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Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Titel: Wendland & Adrian 02 - Die Krypta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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Hauptbahnhof hinein- und herausrollenden Züge. Hier sah sie niemand und hörte sie niemand. Sie schlug ihm zweimal mit dem Handrücken ins Gesicht. Er fing an zu schluchzen, Blut tropfte ihm aus der Nase. »Sag mir alles, was du weißt!«, schrie sie ihn an, stieß ihn grob gegen die Mauer und schlug erneut zu. »Jetzt sofort!«
    »Ich bin angerufen worden«, stammelte er und wischte sich Blut und Tränen aus dem Gesicht.
    »Von wem?«
    »Das weiß ich nicht. Es war eine verstellte Stimme, schrill und ganz verzerrt. Ein Mann. Er sagte, ich soll runter in die Krypta kommen. Er wüsste über meine Beziehung zu Josef Bescheid. Er hat gedroht es an die Presse zu geben, so dass Josef in der ganzen Stadt zum Gespött werden würde. Also bin ich in den Dom, obwohl ich schreckliche Angst hatte. Josef lag tot in der Krypta.«
    Er schniefte und rieb sich die Au gen wie ein geprügeltes Kind. »Erst wollte ich einfach wegrennen. Dann dachte ich: Du kannst ihn doch hier nicht so liegen lassen.«
    »Und haben Scharenbroich angerufen.« Immer wieder ratterten über ihnen die Züge hinweg, sodass sie Hatheyers Worte nur gerade eben verstehen konnte.
    »Ja. Scharenbroich war genauso durcheinander wie ich. Er stammelte immer wieder: >Die Polizei darf ihn doch nicht hier unten finden.< Also haben wir ihn nach draußen gebracht. Es war wie ein schrecklicher Albtraum. Ich musste noch einmal hingehen, mich überzeugen, dass Josef wirklich tot dort lag. Da habe ich die beiden Penner gesehen. Die Frau beugte sich über Josef. Ich dachte, sie will ihn ausrauben. Einem Toten die Taschen durchwühlen! Ich bin hingerannt, habe sie hochgerissen und geohrfeigt. Der alte Mann hat mich niedergeschlagen.«
    Er presste sich ein Taschentuch unter seine blutende Nase und sah Susanne angsterfüllt an. Offenbar fürchtete er, sie würde weiter auf um einprügeln. Sie beruhigte sich wieder und lehnte sich schwer atmend gegen die Mauer. Sie war ein paar Mal bei Verhören ausgerastet. Aber nur bei besonders zynischen, eiskalten Verbrechern, Drogendealern zum Beispiel, die selbst nicht an der Nadel hingen. Das ging nicht nur ihr so, sondern den meisten Kollegen. Darum war es gut, bei Verhören möglichst zu zweit zu sein, um sich notfalls gegenseitig zurückhalten zu können.
    Sie ekelte sich plötzlich vor sich selbst und massierte ihre schmerzende Hand. »Angenommen, Ihre Geschichte stimmt«, sagte sie, »dann müssen Sie doch irgendeine Idee haben, wer der Täter ist. Jemand aus Osters Umfeld ... Scharenbroich vielleicht?«
    Susannes Schläge hatten in Hatheyer etwas zerbrochen, das spürte sie. Er lächelte plötzlich, ein eigenartiges, melancholisches Lächeln, der Situation überhaupt nicht angemessen. »Ich werde Ihnen alles sagen.« Seine Stimme klang sonderbar erleichtert, fast fröhlich. »Ja. Es gibt ein dunkles Geheimnis aus dem Mittelalter. Es gibt eine Geheime Zunft, die mit dem Domkapitel verbunden ist. Alte Kölner Namen gehören zu dieser Zunft. Einen von ihnen halte ich für den Mörder. Ich bin mir nicht sicher, aber ich vermute, es ist Harald Terwegen. Josef wollte sich mit ihm treffen, am Abend vor seinem Tod. Da sind noch andere Namen: die Burmesters, die Loewens und die Vandenbergs.«
    »Roland Vandenberg?«
    »Ja. Terwegen ist sein Patenonkel. Josef wollte den Braunkohleabbau in Bischofsweiler verhindern.«
    »Warum?«
    Er lächelte immer noch. »Ich will nicht mehr, dass man mich schlägt und mir wehtut. Darum sage ich jetzt einfach alles, was ich weiß. Jedem, der es hören will. Aber lassen Sie mir noch eine Nacht. Heute Nacht will ich Josef bitten mir meine Sünden zu vergeben. Ich habe das Buch gestohlen, wissen Sie. Ich gebe es Ihnen. Das Geheime Zunftbuch. Ja. Warum soll ich es mir schwer machen, mich schlagen und quälen lassen? Josef versteht mich bestimmt. Er hat immer alles verstanden. Morgen, ja? Wir treffen uns am Dom, ist Ihnen das recht? Sagen wir um zehn, nein besser um halb elf? Bisher habe ich alles falsch gemacht, aber ab jetzt mache ich alles richtig. Josef soll stolz auf mich sein.«
    Er steckte sein blutgetränktes Taschentuch weg, als hätte er sich lediglich die Nase geschnäuzt, und streckte Susanne die Hand entgegen. »Abgemacht? Morgen um halb elf am Dom?« Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. »Warum nicht jetzt gleich?«, fragte sie.
    »Bitte. Sie ... haben mich eben geschlagen. Das durften Sie nicht, und das wissen Sie. Ich vergebe Ihnen. Aber lassen Sie mir bitte Zeit bis morgen.

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