Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Titel: Wendland & Adrian 03 - Nachtauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
Vom Netzwerk:
Abenteuerlust nicht zu verlieren und aus jeder Situation das Beste zu machen. Denn ganz egal, wie wenig oder wie viel wir über das Universum wissen, eines ist auf jeden Fall immer richtig: Glück und Freude tun gut. Also versuchen Abenteuerschamanen nicht, das Böse zu bekämpfen, wie es die grimmigen Kriegerschamanen traditionell immer versucht haben, sondern sie streben danach, möglichst viel Glück und Freude zu erzeugen – für sich selbst und für andere. Und so helfen sie mit, dass aus dem Gedudel der Laienspielschar irgendwann vielleicht mal eine wunderschöne Symphonie werden kann. Hey – klingt doch toll, nicht? Ich finde, ich formuliere heute richtig gut. Nicht so einer von den Tagen, an denen ich nur vernuschelte Halbsätze zustande bringe!«
    Jonas streichelte zärtlich ihren Oberschenkel. »Du solltest deine Gedanken auch mal aufschreiben.«
    »Dann ist da noch diese Idee, die mich in letzter Zeit oft beschäftigt«, fuhr Chris fort, »dass Energie der Aufmerksamkeit folgt, wie ich’s in einem Buch über den hawaiianischen Huna-Schamanismus gelesen hab. Das spricht ganz entschieden fürs positive Denken. Es ist ganz einfach gut, sich mit Glück und Freude zu beschäftigen und sich auf Wünschenswertes zu konzentrieren, weil dann die Energie in diese Richtung fließt. Je mehr Menschen das tun, desto mehr Glück und Freude entstehen. Und das kann doch nicht falsch sein. Oder, was meinst du?«
    Sie hatten inzwischen die Autobahn erreicht und draußen flog die Landschaft vorbei. Motor und Reifen sangen ihr Lied. Chris fühlte sich geborgen und sanft gewiegt, lehnte entspannt im Sitz und schaute hinaus. Dafür, dass ich so eine ausgeprägte Tiefenökologin bin, fahre ich verdammt gerne Auto, dachte sie etwas schuldbewusst.
    »Es ist überhaupt das einzig Richtige!«, antwortete Jonas. »Und es erlöst dich von der quälenden Frage nach dem Warum, finde ich. Diese vielen Warums, auf die wir nie eine befriedigende Antwort finden: Warum bringen Menschen sich gegenseitig um? Warum machen sie sich gegenseitig das Leben zur Hölle, statt es gemeinsam zu genießen?«
    »Warum ist die Banane krumm?«
    »Genau! Statt Antworten zu suchen, die dir doch niemand gibt, selbst der liebe Gott nicht, falls er existiert, erzeugst du Glück und Freude und versuchst die Welt so schön zu machen, wie es eben geht. Wenn das keine Klasse-Lebensphilosophie ist, weiß ich’s auch nicht!«
    »Stark! Buddha hat sich jahrelang unter den Bodhibaum gesetzt und gefastet – ein schrecklicher Gedanke – und meinem Jonas kommt die Erleuchtung ganz nebenbei beim Angeln!« Chris hob die Arme und reckte und streckte sich ein wenig auf ihrem Sitz. »Vielleicht sollten wir zusammen Bücher schreiben – über schamanische Alltagsphilosophie –, die dann die Bestsellerlisiten erstürmen und in hundert Sprachen übersetzt werden. Dann werden wir überallhin eingeladen, nach Japan, Australien und China, und reisen in der Welt herum, um Vorträge und Seminare zu halten.Wär doch irre ...«
    »Aber was wird dann aus Mister Brown, den Katzen, den Rückepferden und Günters Wald?«, gab Jonas mit dem ihm trotz aller philosophischen Neigungen eigenen Pragmatismus zu bedenken.
    »Hm. Dann werden wir eben sooo berühmt, dass alle Welt zu uns in die Eifel pilgert.«
    Jonas winkte ab. »Ohne mich! Ich hab lieber Schwielen an den Fingern von meiner Gartenarbeit als davon, dämliche Autogrammkarten voll zu kritzeln.«
    Eine Weile hingen sie schweigend ihren Gedanken nach. Zunächst fand Chris die Idee faszinierend, dass Japaner, Australier und Chinesen in Scharen kamen, um die berühmteste Schamanin und den berühmtesten Philosophen des frühen einundzwanzigsten Jahrhunderts persönlich kennen zu lernen. Aber dann malte sie sich aus, wie diese Besuchermassen im Gemüsegarten herumtrampelten, am Waldsee Müll hinterließen und überhaupt die ganze Idylle von Chris’ Wald durcheinander brachten. Nein, entschied sie, zur Weltberühmtheit war sie eindeutig nicht geschaffen. Es war wohl doch besser, nur so im Stillen ein bisschen mit Jonas herumzuphilosophieren. Außerdem hatte sie ja ihre Waldschule. Und Jonas seinen Angel-Debattierklub. Mehr Publicity musste nicht sein.
    Glück und Freude erzeugen ... Eine gute Nachricht fiel ihr ein, die sie Jonas noch gar nicht verkündet hatte. »Heute Morgen kam das neue Greenpeace-Nachrichtenblatt mit der Post. Und stell dir vor – sie haben endlich erreicht, dass ein großer Teil des Great-Bear-Regenwaldes unter

Weitere Kostenlose Bücher