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Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Titel: Wendland & Adrian 03 - Nachtauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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zurück und starb. Seine Augen starrten tot zur Decke.
    Bishop zog blitzschnell ein neues Magazin aus der Tasche und lud durch. »Okay«, sagte er. »Jetzt ist der Spuk endlich vorbei.« Er zeigte mit der Waffe auf den Koffer. »Da ist der Schädel drin, nehme ich an?«
    Chris nickte. Bishop nahm den Koffer und zielte mit der Pistole auf Chris. »Gegen euch beide habe ich nichts. Du hast mir sogar das Leben gerettet. Wenn ihr mich abhauen lasst, passiert euch nichts.«
    »Okay«, sagte Jonas, gab die Tür frei, kam ins Zimmer und stellte sich neben Chris, auf die Bishop immer noch die Waffe richtete. »Verschwinden Sie.«
    Mit dem Koffer in der einen und der Waffe in der anderen Hand humpelte Bishop rückwärts aus dem Wohnzimmer. Sein rechtes Hosenbein war blutgetränkt von Mister Browns kräftigem Biss.
    Jonas ging zum Fenster und öffnete es. »Der kommt nicht weit«, sagte er.
    Chris stellte sich neben ihn und er legte ihr den Arm um die Schulter. »Du meinst... die Balam-Leute?«
    Jonas nickte grimmig. »Sollte mich wundern, wenn sie ihn einfach ziehen lassen.«
    Im matten Schein der kleinen Laterne, die vorn neben dem Kiesweg am Telegrafenmast hing, konnte Chris sehen, wie Bishop auf einen etwas abseits bei den Bäumen parkenden Wagen zusteuerte.
    Plötzlich stellten sich ihm zwei Gestalten in den Weg. Ungläubig sah Chris sie genauso gespenstisch aus dem Nichts auftauchten wie zuvor den schwarzen Jaguar. »Was ... wollt ihr von mir?«, stammelte Bishop.
    Es handelte sich um eine dicke, gebeugte alte Frau und einen großen Mann, der die kräftige Statur eines Kriegers hatte. Sie trugen indianisch wirkende Umhänge oder Mäntel. Sie sagten kein Wort, ließen Bishop aber nicht durch.
    »Ihr wollt den Schädel, stimmt’s? Okay, ich gebe ihn euch. Ich ... brauche ihn nicht unbedingt. Hier.« Er hielt ihnen den Koffer hin. »Aber dann lasst ihr mich gehen, ja?«
    Sie rührten sich nicht. »Ich wollte das damals nicht. Felten und Thürmann tragen die ganze Schuld. Wenn ich geahnt hätte, was sie vorhatten, hätte ich auf keinen Fall mitgemacht. Ich wollte mich niemals mit euch anlegen. Das müsst ihr mir glauben!«
    Die Luft um Bishop und die beiden Fremden herum begann zu flimmern. Fasziniert und entsetzt zugleich beobachtete Chris, wie sich eine Art Blase bildete, die Bishop, die alte Frau und den Krieger einhüllte. Diese gespenstisch leuchtende Blase schien wie ein Fenster in den Dschungel zu sein. Chris glaubte darin schemenhaft riesige Urwaldbäume und dämonische Tiergestalten zu sehen – einen Jaguar, eine riesige Schlange. Vogelstimmen und das Gekreische von Affen drangen an ihr Ohr.
    »Nein! Nehmt mich nicht mit! Bitte!«, flehte Bishop. Das magische Fenster schloss sich um die beiden Fremden und um Bishop und den Koffer mit dem Schädel. Nichts blieb von ihnen übrig. Sie verschwanden einfach von der Bildfläche, als hätten sie nie existiert.
    »Wahnsinn!«, stieß Jonas hervor. Er hatte immer noch den Arm um Chris gelegt. Sie standen dicht aneinander geschmiegt und Chris konnte spüren, dass Jonas am ganzen Körper zitterte. Aber ihr selbst ging es nicht besser.
    Dann fing Mister Brown laut zu knurren an. Chris und Jonas wirbelten herurn. Da standen zwei ungebetene Besucher mitten im Wohnzimmer. Eine große junge Frau mit einem schönen indianischen Gesicht und langen, glänzend schwarzen Haaren und ein breitschultriger, gedrungener Mann, der gleichfalls indianisch aussah. Beide trugen sie rote Stirnbänder, auf denen in der Mitte ein runder, klarer Bergkristall prangte.
    Der Mann grinste Chris und Jonas an und entblößte dabei funkelnde Goldzähne. »Good evening, my friends«, sagte er in brüchigem Englisch und schlug seinen roten, mit indianischen Mustern bestickten Mantel zurück. In seinem breiten Gürtel steckten ein langes Messer. Und einer dieser altertümlichen Trommelrevolver, wie Chris sie aus den Western kannte, die sie sich manchmal nur so zum Spaß mit Susanne im Fernsehen anschaute, wenn sie in Köln zu Besuch war. Der Mann spuckte aus. Angewidert sah Chris seine gelbliche Spucke auf den Teppich fallen. Doch sie kam dort nicht an. Kurz bevor sie den Boden erreichte, verschwand sie einfach. Ein Schauer überlief Chris.
    »Ich bin gekommen, um Nachtauge zu holen, meinen Sohn«, sagte die junge Frau langsam auf Deutsch, mit fremdem Akzent. Ihre Stimme klang kalt, klirrend wie Eis.
    Jonas war kreidebleich geworden. Chris sagte: »Dann ... dann bist du ... Tula?« Das war unmöglich. Chris

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