Wen liebst du wirklich?
diesem Moment gebeten, für immer bei ihm zu bleiben.
"Ich gehe jetzt ins Bett. Das Essen war fantastisch", sagte er betont beiläufig. "Bis morgen. Gute Nacht."
Sie stand auf und sah ihn an. Er hätte sich mit einem Nicken abwenden können … Nein, er konnte es nicht. Ihr Blick hielt ihn fest.
"Gute Nacht", flüsterte Laura, kam zu ihm und legte ihm die Arme um den Nacken.
Ehe er sich's versah, küsste er sie zärtlich auf den Mund.
"Ich bin froh, dass Jai mich mag", meinte sie und schmiegte sich an ihn.
Er blickte über ihren Kopf hinweg ins Leere. Jais Sehnsucht nach einer Mutter hatte ihn bestürzt, ebenso wie die Tatsache, dass sein Sohn sich offensichtlich ein festes Zuhause wünschte.
"Ich habe noch nie zuvor einen berühmten Schriftsteller geküsst", flüsterte Laura. "Vermutlich bist du ein literarisches Genie und gerade deshalb nicht steinreich. Man spricht ja nicht umsonst von brotloser Kunst."
Er lächelte. Und verspürte plötzlich das Bedürfnis, ein Geheimnis mit ihr zu teilen. "Ich bin reich", entgegnete er schlicht. "Aber ich behalte nur wenig von meinem Geld. Ich nehme mir, was ich brauche, und gebe den Rest …"
"In die Stiftung?" vollendete sie überrascht seinen Satz.
"Ich vertraue darauf, dass du kein Wort darüber verlautbaren lässt."
Laura berührte seine Wange. "Du bist der erstaunlichste Mann, den ich kenne."
Stolz, Freude und Zufriedenheit erwärmten ihm das Herz. "Du musst wirklich mehr unter Leute kommen", entgegnete er lachend, drückte ihr einen Kuss auf die kleine Nase und zog sich rasch zurück.
Der ausgebreitete Gleitschirm leuchtete neonorange hinter ihm. Cassian prüfte noch einmal den Wind und die Wolkenformationen und ließ den Blick dann über die Hügelkämme schweifen, die nun von der Morgensonne erhellt wurden. Ein letzter Griff an die Schnalle des Helms, dann der kurze Spurt zum Rand der Hügelkuppe, und Cassian erhob sich in die Luft.
Freiheit. Er seufzte tief. Zu lange war er nicht mehr geflogen.
Er hatte noch nie für eine Frau empfunden, was er für Laura empfand, aber ihm war auch klar, dass jede dauerhafte Beziehung für ihn schließlich zu einer unerträglichen Fessel werden würde. Andererseits würde Jai sie gern als Ersatzmutter haben.
Cassian fand einen stärkeren Aufwind und schoss in die Höhe. Unter sich sah er Thrushton und das Herrenhaus am Ende des Dorfes. Warum hatte er beim Anblick dieses Ortes das gute Gefühl, nach Hause gekommen zu sein, obwohl er so schwierige Jugendjahre dort verbracht hatte? Jai und Adam würden inzwischen Hangman's Wood erkunden. Sie würden schmutzig zurückkommen, und er und Laura würden den Geschichten ihrer Heldentaten lauschen und einander anlächeln …
Laura. Laura. Laura. Sie ließ ihm keine Ruhe mehr, drängte sich unaufhörlich in seine Gedanken und zwang ihn zuzugeben, wie stark sie sein Leben bereits bestimmte. Er musste auf die Bremse treten. Und eine Trennung war die einzige Möglichkeit. Als er gesagt hatte, sie würden die nächsten zwei Jahre oder so auf Thrushton Hall bleiben, hatte er tatsächlich nur Jai und sich gemeint. Er musste das so schnell wie möglich klarstellen.
Der Wind begann, ihn hin und her zu schütteln, so dass er sich sehr konzentrieren musste, um in der Luft zu bleiben. Doch er verlor rasch an Höhe, so dass er sich zur Landung entschied. Nicht wirklich zufrieden, packte er den Gleitschirm zusammen. Der Flug war schön gewesen, hatte ihn aber nicht so begeistert wie sonst. Und wenn er ehrlich war, konnte er es nicht erwarten, zu Laura zurückzukommen!
Die Fahrt war kurz, und dennoch schien sie ihm endlos. Als er die Haustür öffnete, ihren Namen rief und keine Antwort erhielt, packte ihn eine erschreckend tiefe Enttäuschung. Er wollte ihr zauberhaftes Lächeln sehen, wollte ihre sanfte Stimme hören und ihren unvergleichlich frischen Duft riechen. Ohne sie wirkte das große alte Haus leer und wie ausgestorben.
Unschlüssig schlenderte Cassian hinaus in den Garten hinter dem Haus und vertrieb sich die Wartezeit, indem er einen Kräutergarten plante. Er würde kulinarischen und medizinischen Zwecken gleichermaßen dienen, und er wollte das Wissen einbringen, das der marokkanische Kräuterkundler mit ihm geteilt hatte. Und im hinteren Teil des Gartens würde er einen großen Hühnerstall mit Auslauf bauen, damit sie jeden Tag frische Eier hätten. Der Gemüsegarten musste natürlich erweitert werden und … Cassian lehnte sich gegen die von der Sonne erwärmte Hauswand
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