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Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Titel: Wendland & Adrian 03 - Nachtauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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das Gewehr hin und lief erstaunlich behände zu ihr. Sie nahm Susanne in den Arm. »Hey! Ist ja schon gut. Ich hab dir doch gesagt, dass du dir keine Sorgen machen musst.« Sie drückte sie fest an sich und Susannes Knie festigten sich wieder. »Das nächste Mal nehm ich dich besser mit, wenn ich Rehe oder Hirsche jage. Das ist für Zuschauer weniger stressig.«
    Sie blickte zu dem toten Keiler hinüber. »Jetzt kommt der unappetitlichste Teil. Du musst nicht dabei sein, wenn du nicht willst. Geh ein bisschen spazieren und komm wieder, wenn ich fertig bin.«
    Susanne schüttelte den Kopf. »Ich hab mir aus dienstlichen Gründen schon genug Obduktionen antun müssen. Schlimmer kann das hier auch nicht sein. Außerdem hab ich mir nur Sorgen gemacht, dass dir was passieren könnte. Das ist jetzt ausgestanden.«
    »Gut. Dann an die Arbeit. Kannst mir helfen ihn umzudrehen.« Sie stapfte ruhig und entspannt durchs hohe Gras. Susanne folgte ihr, mit einem gewissen Widerwillen, den sie aber nicht zugeben mochte.
    »Fass mal dort am Hinterlauf an.«
    Er war noch warm. Natürlich. Das Leben hatte ihn schließlich eben erst verlassen. Und er war schwer. Mit vereinten Kräften drehten sie ihn auf den Rücken. Susanne musste ihn in dieser Position festhalten, während Chris ein paar starke Äste heranschaffte, um ihn abzustützen, damit er nicht wieder auf die Seite fiel.
    Dann streifte sie Gummihandschuhe über, nahm eine Plastikschürze aus ihrem Rucksack und band sie sich um. Sie zog ein langes Messer aus ihrem Gürtel, setzte unterhalb des Schwanzes an und führte einen ersten Schnitt aus. Anschließend drückte sie am Unterleib des Keilers herum.
    »Was machst du jetzt?«, fragte Susanne.
    »Die Blase ausdrücken, damit der Urin nicht in die Bauchhöhle läuft, wenn ich weiterschneide.«
    Danach führte Chris mit einem Gesicht, dem deutlich anzusehen war, dass ihr diese Arbeit wenig Freude machte, einen langen Schnitt bis hinauf zur Schnauze aus.
    »Wichtig ist, die Eingeweide nicht zu beschädigen. Wenn deren Inhalt nämlich ausläuft, ist es total schwierig, das Fleisch zu reinigen«, erklärte sie. Susanne musste einige Male kräftig schlucken, aber es gelang ihr den Ekel zu überwinden. Was soll’s, dachte sie? Hinterher esse ich ja doch von dem Fleisch.
    Chris trennte nun die Eingeweide ab. Beinahe übel wurde Susanne, als sie die Gurgel des Keilers durchtrennte und einen Knoten in die abgetrennte Speiseröhre schlang. »Wozu denn das?«, fragte Susanne mit einem bitteren Geschmack im Mund.
    »Damit auch da nichts rausläuft. So. Willst du mit anfassen?« Chris grinste. Susanne verzog das Gesicht. »Schon gut. Musst du nicht.« Chris griff tief in den Keiler hinein und nahm die abgetrennten Eingeweide heraus. »Hilf mir jetzt bitte, ihn umzudrehen, damit das Blut aus der Bauchhöhle auslaufen kann.«
    Sie wuchteten ihn herum, hielten ihn einen Moment in dieser Position und legten ihn dann wieder auf die Seite. Chris rupfte einige große Grasbüschel aus und wischte die Leibeshöhle damit sauber. Währenddessen sagte sie unvermittelt: »Dieser Jaguar hat den Spieß umgedreht, gewissermaßen.«
    Susanne brauchte einen Moment, um Chris’ Gedankensprung zu folgen.
    »Er macht Jagd auf Menschen, während doch normalerweise die Menschen die großen Raubtiere jagen und ausrotten und ihnen keine Chance und keinen Lebensraum mehr lassen.«
    Susanne sehnte sich plötzlich nach einer Zigarette, fand es aber unpassend, sich hier draußen im Wald, in Chris’ Wildnis, eine anzuzünden. »Mich beschäftigt vor allem die Frage, was er in der Ölraffinerie verloren hat. Wie ist er dorthin gekommen, verdammt noch mal?« Sie schüttelte den Kopf.
    Chris hatte inzwischen begonnen, dem Keiler das Fell abzuziehen. »Vermutlich gibt es eine rationale Erklärung dafür. Ein entlaufener, illegal als Haustier gehaltener Jaguar oder dergleichen. Aber gestern Abend im Bett habe ich noch eine Weile wachgelegen und über die Sache nachgedacht. Dabei ist mir die Legende von den Leopardenmännern eingefallen.«
    »Leopardenmänner?«, fragte Susanne erstaunt.
    Chris hielt einen Moment in ihrer blutigen Arbeit inne, hob den Kopf und schaute mit nachdenklichen, schmalen Augen in die Ferne. »Angeblich gibt es in Afrika Medizinmänner, die in der Lage sind die Gestalt von Leoparden anzunehmen, wenn sie in der Nacht an Termitenhügeln, die in Afrika als besondere Kraftorte gelten, ein bestimmtes Ritual ausführen. Als Leoparden nehmen sie dann Rache

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