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Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Titel: Wendland & Adrian 02 - Die Krypta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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konnte. Ein paar Mal bemerkte Susanne, dass die Rute schwach auf und ab zuckte, was Dieckmann stets mit einem leisen »Aha« oder »Ah« zur Kenntnis nahm. Etwas schien ihn zu irritieren. Er lief nun mit der Rute in einem großen Kreis auf dem Grundstück herum, wobei er immer wieder schnaufend über große Trümmerstücke klettern musste. »Sonderbar«, murmelte er, ehe er diesen Kreis erneut zog, diesmal entgegen dem Uhrzeigersinn. Plötzlich stöhnte er auf und schwankte einen Moment hin und her, als würde er ohnmächtig werden.
    »Was ist los? Was hast du?«, fragte Schmickler besorgt.
    Dieckmann, der sich wieder gefangen hatte, winkte beschwichtigend. »Halb so wild«, sagte er. »Mir wurde plötzlich ein bisschen schwummerig.« Er schüttelte heftig den Kopf. »Das ist aber auch kein Wunder«, sagte er, während er wieder zu ihnen zurückkam, hörbar außer Atem.
    »Wieso?«, fragte Schmickler.
    Dieckmann kratzte sich am Kopf. »Ich habe gerade etwas ausgemutet, das es eigentlich gar nicht geben kann. Jedenfalls ist mir so ein Phänomen noch nie begegnet und ich habe auch noch nie davon gehört oder gelesen.«
    »Und das haben Sie mit diesem Holzding da festgestellt?«, fragte Susanne.
    »Nun, das war nur der erste Teil des Experiments. Ruten aus Holz eignen sich vor allem dazu, unterirdische Wasserströme aufzuspüren, weil es einen energetischen Bezug zwischen dem im frischen Holz gespeicherten Wasser und dem Wasser im Erdboden gibt.«
    »Aber das Grundwasser kann doch wohl nichts mit dem Einsturz des Hauses zu tun haben?«, erkundigte sich Susanne skeptisch.
    »Manchmal schon. Es kann zu Strömungsbrüchen kommen, wenn Stärke und Fließrichtung des Grundwasserstroms sich ändern. Dadurch kann Erdreich so stark absacken, dass ein Haus in sich zusammenfällt. Besonders wenn es baufällig ist.«
    »Das war also die Ursache für den Einsturz?«, fragte Susanne.
    Dieckmann schüttelte den Kopf. »Nein. Ich sagte: Kann Aber dann müsste es in der Hausruine eine klar erkennbare Bruchlinie geben.« Sein rotes Gesicht wandte sich lächelnd Schmickler zu. »Darin stimmst du mir zu, Schwager, nicht wahr?«
    Schmickler, der gerade dabei war, sich eine Zigarette anzuzünden, nickte.
    »Wieso sind Sie denn im Kreis herumgeklettert?«
    »Nun«, sagte Dieckmann, »das bereits erwähnte Phänomen habe ich aufgespürt, indem ich der Fließrichtung des Wassers folgte.«
    »Wäre nett, wenn du dich ein bisschen deutlicher ausdrückst«, meldete sich Schmickler zu Wort, der ungeduldig an seiner Zigarette zog.
    »Es gibt genau unter dem eingestürzten Haus eine Art Grundwasserstrudel.«
    Schmickler schnaubte verächtlich. »Einen Strudel? Jetzt willst du uns wohl auf den Arm nehmen!«
    Dieckmann runzelte die Stirn. »Nein, keineswegs! Was das Aufspüren von Wasseradern angeht, bin ich ziemlich gut, auch wenn du mir das natürlich nicht glaubst.« Er zog einen Kompass aus der Tasche.
    »Hier«, sagt er und zeichnete mit dem Arm einen Strich über den Boden, der fast parallel zum Bürgersteig verlief. »Ungefähr in Süd-Nord-Richtung gibt es einen Grundwasserstrom. Und genau unter dem Einsturzhaus wird dieses Wasser in eine wirbelnde Bewegung versetzt, das habe ich ganz deutlich gespürt. Dafür gibt es nur eine Erklärung.«
    »Und die wäre, großer Meister?« Schmickler blies eine Rauchwolke in den Himmel.
    »Eine von Westen nach Osten fließende Kraft wirkt auf das Wasser ein und bewirkt die Kreisbewegung. Dass die Kraft von Westen nach Osten fließen muss, ergibt sich aus der Drehrichtung des Strudels, die ich gemutet habe.«
    Deswegen war er einmal im und einmal entgegen dem Uhrzeigersinn herumgeklettert.
    »Aber was soll denn das für eine Kraft sein?«, fragte Susanne. Sie musste daran denken, was Chris an dem Abend mit Karla am Dom gespürt hatte. Diese ganze Angelegenheit schien wirklich eher etwas für eine Schamanin zu sein als für eine nüchterne Großstadtkommissarin, für die Susanne sich nach wie vor hielt, trotz ihres Marder-Krafttieres, das ihr bei der Nikotinentwöhnung half.
    »Erdenergie«, sagte Dieckmann, als sei das die selbstverständlichste Sache auf der Welt. »Vermutlich verläuft eine starke Leylinie hier von Westen nach Osten.«
    Schmickler, der Susannes fragenden Gesichtsausdruck bemerkte, setzte ein schiefes Grinsen auf. »Das sind Linien, durch die die Erdenergie fließt. Jedenfalls behauptet er das.« Er warf seinem Schwager einer skeptischen Blick zu.
    »Das behaupte nicht nur ich«,

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