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Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Titel: Wendland & Adrian 02 - Die Krypta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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riesig der Dom ist. Na gut, ich rede noch mal mit Herkenrath. Wie ist das Gespräch mit Martin Hatheyer verlaufen?«
    »Wie erwartet. Er hat die Beziehung zugegeben. Ich will ihn und Scharenbroich Karla gegenüberstellen.«
    »Halten Sie das für eine gute Idee, Wendland?«
    »Ich denke, es ist einen Versuch wert.« Selbst dann, wenn Karla nicht mehr wusste, wie die »Gespenster« ausgesehen hatten, die in der Mordnacht Oster aus dem Dom trugen. Der Druck auf Scharenbroich zählte. Außerdem konnten sie Hatheyer dem Portier gegenüberstellen. Ab er sie bezweifelte, dass es etwas bringen würde. Es war zu dunkel und der Portier zu weit entfernt gewesen, um eine brauchbare Aussage von ihm zu erhalten.
    »Da ist noch etwas: Maggie Bertram hat wegen des Hauseinsturzes Anzeige gegen Vandenberg erstattet. Lenzgen und Remmer waren im Krankenhaus und haben die Anzeige aufgenommen. Vermutlich steht das morgen früh in der Zeitung, und heute Abend kommt es schon im Radio. Lenzgen sagt, diverse Journalisten hätten vor dem Zimmer der Bertram herumgelungert.«
    Susanne stöhnte. »Darum kann ich mich heute wirklich nicht auch noch kümmern!«
    »Beruhigen Sie sich, Wendland. Heute nicht mehr. Aber morgen. Ich höre ein Ja? Sehr gut!« Er legte auf.
    Susanne fluchte. »Wann habe ich eigentlich das letzte Mal Urlaub gemacht?«, fragte sie.
    Die Frage war nicht direkt an Tönsdorf gerichtet, sondern eher rhetorisch gemeint. Tönsdorf fühlte sich dennoch angesprochen und zuckte die Achseln. Während er sich die nächste Zigarette anzündete, sagte er: »Du weißt doch, Polizeibeamte machen keinen Urlaub. Die schieben nur ständig einen Berg Überstunden vor sich her.«
    Oder fahren in Kur, wollte Susanne hinzufügen, verkniff es sich aber. Plötzlich kamen ihr hintereinander zwei Einfalle. Antweiler mochte als Chef seine guten und seine schlechten Seiten haben, aber es ließ sich nicht leugnen, dass er auf sie immer wieder inspirierend wirkte, obwohl sie keine Ahnung hatte, wie er das anstellte. Offenbar wandte er irgendeinen besonderen psychologischen Trick an, den sie noch nicht durchschaut hatte.
    Der erste Einfall betraf die Gegenüberstellung. Es war eigentlich nicht sinnvoll damit bis morgen zu warten. Dann hatte Scharenbroich Zeit, sich seelisch vorzubereiten. »Hör zu, wir ändern das Programm«, sagte sie. »Du fährst nach Nippes und holst Karla. Wir machen die Gegenüberstellung heute noch. Lass mich da vorn an der U-Bahn-Haltestelle raus.« Sie schaute auf die Uhr. »Wir treffen uns in zwei Stunden an der Dompropstei. Und bestelle Martin Hatheyer und Scharenbroich in dessen Büro. Warte mit Karla draußen im Wagen. Alles Weitere besprechen wir dann. Wir sollten die Sache so durchziehen, dass dabei für Scharenbroich und Hatheyer möglichst viel Stress entsteht.«
    Tönsdorf schaute sie erstaunt an und fuhr rechts ran. »Was machst du inzwischen?«, fragte er.
    »Ich werde einem lebenden Geschichtsbuch einen Besuch abstatten.« Dies war der zweite Einfall. Susanne stieg aus und Tönsdorf fuhr kopfschüttelnd davon.
    Heiko saß vorne im kleinen, engen, aber immer gut geheizten Büro der Zuflucht, trank Kaffee und dachte über Karla nach. Heiko war Zivi, einer von drei Zivis, die den beiden Patres bei der Führung der Zuflucht halfen. Heiko arbeitete nun seit fünf Monaten hier und er hatte das Gefühl, dass er in dieser Zeit mehr über das Leben gelernt hatte als in den neunzehn Jahren davor. Er hatte sich gleich nach dem Abitur einen Zivildienstplatz gesucht, Pater Sparn hatte ihm die Stelle in der Zuflucht angeboten und nach einer Nacht schlaflosen Grübelns hatte Heiko zugesagt.
    Heiko stammte aus einem behüteten Elternhaus. Es hatte ihm nie an irgendetwas gefehlt. Aber es hatte ihn lange schon irritiert, dass am Rand seiner Welt Menschen existierten, die den ganzen Tag auf Bänken saßen und tranken, mit roten Gesichtern und verfilzten Haaren, manche still und dumpf, andere laut und streitsüchtig. Und es waren nicht nur Alte darunter. Manche waren kaum älter als er selbst. Oder man sah sie neben der Straße, klapprige, mit Plastiktüten und zerschlissenen Rucksäcken beladene Fahrräder schiebend.
    Er nahm den Job an, um mehr über diese Menschen herauszufinden, die sich selbst Berber nannten, Menschen die nichts besaßen, auf der Straße lebten, tranken und starben. Oder manchmal in Pater Spams Zuflucht strandeten. Die Zuflucht war ein altes, schon recht baufälliges Backsteingebäude, eine frühere Grundschule,

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