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Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Titel: Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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Notarzt hatte lediglich Herzstillstand als Todesursache festgestellt. Natürlich würde man sie obduzieren, aber Jonas bezweifelte, daß dabei etwas Aufschlußreiches herauskommen würde. Die Todesursache bei Henn und dem Landrat war offensichtlich: zerbissene Kehle, durchtrennte Halsschlagader. Wieso hatten die Wölfe nur diese beiden angefallen und alle anderen Gäste nicht angerührt? Sieben Wölfe waren tot auf dem Rasen zurückgeblieben, die anderen in der Nacht verschwunden. Wann würde man sie endlich einfangen oder abschießen?
    Als er sich endlich losmachen und in den Garten fliehen konnte, war Chris verschwunden gewesen. Er hatte das ganze Grundstück nach ihr abgesucht, bis ihm jemand gesagt hatte, er habe sie eilig in den Wald verschwinden sehen. Da war Jonas von dumpfer, kopfloser Panik erfaßt worden. Das Wesen hatte Chris zu sich gerufen, und gewiß würde es sie genauso töten wie Kettler und Roloff. Jonas hatte seine Stablampe aus dem Wagen geholt und war in den Wald gerannt. Gesucht hatte er und gesucht, immer wieder ihren Namen gerufen. Und je tiefer er in den Wald vorgedrungen war, desto mehr wuchs seine Verzweiflung.
    Das Licht des Morgens brachte ihm keinen Trost. Er hatte Chris verloren, für immer.
    Auf dem Pfad, der vom Dachsberg herabkam, näherten sich Schritte. Er blickte auf.
    Da stand sie gesund und unversehrt in einem Sonnenstrahl, der durch das Blätterdach fiel. „Jonas!“ Sie breitete die Arme aus und rannte auf ihn zu und drückte ihn an sich, und ihre Umarmung war wie ein warmer, zärtlicher Wind.
    Seine Augen füllten sich mit Tränen. „Oh, Chris! Bin ich froh, daß dir nichts passiert ist! Ich habe überall nach dir gesiucht. Ich dachte schon, du wärst verletzt ... oder ... oder ...“Er stammelte hilflos und glücklich.
    Dann setzten sie sich im Schneidersitz auf den Waldboden, und Chris erzählte. Alles, was sie in den Stunden erlebt hatte, seit sie dem Ruf des Bärenwesens gefolgt war. Wie die Wolfskraft sie hinauf auf den Dachsberg geführt hatte. Wie das Bärenwesen ihr den Auftrag gegeben hatte, das Land zu heilen und für die Menschen einen neuen Weg zu finden. Wie Gablenz von der Welt Abschied genommen hatte. Und wie sie den Wölfen die Freiheit geschenkt und sie auf Wanderschaft geschickt hatte. Jonas, der sich jetzt, wo Chris zurückgekommen war, wie neugeboren fühlte, wiegte den Kopf und rieb sich nachdenklich die Nase. „Es ist wirklich unsere letzte Chance, nicht wahr?“
    Chris senkte traurig den Blick. „Ich wünschte, wir Menschen hätten noch unendlich viele Chancen, aber das ist das, was das Bärenwesen wörtlich zu mir gesagt hat: eure letzte Chance.“ Sie seufzte. „Und ich kann den Weg, der vor uns liegt, überhaupt noch nicht klar sehen. Wir können nicht in eine heile Welt ohne Technik und Wissenschaft zurück. Aber vielleicht können wir lernen, eine sanfte Technik zu entwickeln, die harmonisch mit der Natur zusammenarbeitet. Ich werde mir ganz genau alles ins Gedächtnis rufen müssen, was ich von Silver Bear über das Denken der Indianer gelernt habe. Ich werde auch das Wissen der anderen Naturvölker studieren müssen, die es heute noch auf der Erde gibt. Und das Wissen der Kelten, die früher auf dem Land hier gelebt haben. Aber vor allem werde ich viel draußen in der Natur sein müssen, um unmittelbar mit den Steinen zu kommunizieren, mit den Pflanzen und den Tieren. Und zwar in ihrer Sprache... mit Hilfe von Bildern und Empfindungen. Der Versuch mit den Wölfen vorhin war schon recht ermutigend.“ Sie lächelte. „Eigentlich ist es ja schön, daß ich nun einen guten Grund für das habe, was ich sowieso am liebsten tue: draußen herumstreifen durch Wald und Wiesen und Wacholderheide und ganz nah bei den Tieren und Pflanzen sein.“ Nach einem kurzen, versonnenen Schweigen sagte sie: „Vielleicht gelingt es mir, wenn ich nächstes Jahr Nachfolgerin von Dr. Wegmeier werde, aus dem Park so etwas wie eine Arche Noah zu machen, eine kleine Insel der Hoffnung, wo die Menschen, besonders die Kinder, lernen können, auf neue Art in Freundschaft mit der Natur zu leben ...“ Chris verstummte und schaute mit ihren großen blauen Augen träumerisch in eine unbestimmte Ferne.
    „Da hat dieses Bärenwesen, das“ - Jonas zeigte auf die Erde zu ihren Füßen - „von dort unten heraufgekommen ist, dir eine ziemliche Aufgabe aufgebürdet. Glaubst du, du kannst dabei die Hilfe eines durchschnittlich intelligenten Polizeibeamten gebrauchen, der in

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