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Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Titel: Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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erreichten, sah Jonas Dimmig, der gerade zum dritten Mal mit der Jagdbüchse feuerte. Biggi hatte ihre Pistole gezogen, schoß aber nicht.
    Dann sah er die Wölfe. Wie graubraune Schatten jagten fünf oder sechs von ihnen in raschem, geschmeidigen Lauf über die Lichtung. Auch Dimmigs dritter Schuß verfehlte sie, und die Wölfe verschwanden wieder im Wald.
    Jonas begriff nicht sofort, was eigentlich passiert war. Honadel, der am Boden lag, hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht das rechte Bein. Chris beugte sich über ihn.
    „Sie haben uns angegriffen!“ rief Dimmig aufgeregt, als Jonas, Hannes und Schöntges näher kamen. „Ganz plötzlich. Ohne jede Vorwarnung. Kamen aus dem Wald und rannten genau auf uns zu. So schnell, daß wir gar nicht zum Schießen kamen! Einer von ihnen schnappte nach Jochen und hat ihn am Bein erwischt!“
    „Es ist nicht so schlimm“, sagte Honadel tapfer, doch es klang ziemlich kläglich. „Bloß eine Fleischwunde.“ Er war kreidebleich. An seinem rechten Oberschenkel war ein Stück Stoff aus der Hose gerissen. Darunter klaffte eine kleine, aber ziemlich tiefe und häßliche Wunde, die stark blutete.
    Chris hatte ihren kleinen Rucksack geöffnet und ein Päckchen Verbandszeug hervorgeholt, mit dem sie nun Honadels Verletzung notdürftig verarztete. „Hab ich immer bei mir“, sagte sie. „Eine Angewohnheit aus der Wildnis.“ Ihre Stimme zitterte, und als sie kurz den Kopf hob, sah Jonas, wie blaß sie war. Er bewunderte, wie ruhig und sicher sie trotzdem die Wunde verband. „Das muß unbedingt im Krankenhaus genäht werden“, sagte sie und schüttelte den Kopf. „Es ist ... Wölfe tun so etwas nicht. Das gibt es einfach nicht...“
    „Sie tun es!“ sagte Dimmig heftig. „Das hast du doch selbst gesehen!“
    „Glaubst du, daß du gehen kannst?“ fragte Jonas. Honadel nickte und versuchte ein tapferes Grinsen. Hannes und Schöntges halfen ihm auf. Mit schmerzverzerrtem Gesicht machte er ein paar humpelnde Schritte.
    Jonas schaute Chris fragend an. „Meinst du, die Wölfe werden noch mal angreifen?“ Sie zuckte die Achseln und machte ein ratloses Gesicht. „Ich weiß es nicht“, sagte sie dumpf. „Ihr Verhalten ist absolut anormal . Was hat dieser Kerl nur mit ihnen angestellt?“
    Diese sonderbaren Erlebnisse der letzten Nacht, von denen sie ihm am Telefon erzählt hatte ... überreizte Phantasie? Nein. Nicht bei Chris. Was hier geschah, war ... unheimlich .
    „Okay“, sagte Dimmig. „Mein Pick-up steht im Wildpark. Hundert Meter weiter zurück ist eine Schutzhütte. Stellt ihr euch dort unter. Ich laufe voraus und hole den Wagen.“
    „Aber sei vorsichtig.“
    Dimmig klopfte auf sein Gewehr. „Das nächste Mal schieße ich nicht vorbei.“
    Trotzdem wies Jonas vorsichtshalber Hannes an, den Förster zu begleiten. Die beiden marschierten rasch davon. Die anderen gingen, sich immer wieder wachsam umschauend, langsam zur Schutzhütte, wobei Honadel sich abwechselnd auf Jonas und auf Schöntges stützte. Jonas war inzwischen naß bis auf die Haut. Chris‘ schönes blondes Haar hing tropfend herab. In der Schutzhütte ließ sich Honadel stöhnend auf die hölzerne Sitzbank fallen, während die anderen drei besorgt die Umgebung beobachteten. Doch die Wölfe und der geheimnisvolle Fremde ließen sich nicht noch einmal blicken.
    „Scheiße“, brach es aus Honadel heraus. „Ich dachte wirklich, die gehn mir an die Kehle! Und ich war viel zu erschrocken, um zu schießen. Hab einfach mein Gewehr fallen lassen!“ Schöntges klopfte ihm beruhigend auf den Arm.
    „Eigenartig, daß nur Jochen Honadel gebissen wurde“, sagte Chris nach einer Weile. „Er stand ein bißchen abseits von uns beiden, und die Wölfe liefen genau auf ihn zu, so als hätten sie es nur auf ihn abgesehen gehabt. Verrückt, nicht wahr?“
    „Ja“, sagte Jonas. „Ein verrückter Zufall.“
    Er streckte die Hand aus und berührte kurz Chris‘ Schulter. „Jedenfalls freue ich mich, daß dir nichts passiert ist.“ Sie lächelte und nickte.
    Honadel sagte plötzlich: „Seltsam. Der Mann, der da weggelaufen ist, kam mir bekannt vor. Wenn ich ihn doch nur aus der Nähe gesehen hätte. Ich könnte schwören, daß ich ihn von irgendwoher kenne.“
    „Vielleicht fällt‘s dir später noch ein“, sagte Jonas. Nachdenklich schaute er in den Regen hinein. Bis jetzt war der Wald für die Menschen hier eine Art großer Vorgarten gewesen, wo man sonntags spazierenging, wo die Kinder spielten und Holz

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