Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Titel: Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
Vom Netzwerk:
wieder nach vorn und sah Gablenz, der sich geduckt hatte und ihn nun ansprang wie ein wildes Tier. Gablenz‘ großer, schwerer Körper flog gegen ihn, seine Hände krallten sich um Lohmanns Schultern. Die Wucht des Aufpralls warf den Bauunternehmer rücklings um, so daß er mit Rücken und Hinterkopf dumpf auf den Boden prallte, während Gablenz sich geschickt über die Schultern abrollte. Als Lohmann sich hochgerappelt hatte und schwerfällig die Fäuste ballte, stand Gablenz längst wieder aufrecht vor ihm und starrte ihn an, mit dem gleichen kalten, stechenden Blick wie zuvor.
    „Du bist langsam, Zweibeiner“, sagte er ruhig. „Ohne deine todbringenden Maschinen gerätst du sehr rasch in einen Zustand völliger Hilflosigkeit.“
    Es war für Lohmann schon sehr lange nicht notwendig gewesen, eine Auseinandersetzung mit den Fäusten zu regeln. Er kam auch nicht mehr dazu, regelmäßig Sport zu treiben, so daß sein stämmiger Körper um den Bauch herum Fett angesetzt hatte.
    Jetzt stand er, in Erwartung eines neuen Angriffs, leicht geduckt da, schützte mit der einen Faust sein Gesicht, während die andere bereit war, nach Gablenz zu schlagen. „Sind Sie übergeschnappt?“ keuchte er, immer noch atemlos von dem Schrecken und der jähen Wucht des Aufpralls. „Was habe ich Ihnen denn getan?“
    „Es ist schade, daß du deine Schuld nicht erkennst“, sagte Gablenz, dessen Augen sich zu schmalen Schlitzen verengten. Er streckte die Nase vor, zog sie kraus und schnüffelte laut, wie ein Tier. Es sah grotesk aus und beunruhigend. Der Kerl war eindeutig vollkommen übergeschnappt. „Dabei ist doch die Luft erfüllt vom Geruch deiner Schuld. Riechst du den Verwesungsgestank nicht, der aus der verwundeten Erde aufsteigt?“ „Ich weiß nicht, wovon Sie reden!“ stieß Lohmann erregt hervor. „Sie sind verrückt! Hören Sie: Kommen Sie ja nicht näher, sonst schlage ich Ihnen die Zähne aus! Ich bin schon mit ganz anderen Kerlen als Ihnen fertig geworden. Ich schlage Sie nieder und rufe die Polizei!“ Das war ziemlich hochgestapelt, denn Gablenz überragte ihn um fast einen halben Kopf.
    Gablenz ging ohne Vorwarnung wieder auf ihn los. Lohmann schlug nach ihm, doch der rothaarige Mann wich seinen Fäusten so geschickt aus, daß er im Vergleich dazu das Gefühl hatte, sich hilflos in Zeitlupe zu bewegen. Sein Faustschlag verfehlte Gablenz‘ Gesicht und streifte nur schwach dessen Schulter. Dann huschte Gablenz blitzschnell seitlich aus Lohmanns Gesichtsfeld, und im nächsten Augenblick traf ihn ein fürchterlicher Schlag - oder Fußtritt - in der Nierengegend. Ein stechender Schmerz durchzuckte seinen Rücken und ließ ihn laut aufschreien.
    Noch ehe er reagieren konnte, tauchte Gablenz wieder vor ihm auf und schlug ihm in den Magen. Lohmann schrie erneut, krümmte sich und sackte auf die Knie. „Erkennen Sie mich denn nicht?“ ächzte er. „Ich bin Horst Lohmann, der Bauunternehmer. Wir sind uns letztes Jahr auf dem Gartenfest begegnet. Bei Henn, dem Jagdkameraden von Professor Schlei. Sagen Sie doch endlich, was Sie von mir wollen. Ich habe Beziehungen. Zu Henn. Zum Landrat. Ich kann bestimmt etwas für Sie erreichen!“
    „Auch diese Zweibeiner werden ich noch holen kommen“, sagte Gablenz mit eisiger Ruhe. „Ihr alle führt einen dummen, zerstörerischen Krieg. Dabei sehnt sich das Land schon lange nach Heilung.“
    „Krieg? Was für ein Krieg?“ fragte Lohmann verständnislos und umklammerte seinen Bauch. Der Schmerz raubte ihm fast den Atem.
    Gablenz zeigte mit einer weitausholenden Geste auf die breite, braune Schneise. „Erkennst du deine Schuld wirklich nicht?“
    Wovon redete dieser Irre? „Wir ... wir tun nichts Ungesetzliches“, stöhnte Lohmann. Ein dumpfer Schmerz pochte in seinen Nieren. Scheiße, ich werde Blut pissen nach diesem Schlag, dachte er.
    „Es gibt Gesetze, die schon existiert haben, noch ehe die ersten Zweibeiner anfingen unbeholfene Buchstaben auf Tontäfelchen zu kritzeln“, sagte Gablenz. „Doch du mußt schon auf dein Herz hören, um sie zu verstehen. Auch die Vierbeiner, die Geflügelten und die großen, alten Bäume hätten dich diese Gesetze lehren können, aber du hast ihnen nie zugehört. Jetzt ist es dafür zu spät.“
    Lohmann ächzte und stand langsam auf. „Hören Sie“, sagte er, „lassen Sie uns zusammen zu meinem Wagen gehen, okay? Von dort kann ich telefonieren. Sie sagen mir, was Sie wollen, und ich beschaffe es Ihnen, einverstanden? Wollen Sie

Weitere Kostenlose Bücher