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Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Titel: Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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fragte Freddy leise.
    „Er ist ein verdammtes Monster“, sagte Carlo.
    „Kommt darauf an, wie ihr es betrachtet“, entgegnete der Fremde und schaute dabei mit einem merkwürdigen Lächeln auf Carlo herab. „Aus der Sicht der meisten nicht menschlichen Geschöpfe gibt es nichts Monströseres als das, was ihr Zivilisation nennt.“
    In Josef stiegen Erinnerungen an seine Kindheit auf. Für einen Moment sah er sich wieder mit seinem Großvater riesige Wälder durchwandern. Er blickte auf die planierte, kahle Walderde. „Er hat recht. Was wir hier tun, ist Sünde“, sagte er und erschrak ein wenig, als er merkte, daß er seinen Gedanken laut ausgesprochen hatte.
    „Wer hat dich denn gefragt?“ knurrte Willi. Josef senkte den Blick.
    „Was haben Sie mit Lohmann vor?“ erkundigte sich Krossner vorsichtig.
    Sofort verschwand das Lächeln aus dem Gesicht des Fremden. Seine Augen funkelten kalt. „Ihr seid nur kleine Handlanger, aber Lohmann ist ein großer Zerstörer. Ich werde ihn bestrafen.“
    Er richtete sich auf, schien zu wachsen, größer und massiver zu werden. Sein Gesicht erstarrte zu einer harten Maske mit tiefen, steilen Falten. Dann tat er etwas, durch das er plötzlich völlig unmenschlich wirkte: Er schnüffelte, witterte . Mit geschlossenen Augen sagte er: „Lohmann kommt. Ich kann seine Gedanken spüren. Sie strahlen von ihm aus wie eine widerwärtige, giftige Ausdünstung.“
    Trotz der warmen Morgensonne fröstelte Josef und rieb sich die Schultern. Heilige Madonna , bat er in Gedanken, bitte laß mich aus diesem Alptraum erwachen .

    Lohmann lenkte den Range Rover von der Landstraße in die Baustellenzufahrt, vorbei an dem riesigen, leuchtendgelben Schild der Tiefbau-Union. „HIER BAUT ...“ Jawoll, dachte Lohmann, hier bauen wir . Der Rover war neu, hatte mit allen Extras über hunderttausend gekostet. Der Alte hatte ein bißchen gemosert, nach dem Motto: Nur nicht ausflippen. Aber Karola war ganz begeistert von der luxuriösen Geländekutsche mit Lederpolstern und Automatik. Natürlich hatte Lohmann den mächtigen V8-Benziner geordert, nicht den sparsamen Diesel. Ein Diesel in einem englischen Luxusauto? Undenkbar. Zugegeben, der V8 soff geradezu unanständig viel Sprit, aber man gönnte sich ja sonst nichts.
    Er fuhr von der Zufahrt auf die eigentliche Trasse. Der Range Rover, viel komfortabler gefedert als Lohmanns alter Pajero, schaukelte sanft über die grob vorplanierte Erde. Es hatte etwas Lustvolles, Rauschhaftes, über diese von seinen Männern in die Landschaft gegrabene Spur zu fahren, er spürte geradezu einen Adrenalinstoß in seinen Adern. Noch war er nur die Nummer zwei, aber im Grunde traf er längst alle Entscheidungen, und wenn Thönnes‘ notdürftig geflickte Pumpe endgültig den Geist aufgab, würde Lohmann der König sein. König der Schnellstraßen, Schnellbahntrassen und Autobahnen. Das 21. Jahrhundert würde das Jahrhundert der Bewegung sein, der immer schnelleren Bewegung. Und er würde dafür die Pisten bauen. Warum nicht auch ins internationale Geschäft einsteigen? Der Alte war da viel zu zögerlich. Das Auto war weltweit auf dem Vormarsch. Autobahnen in Rußland, in China, in Afrika. Flughäfen...
    Lohmann näherte sich dem Kopf der Trasse. Weit vorne sah er die Planierraupen, den Bagger, den Bauwagen und den Kleinbus, der die Männer zur Baustelle brachte - alles lackiert im leuchtenden Gelb der Tiefbau-Union. Wieso standen beide Kipper dort? Einer von beiden hätte eigentlich mit Aushub unterwegs zur Kiesgrube sein müssen. Oder machten sie gerade Frühstückspause? Er schaute auf die Digitaluhr am Armaturenbrett. Nein, dafür war es zu spät. Fast halb elf.
    Er hoffte zu Krossners Gunsten, daß der Vorarbeiter einen triftigen Grund hatte, ihn so früh hierher zu rufen. Krossner hatte am Telefon sehr seltsam geklungen, schien mit den Nerven völlig am Ende zu sein, was bei einem so harten Knochen ziemlich ungewöhnlich war. Bisher lagen sie gut in der Zeit. Lohmann hatte nicht die Absicht, irgendwelche ärgerlichen Verzögerungen zu dulden. Im Zweifel mußte man die Arbeiter eben härter anfassen. Vielleicht war es ratsam, Willi, diesen ewigen Streithammel, in die Kiesgrube zu stecken, wo er weniger Schaden anrichten konnte.
    Lohmann würde, wie immer, für Ordnung sorgen, indem er kräftig herumbrüllte. Bauarbeiter verlangten geradezu danach, hart angefaßt zu werden, denn die meisten waren entsetzlich faul. Wenn ihnen nicht ein furchterregender Chef als

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