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Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Titel: Wendland & Adrian 02 - Die Krypta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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beendete die fruchtlose Grübelei und parkte ihren Dienstwagen der Einfachheit halber auf dem Taxistand vor dem Krankenhauseingang. Der Taxifahrer, dem sie den Platz weggeschnappt hatte, wollte zu einer rheinischen Schimpfkanonade ansetzen, doch sie hielt ihm wortlos ihren Dienstausweis unter die Nase, worauf er den Mund rasch wieder zumachte. Sie atmete tief durch und tauchte in die weiße, sterile Atmosphäre hinter den Glastüren ein. Margarete Bertram, die mit ihrem kleinen Sohn als Einzige lebend aus den Trümmern gefischt worden war, lag in einem Akutpflegezimmer gleich neben der Intensivstation.
    »Weiß sie, dass ihre Mitbewohner alle tot sind?«, fragte Susanne die junge Ärztin, die sie zu dem Zimmer führte.
    »Wir haben es ihr bisher nicht gesagt, aber ich denke, sie ahnt es.«
    Ehe sie das Zimmer betraten, fasste die Ärztin Susanne am Arm. »Hören Sie, vor einer halben Stunde ist ihr Sohn gestorben. Das weiß sie nicht und sie darf es auch noch nicht erfahren.«
    Susanne spürte ein Ziehen in der Magengrube. Mein Gott! »Drei Minuten«, sagte die Ärztin. »Sie heißt übrigens Maggie. Jedenfalls möchte sie so genannt werden.«
    Maggies Körper unter der weißen Decke war an ein EKG und mehrere Infusionsflaschen angeschlossen. Die hüpfenden Zacken auf dem Monitor und die elektronischen Töne, die das Gerät von sich gab, machten Susanne nervös. Vor noch gar nicht so langer Zeit war sie selbst, nachdem zwei Kugeln ihren Körper durchschlagen hatten, in einem solchen Zimmer aufgewacht, hatte sich gewundert, dass sie noch lebte und ihre Beine noch spüren konnte. Von Maggies bandagiertem Kopf waren nur Augen, Nase und Mund sichtbar. Die Augen starrten zur Decke, die Pupillen bewegten sich unruhig.
    »Maggie? Sind Sie wach?«
    Die Frau stöhnte leise, dann antwortete sie: »Ja. Und bestimmt werde ich nie wieder schlafen können.«
    »Ich bin von der Polizei. Ich möchte Ihnen ein paar Fragen stellen. Zu dem ... Unglück.«
    »Erst will ich wissen, wie es meinem Sohn geht. Wann kann ich ihn endlich sehen? Niemand sagt mir etwas.«
    Susanne schluckte. In der Hosentasche umklammerten ihre kalten Finger den Autoschlüssel. »Es geht ihm... besser. Sie dürfen ihn bestimmt bald sehen.« Sie wusste, dass sie furchtbar schlecht log. Ich müsste nicht hier sein, dachte sie. Ich hätte mich weigern können. Antweiler hat mich lediglich um einen Gefallen gebeten.
    Maggie atmete spürbar auf. Offenbar hatte sie den unechten Klang in Susannes Stimme nicht bemerkt - oder nicht bemerken wollen. »Gut. Fragen Sie.«
    »Haben Sie irgendeine Erinnerung an die Momente vor dem Einsturz?«
    »Die werde ich bestimmt nie vergessen. Aber was ich vor allem nie vergessen werde, ist das blaue Licht.«
    »Ein blaues Licht ?«, erkundigte sich Susanne verwundert.
    »Ja. Es kam aus dem Keller.«
    »Haben Sie eine Idee, was das gewesen sein könnte?«
    »Nein«, sagte Maggie leise. Einen Moment presste sie die blassen Lippen zusammen, dann fügte sie heftig hinzu: »Aber ich wette, Vandenberg steckt dahinter! Er hat uns mit der Räumung gedroht. Und einmal hat er gesagt, wenn wir nicht freiwillig gehen, würde er uns das Haus unter dem Hintern wegsprengen. Ich habe es selbst gehört. Ich war dabei!« Der Tanz der Zacken und Linien auf Maggies EKG-Monitor hatte sich merklich beschleunigt.
    Die Zimmertür ging auf, die junge Ärztin steckte ihren Kopf herein. »Die Zeit ist um, Frau Kommissarin. Frau Bertram braucht Ruhe.«
    Susanne überlegte fieberhaft, welche Frage sie noch schnell anbringen konnte. »Wann genau war das?«
    Die Ärztin warf ihr einen wütenden Blick zu. Maggie wollte offenbar ihre Hand unter der Bettdecke bewegen, eine automatische Geste. Sie zuckte vor Schmerz zusammen und stöhnte laut auf. »Gehen Sie jetzt«, sagte die Ärztin sichtlich verärgert.
    »Vor ... vor etwa drei Monaten. Da ist er zuletzt bei uns gewesen. Er war sehr wütend. Ist richtig ausgerastet. Die anderen können das bestätigen, die waren auch dabei. Die ... anderen ...« Sie schloss die Augen, und Susanne sah, wie unter den Lidern Tränen hervorschossen. Die Ärztin fasste Susanne bei den Schultern, schob sie ziemlich unsanft aus dem Zimmer und machte die Tür von innen zu.
    Als Susanne durch die langen, nach Chemie riechenden Krankenhausflure zum Wagen zurückging, fühlte sie sich ziemlich schlecht. Blöder Kölscher Klüngel. Die arme Maggie würde diese Befragung noch einmal über sich ergehen lassen müssen. Dann offiziell, mit

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