Wendland & Adrian 02 - Die Krypta
Heike ihr da vorhin möglicherweise gezeigt haben könnte. Dieses Liniennetz auf der Karte in dem alten Buch... Leylinien?
Sie musste an Susannes Begegnung mit dem Rutengänger denken, von der Susanne ihr am Telefon erzählt hatte. »Das war aber ganz schön leichtsinnig!«, rief Chris aus. »Ich meine, du hast doch miterlebt, wie dieser Dieckmann da in der Grube tot umgefallen ist!«
Susanne grinste und hob die Schultern. »Na ja, ich bin ja nicht übergewichtig und leide nicht unter Bluthochdruck wie er, da dachte ich, ich muss es einfach ausprobieren.«
Chris verstand nicht viel von Geomantie. In den Büchern über Schamanismus, die sie gelesen hatte, war zwar gelegentlich davon die Rede gewesen, allerdings nur ganz am Rande. Die Indianer benutzten keine Hilfsmittel, um die Energien der Erde zu spüren, verließen sich bei der Suche nach geeigneten Lager- oder Bauplätzen völlig auf ihr Gefühl oder auf die sorgfältige Beobachtung der Tiere und der Vegetation eines Ortes. Chris beschrieb Susanne die beiden Bücher und den sonderbaren Metallstab, die Heike ihr gezeigt hatte. Konnte dieses Ding im Lederfutteral womöglich eine Wünschelrute sein?
Heike macht ein unbehagliches Gesicht. »Verratet bitte nachher Roland nichts! Mir fällt gerade ein, dass ich die Sachen noch nicht wieder in den Schrank gelegt habe ...« Sie stand auf.
»Martin Hatheyer hat von einem alten Buch geredet, das er mir geben wollte«, sagte Susanne. »Und er hat gesagt, dein Mann sei Mitglied einer Geheimen Zunft. Weißt du etwas da rüber?«
Heike machte ein unglückliches Gesicht. »Nein. Er spricht mit mir nicht über solche Dinge.«
»Dann werde ich ihn nachher beim Essen danach fragen«, sagte Susanne entschlossen. »Ich bin sicher, dass zwischen all diesen Dingen ein Zusammenhang besteht. Es muss ihn geben. Vielleicht kann dein Mann Licht in die Sache bringen.«
»Er wird bestimmt sehr wütend werden«, sagte Heike unsicher.
Chris blickte zwischen den beiden hin und her. Aus einem inneren Impuls her aus entschloss sie sich Susanne beizuspringen. »Es tut mir Leid, Heike, aber ich finde auch, wir sollten Roland zur Rede stellen. Es ist offensichtlich, dass er etwas vor dir verheimlicht. Das kann doch nicht immer so weitergehen. Wäre es denn nicht auch für dich besser, endlich Klarheit zu haben?«
Heike sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. »Ja, schon. Aber ich liebe ihn so, und ich will nicht, dass ...« Chris stand auf und legte ihr den Arm um di e Schultern . »Wenn er dich so liebt, wie du ihn, wird er's bestimmt verstehen. »
Chris spürte, wie Heike ihre zarten Schultern anspannte. »Also gut. Wenn er nachher kommt, zeigen wir ihm die Sachen und Susanne fragt ihn nach dieser Geheimen Zunft. Und ... dann werden wir ja sehen ...«
Kurz vor Feierabend kam Peter Koch, einer der jungen Bauingenieure, die der Glosowski assistierten, zu Barnstett . »Hören Sie«, sagte er. »Sie haben doch eine Kopie des alten Bauplans der Kirche. Ist darauf ein großes unterirdisches Gewölbe eingezeichnet?«
Barnstett schüttelte den Kopf. »Nein. Die Kirche hat keine Krypta, lediglich unter der Sakristei gibt es einen Keller.«
Der junge Bauingenieur nahm seinen Helm ab und strich sich durchs Haar. »Kann ich Ihren Plan mal sehen?« Barnstett hatte seine Unterlagen bereits in den Kofferraum gepackt, den er nun seufzend aufschloss. Sie breiteten die große Papierrolle auf der Motorhaube aus. Es handelte sich um eine genaue Reproduktion der im Mittelalter benutzten Originalzeichnung. Barnstett fuhr mit dem Finger über die Darstellung der Fundamente. »Sehen Sie? Keine Krypta.«
»So ist es auf unserer Zeichnung auch wiedergegeben.«
»Und?«
»Wir sind auf eine mächtige gotische Gewölbedecke gestoßen. Die Ausdehnung dieses Gewölbes scheint größer zu sein als der Grundriss der Kirche. Die ganze Kirche hat praktisch auf dem Gewölbe gestanden.«
Barnstett glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. »Kommen Sie«, sagte er. »Das kaufe ich Ihnen erst ab, wenn ich es mit eigenen Augen sehe!«
Die Bagger standen still. Barnstett wurde zwischen den Trümmern hindurchgeführt. Koch blieb stehen und zeigte dorthin, wo sich der Obergaden befunden hatte. Hier hatten die Bagger beim Wegräumen der Trümmer bereits das frühere Fußbodenniveau der Kirche unterschritten. Und tatsächlich - dort wölbten sich die Deckenkuppeln eines mächtigen gotischen Gewölbes. »Das gibt's doch nicht«, murmelte Barnstett.
»Wir haben
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