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Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Titel: Wendland & Adrian 02 - Die Krypta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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Baustellenschlamm und Gummistiefeln kompatibel war, dennoch erschien ihr sein Äußeres angesichts dieser altehrwürdigen Räume ein bisschen respektlos. Er bot ihr Platz in einem Ledersessel an, der aus einem englischen Salon zu stammen schien.
    Vandenberg war groß und schlank, seine geschmeidigen Bewegungen deuteten darauf hin, dass er in seiner Freizeit viel Sport trieb. Als er um den Schreibtisch herumging, runzelte er die Stirn, und Susanne schien es, dass er zögerte, ehe er sich in den Sessel setzte, als gehöre er gar nicht hierhin, als sei das gar nicht sein Büro. Aber bestimmt deute ich das falsch, dachte sie, immerhin ist er der Chef hier, oder? Um den Platz hinter diesem dunklen Schreibtischungetüm angemessen auszufüllen, war er allerdings mindestens zwanzig Jahre zu jung.
    »Sie haben sich ja sorgfältig umgeschaut. Was halten Sie also von diesen heiligen Hallen?« Seine Stimme klang sonor. Angenehm. Aber die Frage kam unerwartet. Seine Augen, in denen es spöttisch aufgeblitzt hatte, als er die Frage stellte, musterten Susanne jetzt aufmerksam.
    »Nun ... In der Tat sehr heilig, würde ich sagen.«
    »Finden Sie es nicht ein bisschen düster? Dieser Baustil war damals nun einmal in Mode. Ich weiß aber, dass mein Urgroßvater auch gerne ganz andere Sachen gebaut hätte. Viele seiner Entwürfe waren wirklich faszinierend. Manchmal spiele ich mit dem Gedanken den alten Kasten abzureißen und etwas Neues hierhin zu stellen. Eine Verbindung von Tradition und Moderne. Eine Kombination aus gotischen Gewölben mit modernen Materialien vielleicht. Hoch und leicht, mit viel Glas, sodass Licht hereinkommt. Aber dafür müsste ich jede Menge Beamte im Denkmalschutzamt bestechen. Das ist mir zu teuer.«
    Susanne musste unwillkürlich grinsen. Vandenberg hatte einen ziemlich schrägen Humor. Trotz dieses typisch rheinischen Witzes sprach er aber perfektes Hochdeutsch, das er vermutlich auf irgendeiner teuren Privatschule gelernt hatte.
    Vandenbergs Augen wurden schmal. Er senkte den Blick. »Natürlich wollen Sie sich mit mir nicht über Architektur unterhalten.«
    »Nein, natürlich nicht. Waren Sie schon bei dem eingestürzten Haus?«
    »Ja. Gleich heute Morgen. Eine schlimme Sache.« Sein Gesicht blieb ausdruckslos und erlaubte keine Rückschlüsse darauf, was in ihm vorging. Die gepflegten Hände ruhten entspannt auf dem Tisch.
    »Wissen Sie auch schon, dass Maggie Bertram jetzt die einzige Überlebende ist? Ihr kleiner Sohn ist vorhin gestorben.«
    »Das tut mir aufrichtig Leid.« Sein Gesicht blieb weiter ausdruckslos, aber er stand auf und ging wieder zum Fenster. Den Blick hinunter auf die Straße gerichtet, sagte er: »Ich weiß, das klingt in diesem Moment hart, aber die könnten alle noch am Leben sein, wenn sie meiner mehrmaligen Aufforderung nachgekommen wären, das Haus zu räumen.«
    »Mehr fällt Ihnen dazu nicht ein?«
    Er drehte sich zu Susanne um und verschränkte die Arme vor der Brust. »Sie glauben doch wohl nicht die Lügen, die heute Morgen im Kölner Kurier standen und im Radio verbreitet wurden? Sind Sie deshalb hergekommen?«
    Susanne hatte sich erkundigt. Die beiden Häuser links und rechts des Einsturzhauses, die ebenfalls Vandenberg gehörten, standen schon seit gut einem Jahr leer. Die Planung, dort einen neuen Komplex mit Geschäften und Eigentumswohnungen zu errichten, war längst abgeschlossen. Vom Auto aus hatte Susanne mit dem Bauamt telefoniert. Der zuständige Beamte dort hatte ihr erzählt, er habe sich schon länger darüber gewundert, warum Vandenberg das besetzte Haus nicht endlich räumen ließ, um es abreißen und mit dem Neubau beginnen zu können. Das sagte sie ihm.
    Zum ersten Mal zeigte er eine emotionale Reaktion. »Ach, was geht das den Brockmüller vom Bauamt an! Das sind meine Häuser, und ich kann abreißen, wann ich will!« Er ging zurück hinter den Schreibtisch, ließ sich in den Sessel fallen und schaute Susanne herausfordernd an, »Ich habe zwar selbst noch keine Kinder, aber bei dem Gedanken, dass man mir zutraut, ich hätte diese Kommuneleute und ihre kleinen Kinder in den Tod geschickt, dreht sich mir der Magen um. Außerdem müsste ich ja völlig verrückt sein. Ich hätte doch jederzeit von Ihren uniformierten Kollegen räumen lassen können. Ganz legal.«
    Da hatte er allerdings Recht. »Warum haben Sie es nicht getan?«
    Plötzlich wirkte er unsicher. Er senkte den Blick, schaute auf seine Hände. Als er weitersprach, klang seine Stimme sehr jung:

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