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Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Titel: Wendland & Adrian 03 - Nachtauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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Schutz gestellt wird! Eine Million Hektar. Das ist eine Fläche halb so groß wie Hessen! Und dazu ist für weitere achtundsechzig Waldtäler ein ein- bis zweijähriger Baumfällstopp verhängt worden. Außerdem hoffen sie, dass viele dieser Täler auch langfristig geschützt werden. Da hat der Kampf sich wirklich ausgezahlt! Silver Bears Leute haben bestimmt eine Riesenfete gefeiert. Ich muss unbedingt morgen seiner Tochter ’ne E-Mail schicken, um zu gratulieren! Jetzt hat der geheimnisvolle weiße Bär doch noch eine Überlebenschance. Und die vielen anderen Tiere dort.«
    Für einen Moment packten sie die Erinnerungen an ihre Zeit in den riesigen westkanadischen Wäldern. »Ein einziges Mal hab ich einen weißen Bären gesehen, als ich mit Silver Bear und seinen beiden Enkeln herumgepirscht bin«, sagte sie leise. »Ein ganz magischer Augenblick war das.«
    Jonas lächelte sie an. »Ich möchte gern mal mit dir nach Kanada reisen, damit du mir dort alles zeigen kannst. Und wir können Silver Bears Familie besuchen.« Bei deren Besuch in der Eifel hatte Jonas sie ins Herz geschlossen, sehr zu Chris’ Freude. Manche Europäer hatten mit Indianern so ihre Probleme, doch Jonas, der über einen ziemlich schrägen Sinn für Humor verfügte, kam bestens mit ihnen klar.
    »Und wenn ich mit dir in der Wildnis unterwegs bin«, fuhr er fort, »wüsste ich, däss ich keine Angst vor Bären zu haben brauche.«
    »Vor Bären muss man immer ein bisschen Angst haben«, widersprach Chris. »In der Wildnis geht man ihnen möglichst aus dem Weg. Alles andere wäre purer Leichtsinn. Bären sind eben Bären. Sie sind mit Vorsicht zu genießen und haben ihre Launen.«
    Jonas machte ein schalkhaftes Gesicht. »Bärinnen lassen sich aber zähmen – vorausgesetzt, es findet sich ein tollkühner und zärtlicher Dompteur!«
    »Ach! Alter Macho!«, schnaubte Chris und zwickte ihn in die Seite.
    Vor ihnen tauchte rechts der Autobahn weithin sichtbar das Industrieanlagengewirr der Europetrol-Ölraffinerie auf. Chris drehte sich zu Mister Brown um, der leidenschaftlich gern Auto fuhr und die ganze Zeit fasziniert aus dem Fenster starrte. »Schau!«, rief sie ihm zu. »Da bekommt unser Landy sein Futter her!« Was Mister Brown mit lautem Gebell zur Kenntnis nahm.
    Jonas setzte den Blinker. »Dann beschreib mir mal, wie wir zu dem Haus von diesem Raffineriedirektor kommen, in den Susanne sich verknallt hat«, sagte er, während er sich in die Autobahnausfahrt Köln-Rheindorf einordnete.

    Als Jonas den Wagen schwungvoll vor Feltens Haus zum Stehen brachte, warf Susanne ihren Zigarettenstummel in den Rinnstein, löste sich vom Kotflügel ihres Dienst-Opels, an dem sie lässig gelehnt hatte, und ging ihnen entgegen.
    Chris hatte also ihre ganze Bagage mitgebracht. Jonas stieg flott aus, Chris etwas gemächlicher. Als Erstes ging sie zur Heckklappe und befreite Mister Brown, der sofort auf Susanne losstürmte und an ihr hochsprang. »Na! Nicht hochspringen!«, rief Chris.
    Chris knuddelte Susanne kurz und schaute dann neugierig zum Haus. »Ziemlich hässlicher Kasten«, meinte sie. »Darin muss ja jeder normale Mensch Albträume kriegen.«
    Mario trat aus dem Haus und kam ihnen entgegen. Als er das Gartentor öffnete, sprang Mister Brown auch an ihm schwanzwedelnd und bellend hoch. »Na! Nicht hochspringen!«, rief Chris.
    »Nicht schlimm«, sagte Mario.
    Chris drückte ihm die Hand. »Ich bin Chris. Wir können uns ruhig duzen.«
    Auf dem Weg ins Haus sagte Mario: »Du bist aber dick. Isst du so viel oder hast du was mit den Drüsen?«
    Oh, shit, dachte Susanne. Hätte ihn warnen müssen, dass Chris’ Gewicht ein Tabuthema ist. Die Einzigen, die sie darauf ansprechen dürfen, und auch das nur gelegentlich, sind Jonas und ich.
    Chris’ Gesicht verfinsterte sich. »Essen ist eines meiner Hobbys«, sagte sie, gefährlich spitz, »und meine Drüsen sind vollkommen in Ordnung.«
    »Abnehmen ist gar nicht schwer«, fuhr Mario in jugendlicher Unbekümmertheit fort. »Sandy Eberhard, die Tochter meines Adoptivonkels, war früher auch viel zu dick, aber dann hat sie angefangen, Sport zu treiben und sich gesund zu ernähren, und heute ist sie superschlank. Echt kaum wieder zu erkennen. Sport ist dafür überhaupt das Beste: Joggen, Tennis, Mountainbiken, das verbrennt total viele Kalorien.«
    »Ich will aber nicht abnehmen«, knurrte Chris. »Ich finde mich okay so, wie ich bin. Und ich bewege mich gern, wenn auch vielleicht etwas langsamer als andere

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