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Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Titel: Wendland & Adrian 02 - Die Krypta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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sagen alles, was Sie wissen?« Susanne sprach ebenso gedämpft wie Hatheyer, registrierte aber, dass sich dennoch Leute neugierig nach ihnen umdrehten. Was ich hier mache, darf ich eigentlich gar nicht, dachte sie. Diese Vernehmung müsste vertraulich geführt werden.
    Hatheyer hob die Hände und wich ein Stück zurück wie vor einem Gespenst. »Ich bin unschuldig!«, stieß er hervor. »Ich habe Josef von ganzem Herzen geliebt. Aber ich bin wohl das ... das Lamm, das geopfert werden soll!« Dann ließ er sie einfach stehen und ging davon, mit raschen Schritten, rannte beinahe.
    Das machte Susanne wütend. Auf ihren langen Beinen fiel es ihr nicht schwer, ihn einzuholen. Er ging durch den Ausgang am Nordquerhaus, und draußen legte ihm Susanne die Hand auf die rechte Schulter und hielt ihn fest. Sie war ihm körperlich weit überlegen, aber er leistete ohnehin keinen Widerstand. Sein Körper fühlte sich weich und schlaff an, als sie ihn herumdrehte und an beiden Schultern fest hielt.
    Sie schob ihn ein Stück von den anderen Fußgängern weg, in eine ruhige Ecke neben dem Eingang. »Hören Sie mir jetzt gut zu«, sagte sie. »Ich glaube auch nicht, dass Sie Oster umgebracht haben. Man hat mich beurlaubt und mir den Fall entzogen. Offenbar gibt es in Köln ein paar einflussreiche Leute, die nicht wollen, dass ich ihnen in die Quere komme. Ich nehme an, Oster ist ihnen ebenfalls in die Quere gekommen und deshalb wurde er ermordet. Jetzt sorgen diese Leute dafür, dass die polizeilichen Ermittlungen im Sande verlaufen. Vielleicht kann ich es trotzdem schaffen, Osters Mörder vor Gericht zu bringen. Aber dazu brauche ich Ihre Hilfe!«
    Anscheinend zeigte ihre Offenheit Wirkung. Hatheyers Gesicht entspannte sich. Susanne hoffte, er würde endlich reden, doch dann sagte er nur: »Es ist nicht nötig, dass Sie Josefs Mörder vor Gericht bringen. Er wird sich vor Gott verantworten müssen, das genügt.«
    Vor Gott verantworten! Mit einer solchen Denkweise konnte Susanne nichts anfangen. Das klang für sie fremd und mittelalterlich. Sie ließ Hatheyers Schultern los und spürte, wie sich ihr vor Wut der Magen zusammenzog. Ihr Bedarf an salbungsvollen religiösen Worten war für die nächsten zehn Jahre gedeckt. Sie konnte dieses Gerede einfach nicht mehr hören. Sich mühsam zur Ruhe zwingend fragte sie: »Ich habe erfahren, dass es irgendwelche alten Geheimnisse gibt, die den Dom und das Nonnenkloster in Bischofsweiler betreffen. Oster hat offenbar in engem Kontakt zu Schwester Hildegardis gestanden, die ebenfalls ermordet wurde. Hat er Ihnen etwas darüber erzählt?«
    »Er hat mir alles erzählt«, sagte Hatheyer leise und schien diese Worte sofort zu bereuen. Er wich wieder ein Stück vor Susanne zurück. »Hören Sie«, sagte er geradezu flehend, »ich habe eben intensiv gebetet. So, wie ich Sie einschätze, sind Sie nicht besonders religiös.«
    »Ich bin quasi im Schatten des Doms aufgewachsen«, sagte Susanne bissig. »Das hat bleibende Schäden hinterlassen.«
    »Ich glaube an die Kraft des Gebets!«, entgegnete Hatheyer überraschend heftig. »Ich habe soeben alle meine Probleme Gott übergeben. Und ich weiß, Gott wird mir antworten. Was ich jetzt brauche, ist Stille, Ruhe, damit Gott zu mir sprechen kann. Begreifen Sie das?«
    Vielleicht hat Gott Ihnen ja mich geschickt, damit ich Ihnen die Beichte abnehme, wollte Susanne erwidern, biss sich aber rechtzeitig auf die Unterlippe. »Dass der Mörder des Mannes, den Sie angeblich so geliebt haben, weiter frei herumläuft, ist Ihnen offenbar egal. Oder haben Sie dieses Problem auch Gott übergeben?«
    »Ich werde für die Seele des Mörders beten.«
    Susanne spürte, wie eine kalte, gefährliche Wut in ihr hochstieg. »Lassen Sie doch diese frommen Sprüche! Entweder sind Sie selbst der Mörder oder Sie decken denjenigen, der es getan hat.«
    Hatheyers Gesichtsmuskeln zuckten unkontrolliert. »Atheisten wie Sie glauben, das sind nur fromme Sprüche.« Seine Stimme klang jetzt sehr schrill. »Bis die große Katastrophe kommt. Wenn Sie dann um Ihr Leben zittern, fallen Ihnen ganz schnell die alten Kindergebete wieder ein. Aber dann werden Sie im Himmel auf taube Ohren stoßen!«
    Jetzt sah sie rot. Sie nahm Hatheyer in den Polizeigriff. Er schrie, wehrte sich aber nicht. Sie schob ihn vor sich her, ohne sich um die Blicke der Touristen zu kümmern. Die Stufen zum Rhein hinunter. In eine dunkle Mauernische an der Hohenzollernbrücke. Über ihnen donnerten die am

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