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Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Titel: Wendland & Adrian 03 - Nachtauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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nicht gewesen, hätte er vermutlich längst die Segel gestrichen und wäre rettungslos im Kölner Kneipennebel versunken.
    Aber Susanne war sein Schutzengel. Oder jedenfalls hatte er das so beschlossen, auch wenn sie natürlich nichts davon wusste. Als Kriminalrat Antweiler ihn damals kurz vor dem Domprobstmord Susanne zugeteilt hatte, war er sich bewusst gewesen, dass das seine letzte Chance war noch einmal die Kurve zu kriegen. Und er schaffte es tatsächlich, trocken zu bleiben. Er war stolz für Susanne arbeiten zu dürfen. Sie war ganz einfach gut. Es gab im ganzen Präsidium keinen einzigen Kriminaler, der besser war als sie. Es kam für ihn überhaupt nicht infrage sie zu enttäuschen.
    Heimlich himmelte er sie an. Sie hielt sich selbst für unattraktiv, aber das war völliger Blödsinn. Tönsdorf liebte ihren herben Charme. Und als Chefin war sie absolut kollegial und fair. Natürlich war er klug genug seine Schwärmerei im platonischen Bereich zu halten. Susanne hatte etwas Besseres verdient als einen glatzköpfigen, kurzatmigen Mittfünfziger mit dicker Wampe und angeknackster Leber. So verbarg er seine tiefe Zuneigung hinter kollegial-rauem Humor und gab sich alle Mühe Susanne im Büro den Rücken freizuhalten, denn bei wilden Außeneinsätzen konnte er körperlich einfach nicht mehr mittun.
    Und Torsten Mallmann hatte sich unter Susannes fester Hand gut herausgemacht. Er hatte viel von ihr gelernt, an Format gewonnen. Seinen alten Spitznamen »das Mallmännchen« bekam er nur noch selten zu hören, obwohl er mit einunddreißig natürlich immer noch ein richtig junger Spund war. Oder ich bin inzwischen richtig alt, dachte Tönsdorf und verzog schmerzlich das Gesicht. Jedenfalls bildeten sie ein gutes Dreier-Team. Es machte ihm nach wie vor Spaß mit den beiden. Die paar Jahre, die seine morsche sterbliche Hülle noch durchhalten würde, wollte Tönsdorf gern mit Susanne und Torsten möglichst viele Mörder vor den Staatsanwalt bringen. Und dann am liebsten im Dienst aus den Schuhen kippen und in Susannes Armen sein Leben aushauchen.
    Und ritterlich, wie es sich für einen großherzigen Kölner gehörte, war er fest entschlossen Susanne einen Mann zu besorgen, der gut genug für sie war. Damit ihr ewiges Liebesleid endlich ein Ende hatte. Tatsächlich hatte er auch schon jemanden ausgeguckt, der ihm für diese wichtige Aufgabe geradezu ideal erschien: den Chef höchstpersönlich. Antweiler war zwar auch schon achtundvierzig, aber vortrefflich erhalten. Er war der Einzige, der es auf dem Schießstand mit Susanne aufnehmen konnte. Sie waren beide supercool, wie das auf Neukölnisch hieß. Ungefähr gleich groß, sodass sie einander beim Tanzen in die Augen schauen konnten. Beide Top-Profis. Beide sehr sportlich. Antweiler besaß etwas, das der sich immer sehr ungeschlacht fühlende Tönsdorf, wie er glaubte, niemals besitzen würde, das er anderen aber inzwischen neidlos zugestehen konnte: Stil. Antweiler war stets elegant, aber niemals protzig gekleidet, kochte vorzüglich, liebte klassische Musik und er beschäftigte sich auf sehr philosophische Weise mit asiatischen Kampfsportarten. Außerdem war er ganz bestimmt ein ausgezeichneter Liebhaber. So jemanden hatte Susanne verdient.
    Und es gab noch einen ganz entscheidenden Vorteil: Antweiler war seit längerem solo. Es hatte zwar einmal eine Frau Antweiler gegeben, aber das war vor seiner Zeit im Kölner Präsidium gewesen. (Antweiler stammte aus Norddeutschland. Dass er sich im Kölschen Klüngel dennoch behauptete, bewies, über welch außerordentliche Qualitäten er verfügte.) Hier und da hatte man ihn in Köln in Begleitung attraktiver Damen aus der Kulturszene gesichtet, aber etwas von Dauer schien bislang nicht darunter gewesen zu sein. Lediglich vor gut zwei Jahren hatte es mit einer an der Kölner Oper engagierten, höchst ansehnlichen amerikanischen Sängerin eine mehrmonatige heftige Liaison gegeben, die seinerzeit im Präsidium für reichlich Gesprächsstoff gesorgt hatte. Die Dame befand sich aber schon lange wieder in Amerika.
    In der großen Ausnahmezeit des Domprobstfalles, der sich so bedrohlich ausgeweitet hatte, dass sogar der Kölner Dom ins Wanken geraten war, hatte Tönsdorf damals vorübergehend eine gewisse Annäherung zwischen Antweiler und Susanne zu beobachten geglaubt. Doch leider war dieser hoffnungsvolle Ansatz anschließend wieder in der üblichen beruflichen Stress-Routine versandet. (Gott sei Dank hatte diese Schamanin, ein

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