. Die mit den Haselnüssen und Karamell waren am schnellsten weg, so wie an Weihnachten, und gemeinsam brachten Mum und Tess es fertig, dass die Stimmung eher einer etwas trübsinnigen Frühstücksrunde entsprach als einem Wartesaal in der Intensivabteilung.
    Mum wiederholte immer wieder das Hoffnungsvolle: Sam hatte sich nicht das Genick oder die Wirbelsäule gebrochen. Und andauernd fragte sie mich nach dem Moment, in dem Sam aufgewacht war.
    »Das ist eindeutig ein gutes Zeichen«, meinte Tess, als ich erzählte, dass er sich gefürchtet hatte. Mum stimmte ihr zu, obwohl sie selbst so aussah, als würde sie jeden Augenblick umkippen und sterben.
    Dad war viel länger weggeblieben, als man für eine Tasse Tee brauchte, und als er wiederkam, ging Mum weg; sie murmelte, dass sie Ersatz für die Pralinen besorgen und nach der Parkuhr sehen wollte.
    Benjy lief ihr hinterher, und ich sah noch, wie sie ihm dankbar zulächelte, ehe die beiden im Korridor verschwanden.
    Ich rückte einen Platz auf, damit sich Dad neben mich setzen konnte, aber er setzte sich mir gegenüber.
    In der Hand hielt er seinen Edelstein, das geschmolzene Metallstück des ausgebrannten Motorrads.
    Tess setzte sich neben ihn. Sie sagte, dass er gut aussehe, was natürlich gelogen war, und dass sie sich freue, ihn zu sehen, was ganz bestimmt nicht gelogen war, und dann sprach sie wieder sehr einfühlsam von den hoffnungsvollen Anzeichen.
    Dad sah sie an und ich dachte schon, er würde sie auffordern, mit dem Unsinn aufzuhören, aber stattdessen begann er selbst zu reden.
    »Ich hatte es beinahe schon geschafft. Ich war kurz davor, sie endlich loszuwerden, und dann … ich hatte es beinahe geschafft.«
    Ich hielt den Kopf gesenkt, ich hatte Angst, dass er erzählen würde, wie sehr ich ihn enttäuscht habe, wie ich ihn den ganzen Sommer über angelogen hatte, aber er rieb nur an dem geschmolzenen Metallstück. Er rieb und rieb und er sah so verstört aus, dass ich wünschte, es käme jemand und nähme es ihm weg.
    Tess legte ihre Hand auf seine, die ohne den Edelstein, und drückte sie. »Schlimmer Sommer, was, Tommo?«
    Dad presste die Lippen zusammen. Er stieß schluchzend die Luft aus und schüttelte den Kopf.
    Mum und Dad saßen abwechselnd im Warteraum. Mum war verlegen, wenn Dad in der Nähe war, und Dad benahm sich dann immer schroff und abweisend, sodass es eine echte Erleichterung war, wenn einer von beiden nach draußen ging. Langsam fürchtete ich mich davor, dass ein Arzt kam. Sie brachten nie gute Nachrichten.
    Im CT sah man, dass Sams Gehirn weiterhin anschwoll. Wenn es schlimmer wurde, würden die Chirurgen ihn ein zweites Mal operieren, was allerdings mit neuen Risiken verbunden war.
    Dad hatte Tess seine Version von dem, was vorgefallen war, erzählt und Tess hatte es Mum erzählt. Ich konnte nicht darüber sprechen. Immer wieder fing Dad davon an, dass er diesen Zigeuner aufspüren würde, der seinem Jungen das angetan hatte, und dass er ihn zur Rechenschaft ziehen würde. Er schien es geradezu darauf anzulegen, dass ich ihm widersprach, und das ausgerechnet hier im Warteraum der Intensivstation. Ich verbrachte viel Zeit damit, auf der Toilette zu sitzen und auf meine Füße zu starren.
    Ich dachte an Trick und daran, wie er sich von mir abgewendet und Blut in sein Taschentuch gespuckt hatte, und ich hoffte so sehr, dass er es bis nach Nottingham oder in irgendein Krankenhaus geschafft hatte. Ich hatte Gewissensbisse, weil ich ihm nicht genug geholfen hatte. Ich hatte Gewissensbisse, weil ich mir Sorgen um ihn machte. Ich starrte auf meine Füße.
    Wir hatten wieder ein fürchterliches Mittagessen aus der Kantine gegessen und ich holte Tee für Dad und Tess und Kaffee für Mum, als plötzlich die Alarmleuchten blinkten, die einen Notfall anzeigten. Ich war einen Stock tiefer, und als ich schließlich am Empfangsschalter ankam, war ich ganz außer

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