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Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Titel: Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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es gar kein Stoß, sondern mehr ein leichter, fast behutsamer Stups, der aber genügte, sie rückwärts auf dem Hosenboden landen zu lassen.
    Von dort schaute sie zu ihrem Gegner hoch. Aus diesem Blickwinkel wirkte er tatsächlich wie ein mächtiger Bär. Sie versuchte krampfhaft sich an das zu erinnern, was sie damals in dem Selbstverteidigungskurs für solche Fälle gelernt hatte. Sollte sie ihn kräftig in die Eier treten, wenn er über sie herfiel? Ihr Atem ging schnell und heftig. Sie fühlte sich wie ein gejagtes Tier in der Falle.
    Als er sich über sie beugte, blieb ihr fast das Herz stehen. Er legte seine große, schwere Hand auf ihre Schulter. „Hab keine Angst“, sagte er mit tief rollender, sanfter Stimme, „dir wird nichts geschehen. Du gehörst nicht zu denen, über die ich Gericht halte. Wenn meine Arbeit getan ist, werde ich dich zu mir rufen. Dann wird sich deine Bestimmung erfüllen, Schwester Wolfsträumerin .“
    Seine Augen schimmerten im Mondlicht, und sie konnte seinen Blick fast körperlich spüren. Dann richtete er sich langsam auf und schaute zum Tor. Er pfiff leise und melodisch, hob den rechten Arm und winkte.
    Chris sah ungläubig die Wölfe, geführt von Rex und Zora, einen nach dem anderen durch das offene Tor kommen. Sie wollte aufspringen, aber sie war wie gelähmt. Ihre Beine und Arme gehorchten ihr einfach nicht, schienen regelrecht am Boden festzukleben.
    Fassungslos mußte sie mit anschauen, wie der Mann ein paar Schritte auf das Rudel zuging und die Wölfe sich um ihn scharten, als seien sie eine Herde Schafe und er ihr Hirte!
    Ohne sich noch einmal zu Chris umzudrehen, setzte er sich in Bewegung und ging mit ruhigen, festen Schritten auf das weit offenstehende Gatter zu, durch das der Wirtschaftsweg hinaus in den Wald führte. Die eigenartige Lähmung fiel von Chris ab. Sie rappelte sich auf und starrte dem Mann und dem Wolfsrudel hilflos hinterher.
    Die Nacht war mondhell. Während der große Mann auf das Gatter zuging und die Wölfe um ihn herumtänzelten oder vorausliefen, sah Chris etwas, das ihr einen eisigen Schauder über den Rücken jagte. Seine Gestalt veränderte sich. Nein, sie blieb weiterhin sichtbar, aber ein anderes Bild schien sich gewissermaßen über sie zu schieben, wie bei einem doppelt belichteten Film. Das Bild einer mächtigen, an einen auf den Hinterbeinen laufenden Bären erinnernden Gestalt. Das mysteriöse Bärenwesen aus Chris‘ Traum. Dieses unheimliche Doppelbild war für Chris nur wenige Sekunden sichtbar, aber es genügte, um ihren Nerven den Rest zu geben. Etwas stieg ganz tief aus ihrem Bauch hoch, überwältigend, unbezwinglich. Panik.
    Sie hörte sich selbst einen unartikulierten Schrei ausstoßen. Ihre Füße wollten plötzlich nur noch rennen, immer schneller rennen. Während sie atemlos unter den schwarzen, mächtigen Baumkronen herjagte, war sie erfüllt von der Angst des kleinen Kindes vor einer Welt voller unerklärlicher Gefahren. Vor dem Sturm, der mit tausend Geisterstimmen ums Haus heult, vor dem Gewitter, wenn blitzeschleudernde, gräßliche Trolle von den Bergen herabsteigen. Chris lief, so schnell sie konnte, wollte nur noch das Forsthaus erreichen, die Tür hinter sich zusperren und wie ein furchtsames Kaninchen im Bau darauf warten, daß die Nacht endlich vorüberging.
    Chris rannte in den rettenden Lichtschein der Laterne vor dem Forsthaus, zog den Schlüssel aus der Tasche, ließ ihn fallen, hob ihn wieder auf, öffnete zitternd und keuchend die Tür, schlug sie hinter sich zu und lehnte sich dagegen.
    Als sie die Augen zumachte, sah sie noch einmal dieses Doppelbild des Mannes und des gespenstischen Bärenwesens. Was hatte sie da gesehen? Wurde sie verrückt?
    Nachdem sie das Licht im Zimmer angeknipst hatte, ließ sie die Rolläden an der Terrasse bis zum letzten Spalt herunter. Sie warf das Bettzeug auf ihren Futon, streifte die Schuhe ab und verkroch sich unter der Decke.

    Chris träumte, daß etwas Großes, Dunkles, Geheimnisvolles sie verfolgte. So schnell sie auch rannte, sie konnte ihm nicht entkommen. Es blieb ihr immer dicht auf den Fersen. Plötzlich rief das Etwas hinter ihr: „Du brauchst keine Angst zu haben, brauchst nicht weglaufen. Bleib doch stehen! Schau mich an!“
    Statt dessen wachte sie auf. Fahles Licht rieselte durch die Ritzen der Rolläden. Sie knipste die Lampe aus, die sie hatte brennen lassen, stand auf und zog die Rolläden hoch. Ein weißlich grauer Himmel hing tief über dem Garten.
    Sie

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