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Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Titel: Wendland & Adrian 03 - Nachtauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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in fernen Sonnensystemen, Menschen gelebt hatten? Menschen mit kupferfarbener Haut, aber ansonsten wie Chris selbst, mit den gleichen Hoffnungen und Ängsten, Menschen, die lieben konnten und sterben mussten? Oder durchfuhren auf fremden Welten geborene Menschen gar auch in der heutigen Zeit mit Sternenschiffen das All?
    Ich wüsste es so gern, dachte Chris, ich wüsste so gern, ob Carim wirklich gelebt hat und das alles nicht bloß Phantasie war. Es hat sich so real angefühlt und ich spüre so eine tiefe Verbundenheit mit ihr. Vielleicht sollte ich Silver Bear um Rat fragen, was von alledem zu halten ist. Sie entspannte sich und schloss die Augen. Sie versuchte sich auf den fremden Himmel einzustimmen, den sie manchmal im Traum gesehen hatte, auf die fremden Sternbilder und leuchtenden Raumschiffe. War das vielleicht der Himmel von Carims Heimat, unter dem sie gelebt hatte, ehe sie zu ihrer großen Reise aufbrach und an der schrecklichen Krankheit sterben musste?
    Für einen kurzen Moment glaubte Chris eine Verbindung zu Carims Seele zu spüren, glaubte mit Carims Augen zu diesem Himmel aufzublicken – mit den Augen einer jüngeren, gesunden Carim, die von tiefem Schmerz erfüllt war, weil sie wüsste, dass der Planet ihrer Kindheit dem Untergang geweiht war und sie ihn niemals wieder sehen würde.
    Dann veränderte sich die Szenerie und Chris erblickte ein kleines, freundliches Lagerfeuer, das irgendwo im dunklen Nirgendwo schwebte. Da saß ein alter Mann, in eine Indianerdecke gehüllt. Er schaute sie an und lächelte.
    »Ich bin es nicht wirklich«, sagte Silver Bear. »Dies ist nur eine kleine Geisterbotschaft, die ich für dich hinterlassen habe. Suche nicht nach mir. Ich bin endgültig auf große Fahrt gegangen. Es gibt noch viel für mich zu sehen und zu entdecken. Wir werden uns wieder sehen, jedoch erst, wenn du selbst die irdische Ebene verlässt. Aber das wird noch ein Weilchen dauern, denn dein Körper ist stark und gesund und dir wird ein langes, erfülltes Leben beschieden sein. Ich kann dich nichts mehr lehren, meine Lieblingsschülerin. Du bist jetzt reif deinen eigenen Weg als Schamanin zu gehen. Lebe wohl.« Er lächelte, dann fuhr von irgendwoher ein Wind in das Feuer und löschte es aus. Und von der Gestalt, die davor gesessen hatte, blieb nur die Indianerdecke, die leer in sich zusammenfiel.
    »Leb wohl«, sagte Chris, »und danke für alles.« Sie würde also von Silver Bear in diesem Leben keine Antworten mehr erhalten. Er war endgültig gegangen. Sie fühlte einen leisen Schmerz, aber auch ein Gefühl der Freiheit. Dann war ihre Ausbildungszeit bei ihm nun also endgültig abgeschlossen. Ab jetzt musste sie ihre eigenen Antworten finden und sich ihre eigenen Wege suchen. Das Rätsel um Carim und die Vergangenheit der Menschheit musste sie ohne Silver Bear lösen. Wenn es sich denn lösen ließ.
    Sie öffnete die Augen. Vor ihr auf dem Geländer des Hochsitzes saß ein Grünspecht. Sie betrachtete fasziniert das kräftige Grün seines Gefieders und die leuchtend rote Haube auf seinem Kopf. Er breitete die Flügel aus und flog davon. Sie ließ den Blick über die Eifelhügel schweifen, die im Licht der Nachmittagssonne schimmerten. Tief atmete sie die würzige Luft des Waldes ein. Als Carim mit ihrem Raumschiff vor langer Zeit über die Erde hinweggeflogen war, hatte sie, ergriffen vom Anblick der Meere, Berge und Wälder, gedacht, dass der Planet der Zuflucht wunderschön sei. Manches von dieser Schönheit war inzwischen wohl unwiederbringlich verloren, aber Chris fand, dass immer noch eine Menge übrig war, das zu bewahren sich lohnte!
    War das, was mit Carims Zivilisation geschehen war, nicht auch eine Warnung an die heutige Menschheit? Das zerspaltende, ausbeutende Denken, wie Carim es Torn gegenüber genannt hatte – war die Menschheit heute auf der Erde nicht dabei, wieder diesen Irrweg zu beschreiten? Chris dachte dabei nicht nur an die Atomenergie, sondern auch an die Nutzung der fossilen Brennstoffe. Im Grunde war die heutige Technik brutal, laut und giftig. Energie wurde erzeugt, indem man der Erde Rohstoffe entriss und diese dann verbrannte oder aufspaltete, wobei Unmengen giftiger Abfallprodukte entstanden.
    Chris war von Carims Sternenschiff fasziniert, das sich so leise und mühelos fortbewegt hatte, allein durch geistige Konzentration und Liebe gesteuert. Gab es heute irgendwo im Weltall Menschen oder andere Wesen, die diese Kristallenergie nutzten, um damit Raumschiffe und

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