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Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Titel: Wendland & Adrian 03 - Nachtauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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habe in den letzten Jahren mit aller Kraft darauf hingearbeitet, Vorstandsvorsitzender von Europetrol zu werden, und in zwei Jahren, wenn der jetzige Vorstandsvorsitzende in den Aufsichtsrat wechselt, werde ich dieses Ziel erreichen. Ich hätte einfach keine Zeit gehabt mich um deine Erziehung zu kümmern. Und würde diese Geschichte zum gegenwärtigen Zeitpunkt bekannt werden, könnte mir das sehr schaden. Meine Gegner im Konzern könnten sie benutzen, um meinen Durchmarsch an die Spitze aufzuhalten. Du wirst gewiss verstehen, dass ich dieses Risiko nicht eingehen kann ...«
    Was für ein Riesenarschloch, dachte Chris.
    Mario starrte mit versteinertem Gesicht vor sich hin.
    Susanne seufzte und zündete sich eine Zigarette an.
    »Wenn ich erst einmal Konzernchef bin, werden die Dinge ganz anders aussehen. Ohnehin gehe ich davon aus, dass du dieses Testament in seiner jetzigen Form nie zu Gesicht bekommen wirst, sondern dass ich in zwei oder drei Jahren mit dir offen von Mann zu Mann über all das sprechen kann. Ich bin überzeugt, da du ein reifer, einsichtiger Mensch bist, wirst du mir zwar vielleicht nicht verzeihen, aber meine Handlungsweise doch verstehen können.
    In diesem Testament verfüge ich, dass du mein gesamtes Vermögen erbst, meine beträchtlichen Kapitalanteile ebenso wie mein Haus und jenen wunderschönen Artefakt, den dein Großvater Votan mir einst zum Geschenk machte. Einschränkend hierzu verfüge ich, aber ich denke, dies ist auch in deinem Sinne, dass deine Adoptiveltern bis zum Lebensende aus meinem Vermögen eine monatliche Leibrente in Höhe des bisher für deine Erziehung und deinen Unterhalt gezahlten Honorars erhalten sollen. Wie der Notar dir mitteilen wird, schmälert dies mein beträchtliches Vermögen aber nur unerheblich. Du wirst auf jeden Fall ab dem heutigen Tag ein reicher Mann sein und ich wünsche dir für deinen weiteren Lebensweg Glück und Erfolg. Dein Vater Arne Felten.‹
    Im Anhang folgt eine Aufstellung der Vermögenswerte Ihres Herrn Vaters, die er selbst vor seinem Tod noch aktualisiert hat ...«
    Mario unterbrach ihn: »Ich will sein Geld nicht! Und außerdem spüre ich, dass diese Geschichte ... stinkt. Sie ist nicht wahr. Jedenfalls ist es nicht die ganze Wahrheit. Das spüre ich einfach.«
    »Langsam, langsam, junger Mann«, sagte Dr. Jachzig. Er blätterte in seiner Mappe ein Stück weiter.
    Chris fand Feltens Geschichte zumindest in einem Punkt unglaubwürdig: Nach allem, was sie bislang über diese Schädel erfahren hatte, musste es sich bei dem von Felten um ein besonderes Exemplar handeln. Es schien ihr doch reichlich unwahrscheinlich, dass Indianer einfach ihre besonders wertvollen und heiligen Kultgegenstände herschenkten, die für sie von großer religiöser Bedeutung sein mussten. Die Kölner würden ja auch nicht mir nichts, dir nichts das Inventar des Doms verschenken. Die Indianer, die sie kannte, machten gern großzügige Geschenke, aber niemals hätten sie die heiligen Objekte ihres Volkes hergegeben. Ich wette, er hat ihn geklaut, dachte sie, und noch nicht mal in seinem Testament bringt er den Mumm auf das zuzugeben.
    »Das Testament wurde von Herrn Direktor Felten um ein Zusatzdokument ergänzt. Dieses Dokument wurde am vergangenen Sonntag aufgesetzt, also unmittelbar, nachdem sich in der Raffinerie der zweite Todesfall ereignet hatte.«
    Susanne und Chris tauschten erstaunte Blicke.
    »Darin heißt es: ›Mario, mein Sohn. Alles ist jetzt anders. Die beiden Todesfälle hier in der Raffinerie haben die Lage völlig verändert. Der schwarze Jaguar geht auf die Jagd. Und ich glaube zu wissen, warum er gekommen ist. Er wird auch zu mir kommen. Ich fühle es. Und darum will ich die Wahrheit aufschreiben, meine Wahrheit, das, was damals wirklich geschah. In meinem ersten Testament habe ich gelogen, Mario. Der Kristallschädel wurde mir nicht von deinem Großvater zur Hochzeit geschenkt ... «
    Aha, dachte Chris, jetzt kommt’s!
    »... Niemals hätte das Volk des Jaguars seinen heiligsten Kultgegenstand freiwillig hergegeben. Seit alters her, so lange, dass sie selbst die Jahre nicht zählen können, sind die Balam-Leute die Bewahrer dieses Schädels gewesen. Das betrachteten sie als ihre heiligste Aufgabe. Und das Amt des Schädelhüters lag traditionell in den Händen von Votans Familie. Es gibt die so genannten singenden Schädel, Kristallschädel von unglaublicher Fertigungsqualität. Niemand weiß, wann, wo und auf welche Weise sie geschaffen

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