Wendland & Adrian 02 - Die Krypta
bereits den Kopf auf Chris Adrians Oberschenkel gelegt, wedelte mit dem Schwanz und ließ sich von ihr kraulen. »Der ist aber zutraulich«, sagte sie. »Wie heißt er denn?«
»Ahriman.«
»Sonderbarer Name für einen Hund.«
Heike lächelte unsicher. Sie fühlte sich in dieser Küche als Eindringling. »Der Mann, der die Idee für diesen Namen hatte, ist auch ein bisschen sonderbar.«
»Ihr Mann?«, fragte Chris Adrian.
»Nein, der Patenonkel meines Mannes.«
Ahriman machte es sich dicht bei Chris Adrians Füßen unter dem Tisch bequem. Sonst war er gegenüber Fremden anfangs immer recht misstrauisch. Vielleicht spürt er, dass sie Schamanin ist und einen besonderen Draht zu Tieren hat, überlegte Heike.
Chris Adrian war gerade dabei, ein großes Stück Kuchen zu essen. Vor ihr auf dem Tisch stand noch mehr Kuchen. »Wollen Sie mir helfen den zu vertilgen?«, fragte sie. »Der ist prima. In Buchfeld gibt's eine supergute Konditorei. Da bin ich Stammkunde.«
Heike hob abwehrend die Hände. »Nein, so was esse ich nie! Seit ich nicht mehr als Model arbeite, habe ich fünf Kilo zugenommen. Ich muss auf mein Gewicht achten!«
Chris Adrian machte ein erstauntes Gesicht. »Was? Sie waren früher noch dünner?« Nach einer kurzen Pause, in der sie sich Kuchen in den Mund schob, sagte sie mit vollem Mund: »Fotomodell muss ein schrecklicher Beruf sein. Ich meine, wie kann eine Frau das aushalten, nichts essen zu dürfen - außer vielleicht mal drei Salatblätter und eine Erdbeere?«
»Na ja.. .«Heike wäre am liebsten wieder gegangen, statt so schüchtern in dieser Küche herumzustehen. Sie fand, dass Chris Adrian nichts besonders Schamanisches hatte, jedenfalls schien sie nicht Heikes Vorstellung von einer Schamanin zu entsprechen. Eigentlich wirkte sie ziemlich unspirituell. Was hast du denn erwartet?, fragte sich Heike. In der Fernsehsendung war ihr Benehmen schließlich auch sehr locker und geradeheraus.
»Wenn Sie schon nichts essen wollen, nehmen Sie sich wenigstens einen Kaffee und setzen Sie sich. Es macht mich nervös, wenn Leute herumstehen, während ich esse.« Sie zeigte auf die Anrichte. »Da ist Kaffee. Tassen sind dort. Rechte Schranktür.«
Auf der Anrichte dampfte tatsächlich Kaffee in der Maschine. Heike schüttete sich eine Tasse ein, nahm sich Milch, aber keinen Zucker, und setzte sich Chris Adrian gegenüber an den Tisch.
Die hatte inzwischen das Stück Kuchen aufgegessen und starrte nachdenklich auf das Tablett. »Das war das zweite Stück. Meinen Sie, ich soll noch eins essen?« »Na ja, zwei sind genug, schätze ich«, sagte Heike zaghaft.
»Immerhin bin ich gerade von meinem Freund verlassen worden und habe meinen Job verloren. Ich finde, da habe ich mir eine Kuchenorgie verdient.«
Chris Adrian lehnte sich seufzend zurück. »Wenn es Leuten schlecht geht, sollen sie was Leckeres essen. Das ist das beste Heilmittel. Ich fühle mich schon viel besser.«
Ihr Körper ist überall sehr rund, aber nicht wabbelig, dachte Heike. Und sie hat ein schönes Gesicht. Als Model für Übergrößen könnte sie vermutlich tüchtig Geld verdienen. »Bestimmt komme ich schrecklich ungelegen«, sagte Heike zögernd.
»Jetzt sind Sie aber nun mal da und können mir zumindest sagen, was Sie von mir wollen.«
Ja, was wollte sie eigentlich hier? Heike zögerte. Sie war hergekommen, weil sie sich Hilfe erhoffte, weil sie nicht schlafen konnte, weil sie diese wirren Träume hatte, müde war, sich Sorgen um Roland machte. Weil sie lernen wollte, wie man mit Hilfe schamanischer Praktiken das eigene Leben besser bewältigen konnte.
»Ich ... wollte Sie bitten, ein Heilungsritual für mich durchzuführen. Für mich ... und für meinen Mann«, fügte sie hinzu. Aber Chris Adrian scheint selber nicht sehr gut mit ihrem Leben klarzukommen, dachte Heike; sie ist von ihrem Freund verlassen worden und hat ihren Job verloren. Wenn sie sich mit dem Schamanismus noch nicht einmal selbst helfen kann ...
»Tut mir Leid. Das ist unmöglich. Ich praktiziere nicht mehr als Schamanin.«
»Seit wann?«, fragte Heike erstaunt. »Im Fernsehen haben Sie doch gesagt... «
Chris Adrian hob abwehrend die Hände. »Das war vor drei Tagen . Inzwischen ist mir klar geworden, dass ich als Schamanin nichts tauge. Ich habe einfach kein Zutrauen mehr in meine Fähigkeiten.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, tut mir wirklich sehr Leid, aber ich kann Ihnen nicht weiterhelfen.«
Ein unbehagliches Schweigen entstand. Heike hatte
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