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Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Titel: Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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wochenlang, wenn man sie überhaupt je wieder vergessen kann. Auch wenn Silver Bear mir hundertmal gesagt hat, es sei eine heilige Gabe, solche Träume zu haben. Ich will sie nicht. Und ich will nicht wissen, was sie bedeuten.
    Jetzt im Schein der Nachttischlampe ließ die Angst nach. Chris legte sich hin, zog sich die Decke über den Kopf und versuchte wieder einzuschlafen, wagte aber nicht, das Licht auszumachen.

    Jonas Faber bückte sich und nahm Butterbrotdose und Thermoskanne aus seiner Aktentasche. Montagmorgen, halb zehn. Zeit für das zweite Frühstück. Ohne Kaffee kam er morgens nicht in Schwung, besonders an Montagen nicht. Er wollte gerade den Deckel der Butterbrotdose abnehmen, was bei diesen Tupper-ware-Plastikbehältnissen immer ein wenig mühsam war, als Markus Dimmig, der Förster, in sein Büro platzte, natürlich wie immer ohne anzuklopfen. Er und Dimmig kannten sich schon lange, sie hatten hier in Buchfeld zusammen Abitur gemacht. Dimmig hatte aber, im Gegensatz zu Jonas, die Eifel nie verlassen. „Hallo, Jonas“, sagte er. „Komm mal mit raus, ich muß dir unbedingt etwas zeigen.“
    „Aber ich wollte gerade frühstücken…“ Dimmig war schon wieder auf dem Flur. Seufzend stand Jonas auf und registrierte beim Hinausgehen mißbilligend die braunen Spuren, die Dimmigs Stiefel auf dem Teppichboden hinterlassen hatten.
    Jonas folgte dem jungen Förster auf den Parkplatz vor der Buchfelder Polizeiinspektion. Dort stand Dimmigs grüner Allrad-Pickup. Dimmig klappte die hintere Bordwand der offenen Ladefläche herunter. Etwas Undefinierbares verbarg sich unter einer dunkelgrauen Plastikplane. Vielleicht hatte Dimmig einen kapitalen Bock geschossen, den er unbedingt Jonas präsentieren wollte. Die Versuche von Dimmig und Jochen Honadel, dem Buchfelder Bürgermeister – ebenfalls ein Schulfreund –, Jonas mit ihrer Jagdleidenschaft zu infizieren, waren sämtlich fehlgeschlagen. Dazu, in den Schützenverein einzutreten, hatte er sich auch nicht überreden lassen, obgleich er beim Polizei-Schießtraining immer ausgezeichnet abschnitt.
    „Das habe ich vorhin gefunden. Drüben am Reiherbruch.“ Dimmig schlug die Plane zurück. Darunter lagen die Überreste eines Rehs. Der Leib war eine gähnende, blutige Höhle, aus der die Gedärme und sonstigen Innereien größtenteils herausgerissen waren. Auch das die inneren Organe umhüllende Fleisch war bis auf die Rippen weggefressen. Ziemlich unappetitlich. Jonas schluckte. Ehe er vor gut einem Jahr Leiter der Buchfelder Schutzpolizeiinspektion geworden war, hatte er bei der Kripo in Köln gearbeitet. Was menschliche Leichen betraf, war er einiges gewöhnt. Aber noch nie hatte Jonas den Körper eines großen Geschöpfes gesehen, das offensichtlich von Raubtieren getötet und halb aufgefressen worden war.
    „Ich habe sie wohl gestört“, sagte Dimmig. „Anscheinend hatten sie es gerade erst gerissen. Es war noch warm.“
    „Sie?“ fragte Jonas. Füchse und Dachse, die einzigen hier natürlich vorkommenden größeren Raubtiere, konnten es kaum gewesen sein.
    Dimmig zeigte auf eine Stelle am Hals des Rehs. „Schau dir das da mal an.“
    Jonas beugte sich über die Ladefläche. Seitlich am schlanken Hals des Rehs befand sich eine häßliche, offenbar von sehr scharfen Zähnen verursachte Wunde. „Ein Tötungsbiß“, sagte Dimmig.
    „Streunende Hunde also“, sagte Jonas. „Aber warum ‚sie‘? Könnte es nicht auch ein einzelner gewesen sein?“
    Dimmig schüttelte den Kopf. „Unwahrscheinlich. Ein einzelnes Tier hätte bestimmt nicht in so kurzer Zeit so viel weggefressen. Außerdem müssen es sehr schnelle, starke Tiere gewesen sein, um ein Reh zu erwischen. Gute Jäger. Merkwürdig. Streunende Hunde stellen sich beim Jagen meistens ziemlich ungeschickt an. Holen sich eher mal ein Schaf aus einem Pferch, weil das leichter zu erwischen ist.“ Wenn es im Oktober kalt wurde, verschwanden die Fliegen. Aber es war August, ihre beste Zeit. Die Fliegen der näheren Umgebung waren inzwischen auf das Reh aufmerksam geworden und schwärmten heran. Eine dicke, grünlich schillernde setzte sich auf etwas im Bauch des Rehs, das wie ein Stück überdimensionaler Regen-wurm aussah. Darm vermutlich. Jonas schluckte wieder. „Sei so gut und klapp die Plane wieder zu, ja? Ich wollte jetzt eigentlich was essen.“
    „Schade, ich würde gerne das Reh hier essen. Aber die besten Teile sind leider weg“, sagte Dimmig, während er die graue Plastikplane wieder

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