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Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Titel: Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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wieder aufgeforstet wurden. Aus den Wolken, die am Morgen aufgezogen waren, hatte es zu regnen begonnen, ein ungemütlicher Nieselregen, der nicht den Eindruck machte, daß er so bald wieder aufhören wollte. Jonas ärgerte sich, weil er statt seiner Regen- nur die leichte Windjacke übergezogen hatte, die nach kurzer Zeit völlig durchweicht war. Zwar leitete er eine Schutzpolizeiinspektion, trug als junger Kriminalkommissar aber Zivil.
    Dimmigs Vermutung, daß es sich bei dem seltsamen Wolfsmann um ein Mitglied irgendeiner radikalen Tierschutzorganisation handelte, bestätigte sich bislang nicht: Weder bei der Polizei noch beim Eifelkurier, der hiesigen Lokalzeitung, war ein entsprechendes Bekennerschreiben eingegangen, und es hatte auch keine anonymen Telefonanrufe gegeben. Aber wieso sollten radikale Tierschützer auch ausgerechnet ein Wolfsrudel befreien, das in einem riesigen Gehege artgerecht gehalten wurde? Da gab es zweifellos lohnendere Ziele.
    Inzwischen schlängelte sich der Weg durch den alten Laubwaldbestand am Südhang des Dachsberges. Als sie etwa zwanzig Minuten gegangen waren, kamen sie zu einer großen Lichtung, wo Dimmig mit seinen Waldarbeitern eine Futterpflanzung für Rehe angelegt hatte, damit die ewig hungrigen Tiere nicht alle jungen Bäume abfraßen. „Unserem Wald täte so ein Wolfsrudel sicher gut“, sagte Dimmig.
    Bürgermeister Honadel klopfte auf seine Jagdbüchse. „Und wir Jäger wären dann wohl überflüssig?“ entgegnete er.
    Jonas schaute Chris an. „Heul uns doch mal etwas vor“, sagte er.
    Chris lächelte ein bißchen schüchtern, legte den Kopf in den Nacken und heulte, laut und eindrucksvoll.
    Jonas fand, daß es sehr überzeugend klang. Sie machte das wirklich gut, so daß man eine richtige Gänsehaut bekam. Alle lauschten angespannt in die auf das Heulen folgende Stille. Nichts. Keine Antwort. Nur das leise Plätschern des Regens.
    „Versuch‘s noch mal“, sagte Dimmig leise.
    Chris heulte wieder, diesmal etwas höher und länger. Und jetzt kam eine Antwort! Jonas zuckte zusammen, als plötzlich das durchdringende Heulen eines Wolfes ertönte, überraschend nah und laut. Dann fielen auch die anderen Wölfe in das Heulkonzert ein. Es klang gewaltig, und Jonas überlief ein Schauder. Als wieder Stille herrschte, sagte Chris leise: „Sie sind ganz in der Nähe.“
    Langsam ging sie über die Lichtung. Die anderen folgten ihr.
    Plötzlich blieb Chris stehen und drehte sich um. „Da ist der Mann!“ sagte sie aufgeregt und zeigte zum Waldrand auf der anderen Seite der Lichtung. Jetzt sah Jonas ihn auch. Er stand drüben zwischen den Bäumen und beobachtete sie. „Okay“, sagte Jonas, „Gerd und Hannes! Wir versuchen ihn zu schnappen. Ihr anderen bleibt hier. Vielleicht ist er bewaffnet.“
    Er rannte los, Gerd Schöntges und Hannes hinterher. Der Mann drehte sich um und lief in den Wald. Als sie die Bäume erreichten, war er nicht mehr zu sehen. „Verdammt“, sagte Schöntges atemlos. „Er ist uns entwischt!“
    Plötzlich tauchte der Mann, vielleicht dreißig Meter weit weg, hinter einer mächtigen alten Buche auf, winkte ihnen zu und lief weiter den Hang hoch. Was sollte das? Wollte er mit ihnen Verstecken spielen? Er hatte wohl einen etwas sonderbaren Sinn für Humor. Mit gezogener Dienstwaffe eilte Jonas ihm hinterher. „Stehenbleiben!“ rief er. „Polizei!“
    Aber der Mann lief schnell wie der Teufel, und Jonas spürte, daß er und Hannes es nicht schaffen würden, ihn einzuholen, von dem laut keuchenden und japsenden Schöntges ganz zu schweigen. Der Mann war unbewaffnet, so daß es völlig ungerechtfertigt gewesen wäre, auf ihn zu schießen. Jonas mußte ihn wohl oder übel entwischen lassen, blieb stehen und steckte schwer atmend seine Waffe wieder weg, Hannes ebenso. Schöntges, der ein Stück zurückgefallen war, holte sie schnaufend ein.
    „Den kriegen wir nicht“, sagte Jonas. Bestimmt hatte der Mann irgendwo auf der anderen Seite des Dachsbergs seinen Wagen stehen.
    „Was ist, wenn er uns nur von den anderen weglocken wollte?“ fragte Schöntges keuchend.
    „Scheiße“, sagte Jonas. Auf diese Idee war er noch gar nicht gekommen. Einen Moment herrschte Stille. Jonas hörte nur den auf die Blätter tropfenden Regen und Schöntges‘ Atem.
    Plötzlich schrie jemand, kurz darauf hallte ein Schuß durch den Wald, und dann noch einer. „Das kommt von der Lichtung!“ stieß Hannes hervor, und sie rannten zurück. Als sie die Lichtung

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