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Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Titel: Wendland & Adrian 02 - Die Krypta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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in ein paar Tagen alles vorbei sein sollte. Was war in ein paar Tagen vorbei?
    Sie warteten und vertrieben sich die Zeit mit Schwulenwitzen, während die Dämmerung langsam auf Köln herabsank.
    Durch die wieder geöffneten Fensterläden schien die Abendsonne rötlich ins Wohnzimmer. Chris saß in eine Wolldecke gehüllt auf dem Sofa. Ihre Hände umklammerten eine Tasse mit Kamillentee, den Heike ihr aufgebrüht hatte. Verdammt, dachte Chris, sie ist hergekommen, weil sie sich von mir Hilfe erhoffte, und jetzt ist sie es, die mir eine Decke um die Schultern legt und mir Tee kocht.
    Ihr Körper fühlte sich schlaff und erschöpft an. Das heftige Zittern, das sie nach dem Erbrechen geschüttelt hatte, war abgeklungen. Wie konnte ich Silver Bear das antun?, fragte sie sich. Damit, dass ich Heike ein solches Theater vorspielte, habe ich alles verraten, was er mich gelehrt hat. Das, was ich erlebt habe, war die gerechte Strafe dafür. Die Strafe der Geister.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte Heike. Sie saß neben ihr auf dem Sofa und schaute Chris besorgt an.
    »Geht schon wieder«, murmelte Chris. Sie war sehr verlegen und wagte kaum Heike in die Augen zu schauen.
    »Es tut mir Leid. Du hast selber so viel Stress - dein Freund hat dich verlassen und du hast deinen Job verloren -, ich hätte dich nicht noch mit meinen Problemen behelligen sollen. Das war sicher zu viel. Überhaupt, dass ich einfach so hier reingeplatzt bin. Ich hätte vorher telefonisch um einen Termin bitten sollen.«
    Chris trank noch einen Schluck Tee. Ihr Magen hatte sich wieder einigermaßen beruhigt, auch wenn es in ihm immer noch ein wenig rumorte. Sie berührte Heike sanft am Arm, stellte die Tasse weg und ging zum Fenster. Dort stand sie, die Decke um die Schultern gehängt, und fühlte sich müde wie eine alte Indianerin. Die Sonne berührte schon die Hügel. Von Westen segelten tiefrote Wolken heran. Die Sonne wärmt uns, dachte Chris. Die Erde ernährt uns jeden Tag. Was kann ich anderes tun als heilen helfen - es wenigstens versuchen?
    Sie ging zu Heike zurück, die unsicher und verloren wirkte und mit eingezogenen Schultern auf dem Sofa kauerte. Chris legte ihr die Hand auf die Schulter. »Komm«, sagte sie. »Wir versuchen es noch einmal.«
    Heike schaute sie erstaunt an. »Aber ... wirst du das denn schaffen?«
    Chris seufzte und zuckte die Achseln. »Ich vergesse immer wieder, dass der Schamanismus kein Job ist, den man einfach wegwerfen kann wie eine abgetragene Hose. Eine schamanische Bestimmung sucht man sich nicht selber aus, sondern man wird dafür ausgesucht. So etwas zu akzeptieren fällt uns westlichen Menschen schwer. Wahrscheinlich, weil wir dazu erzogen wurden, immer den eigenen Willen durchsetzen zu müssen. Du bist zu mir geschickt worden, weil du Hilfe brauchst. Und ich werde dich nicht wieder fortschicken, ohne zumindest ernsthaft versucht zu haben, dir zu helfen.«
    Sie bat Heike sich auf das Sofa zu legen. »Das ist bequemer als auf dem Boden«, sagte sie. »Silver Bear, mein indianischer Lehrer, wollte, dass ich nach neuen Wegen suche Schamanismus zu praktizieren, die mehr dem modernen Bewusstsein entsprechen. Vielleicht sind die althergebrachten Rituale und Hilfsmittel für uns heutige Menschen gar nicht mehr so geeignet. Vielleicht kommt es heute darauf an, dass wir mehr zum Kern der Sache vordringen.«
    Diesmal ließ Chris die Fensterläden geöffnet, so- dass das schwindende Tageslicht ungehindert hereinströmte. Sie zündete keine Kerzen an, verzichtete auf Trommelbegleitung und Rassel. Stattdessen holte sie sich einfach einen Stuhl und setzte sich neben Heike. »Gib mir deine Hand«, sagte sie. Heikes Hand fühlte sich kühl und ängstlich an. Chris barg sie eine Moment schützend in ihren kräftigen, runden Händen, ließ sie dann wieder los, schloss die Augen und konzentrierte sich.
    Silver Bear, verdammter Indianer, du hast gewonnen, dachte sie. Ab er ihr Herz schlug leicht, fast fröhlich. Da war der Tunnel, eine Höhle aus funkelnden Kristallen, die klar und deutlich vor Chris' innerem Auge schwebte. Und am Eingang des Tunnels wartete die Bärin auf sie. »Wirst du mir helfen Heikes Krafttier zu finden?«, fragte Chris.
    »Natürlich«, sagte die Bärin. »Dazu bin ich da. Los, steig auf meinen Rücken!« Chris hielt sich im weichen Fell der Bärin fest, die sofort lostrabte, mit trotz der schweren, plumpen Gestalt kraftvollen und geschmeidigen Bewegungen. Gemeinsam reisten sie durch den glitzernden

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