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Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Titel: Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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mich gleich heute morgen angerufen“, sagte der Alte. „Er hat gesagt, es hätte fast wie ein Ritualmord ausgesehen. Die Kehle aufgeschnitten. Überall Blut. Muß irgendein perverser Irrer gewesen sein.“
    „Ihr“ Oberstaatsanwalt Dr. Winterscheid war ein Jagdkumpel „ihres“ Bundestagsabgeordneten Henn und stets empfänglich für kleine freundschaftserhaltende Geschenke. Immerhin tat er etwas für das Geld, das er sie kostete. Als zum Beispiel vor einiger Zeit Umweltschützer nachgewiesen hatten, daß in einer der Thönnes-Kiesgruben illegal Deponieschlacke verfüllt wurde, da hatte der Herr Oberstaatsanwalt sich als ausgezeichnete Investition erwiesen. Die Ermittlungen verliefen im Sande, die giftige Schlacke wurde weiter verfüllt, und die Tiefbau-Union kassierte auch weiterhin für jede abgekippte LKW-Ladung. Öffentliche Gelder übrigens, wie Lohmann gerne grinsend zum besten gab, denn die Schlacke stammte aus einer riesigen kommunalen Müllverbrennungsanlage im Ruhrgebiet. So hatte auch der Steuerzahler etwas davon, daß das Giftzeug in den Thönnesschen Kiesgruben verschwand und nicht teuer im Ausland entsorgt werden mußte.
    „Eifersucht kann ja nicht im Spiel gewesen sein?“ überlegte Lohmann laut. „Ich meine, daß Sabine durchgedreht ist, weil Honadel was mit der Tochter vom Sparkassendirektor hatte?“
    Thönnes schüttelte den Kopf und klopfte seine Zigarre am Aschenbecher ab. „Das hat er ihr längst gebeichtet. Und sie hat ihm verziehen, die naive Kuh.“
    „Auf jeden Fall ist sein Tod eine ziemliche Scheiße“, sagte Lohmann verstimmt. „Wenn jetzt auf Henns Bundestagssitz jemand nachrückt, über den wir keine Kontrolle haben, könnte das längerfristig schlecht fürs Geschäft sein.“
    „Ach was!“ Thönnes wedelte mit der Zigarre. „Bisher haben wir noch alle in die Tasche gesteckt, oder etwa nicht? Was ist mit dem Kranz für die Beerdigung?“ „Karola kümmert sich darum. Sie kondoliert auch Sabine und den Eltern. Findet eigentlich Henns Gartenfest heute abend wie geplant statt?“
    „Glaubst du etwa, Henn läßt sich durch einen toten Bürgermeister vom Kungeln abhalten?“ sagte Thönnes. Sie grinsten beide.
    „Wer ist eigentlich diese Chris Adrian?“ fragte Lohmann. „Karola hat kurz ihren Namen erwähnt.“ Thönnes verzog das Gesicht. „Habe auch gehört, daß sie wieder in der Gegend ist, diese Hexe. Ich hatte schon gehofft, sie wäre längst irgendwo in einer geschlossenen Anstalt gelandet. Wenn ich dir einen guten Rat geben darf: Sieh zu, daß sich Karola von ihr fernhält. Diese Verrückte hatte früher in der Schule einen sehr schlechten Einfluß auf meine Tochter. Hat Karola gegen mich aufgehetzt! Na, ich hab dem damals ein Ende gemacht! Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten sie die Adrian ganz von der Schule geworfen. Dann wäre sie in der Gosse gelandet, oder in der Psychiatrie wie ihre Mutter. Pah! Eine, die mit Bäumen und Vögeln redet. Völlig bescheuert!“ Er kaute grimmig auf seiner Zigarre herum. Das Handy in Lohmanns Jackett piepste. Er holte es hervor und drückte die Sprechtaste.
    Krossner. Allerdings verstand Lohmann zuerst überhaupt nicht, was er sagte. Krossner sprach leise und furchtbar undeutlich. Er stammelte etwas von einem Gerichtsurteil und von Furchen auf der Haut. Furchen, was für Furchen? Was war denn los mit dem Mann? War er blau? Aber Krossner soff nie bei der Arbeit. „ Was ist?“ fragte Lohmann ungehalten. „Ich verstehe kein Wort.“ Möglicherweise war Willi, dieser dämliche Schläger, wieder mal ausgerastet. Falls ja, dann war er fällig. Endgültig.
    „Wir können nicht weiterarbeiten“, sagte Krossner, jetzt bemüht lauter und deutlicher. Trotzdem klang seine Stimme eigenartig, beinahe weinerlich. So hatte er Krossner noch nie gehört. Scheiße, was war denn da los? „Dieses Problem ...“, stammelte Krossner. „Ich kriege das allein nicht geregelt. Sie müssen herkommen, Chef. So schnell wie möglich.“
    „Herrgott noch mal, Krossner!“ Lohmann spürte Wut in sich hochsteigen. „Jetzt sagen Sie mir gefälligst, was für ein verdammtes Problem?“
    „Es ist, wir ... kommen Sie her, Chef, bitte!“ Dann rauschte es nur noch in der Leitung. Lohmann starrte verwirrt auf sein Handy. Einen Moment wollte er Krossners Nummer anwählen und verlangen, daß der Vorarbeiter ihm erst einmal genau erklärte, um was es ging. Aber dann beschloß er doch lieber gleich hinauszufahren. Offensichtlich mußte es sich um ein

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