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Wende

Wende

Titel: Wende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Greenblatt
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entstehen, von denen 14 unter den Füßen des lbenzio totgetreten, 20 mittels Übergießens mit kochendem Wasser getötet werden, 32 in einer Höhlung weiter leben, 80 sich auf Wanderschaft durch das Gehöft begeben, 42, um weiter zu leben, sich unter den Stein in der Nähe des Tores zurückziehen, 16 sich zwischen den Misthaufen herumtreiben sollen, wo es ihnen am besten behagt, und der Rest soll auf gut Glück auseinander laufen.
    Und das ist beileibe noch nicht alles, wofür Merkur zu sorgen hat:
    Der Laurenza sollen, wenn sie sich kämmt, sieben Haare ausfallen, 13 sollen ihr abbrechen, und von diesen sollen zehn in drei Tagen wieder wachsen, sieben aber nicht wiederkommen. Die Hündin des Antonio Savolino soll fünf Hündchen empfangen, von denen drei zu ihrer Zeit am Leben bleiben, zwei aber ersäuft werden sollen; von denen drei zum Leben bestimmten soll eins der Mutter ähnlich werden, das zweite verschieden, das dritte soll teils dem Vater, teils dem Hunde
des Polidoro ähnlich sein. Zur selben Zeit soll sich der Kuckuck beim Hause hören lassen, und soll nicht weniger als zwölf Mal »Kuckuck« rufen, und dann soll er für elf Minuten fortfliegen nach der Burgruine von Cicala, und was dann weiter geschehen soll, werden wir alsdann bestimmen.
    Merkurs Arbeit in diesem kleinen Winkel, einer kleinen Ecke der Campagna, ist auch damit immer noch nicht getan.
    Den Unterrock, den Meister Danese auf seiner Bank näht, soll er verpfuschen; aus dem Bettgestell des Konstantino sollen 12 Wanzen hervorkommen und auf das Kopfkissen kriechen; sieben ganz große, vier ganz kleine und eine mittelgroße, und was die eine angeht, die bis zum abendlichen Kerzenlicht überlebt, werden wir sehen. Ferner hat er verordnet, daß der Alten Fiurulo infolge einer Zungenbewegung binnen 15 Minuten in der selben Stunde der dritte Backenzahn im rechten Unterkiefer herausfallen soll, und zwar ohne Blutung und Schmerz; denn dieser Zahn hat das Ende seiner Fallbahn erreicht, welche genau siebzehn jährliche Mondumläufe gedauert hat. Ambrosio soll mit dem 112ten Stoße das Geschäft mit seiner Frau zu Ende bringen, für diesmal soll er sie aber nicht befruchten, das soll erst geschehen von dem Samen, in welchen der gekochte Lauch, den er jetzt mit Mus und Hirsebrot ißt, sich verwandeln wird. Dem Sohne des Martinello sollen die Barthaare und die Haare an der Brust zu wachsen beginnen und allmählich soll sich seine Stimme brechen. Dem Paolino soll, wenn er sich bückt, um eine gebrochene Nadel vom Boden aufzuheben, infolge der Anstrengung einer seiner roten Hosenträger reißen, und wenn er deswegen fluchen wird, so soll ihm heute Abend die Suppe versalzen werden ... 20
    Indem er in halluzinatorischen Details das Dörfchen heraufbeschwört, in dem er geboren wurde, inszeniert Bruno eine philosophische Farce, die keinen anderen Zweck verfolgt als zu demonstrieren, dass göttliche Vorsehung ein Unding ist. Alle Einzelheiten sind bewusst trivial, und dennoch spielt Bruno mit hohem Einsatz. Allein der Spott über den Satz
Jesu, die Haare auf dem Kopf eines Menschen seien bis zum letzten gezählt, hätte unangenehmen Besuch der Gedankenpolizei provozieren können. Religion, das war keine Angelegenheit, mit der einer seinen Spaß treiben konnte, zumindest nicht in den Augen der Behörden, die zum Schutz der Orthodoxie eingesetzt waren. Nicht einmal triviale Späße nahmen sie leicht. So war in Frankreich ein Dorfbewohner namens Isambard verhaftet worden, weil er die Ankündigung eines Mönchs, er werde nun ein paar Worte über Gott sagen, mit dem Ausruf quittiert hatte: »Je weniger, desto besser!« 21 In Spanien hatte der Schneider Garcia Lopez, der gerade aus der Kirche kam, in der der Priester die lange Liste der Gottesdienste der kommenden Woche verlesen hatte, gespottet: »Wenn wir Juden wären, würde uns schon ein Passahfest im Jahr zu Tode langweilen, und jetzt soll doch tatsächlich jeden Tag Passah und Festtag sein!« Prompt wurde der Mann bei der Inquisition denunziert. 22
    Doch Bruno befand sich in England. Dort gab es keine Inquisition, trotz der unermüdlichen Versuche, die Morus während seiner Kanzlerschaft in diese Richtung unternahm. Gleichwohl konnte man sich auch dort durch unbedachte Reden in gewaltige Schwierigkeiten bringen, Bruno aber hat sich wohl frei genug gefühlt zu sagen, was er dachte, beziehungsweise sich, wie in diesem Fall, in sardonischem Gelächter zu ergehen, dem allerdings eine philosophische Pointe zugrunde

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